Notorischer Kokaindealer «Schneekönig» jammert vor Gericht
«Ich dealte nur, weil ich ein Burnout hatte»

Er hat bereits mehr als sein halbes Leben hinter Gittern verbracht. Gelernt hat der berüchtigte «Schneekönig» nichts. Reinhard Lutz hat wieder gedealt.
Publiziert: 08.11.2017 um 06:52 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:44 Uhr
Polizisten begleiten Reinhard Lutz 2011 zum Gericht in St.Gallen.
Beat MIchel/SDA

Vor dem Bezirksgericht Zürich jammerte Reinhard Lutz alias der «Schneekönig» (62) erst mal.  Er sei nur wieder im Kokainhandel aktiv geworden, weil der finanzielle Druck zu gross geworden sei und er darum einen Burnout hatte. «Ich habe bei meinem Kumpel Schulden. Er braucht dringend Geld, ich wollte ihm unbedingt helfen.»

Das Gericht konnte die Argumente nicht allzu ernst nehmen. «Wenn einer weiss, dass Kokain verboten ist, dann sind Sie es», sagte der Gerichtspräsident. «Der Druck war nicht so gross, dass ihre Steuerungsfähigkeit beeinträchtigt war. Das ist kein Grund für eine Strafmilderung.»

Eine unglaubliche kriminelle Karriere 

Eine massive Straferhöhung brachte dafür die unglaubliche kriminelle Karriere des Drogendealers. Der Richter: «Sie haben Vorstrafen bis zurück in die 80er Jahre. Und Sie zeigen keine Reue oder Einsicht. Es tut ihnen einzig leid, dass sie wieder in die Kiste müssen».

Das Gericht brummte Reinhard Lutz schliesslich 7.5 Jahre auf. Davon stammen 3 Jahre und 244 Tage von der letzten Freiheitsstrafe, weil er bereits in der Probezeit bereits wieder erwischt wurde. 233 Tage werden ihm von der Untersuchungshaft angerechnet.

«Sie machen es der Polizei einfach»

Reinhard Lutz kassierte 2011 bereits elf Jahre. Nach zwei Dritteln der Zeit kam  der Schweizer 2016 auf freien Fuss. Doch nach etwas mehr als sechs Monaten erwischte ihn die Polizei wieder. «Sie machen es der Polizei einfach», kommentierte der Gerichtspräsident. «Man muss Sie nur nach ein paar  Monaten in Freiheit überwachen, und schon hat man sie wieder. Warum machen Sie das nur?»

Der «Schneekönig», wie der Schweizer im Milieu auch genannt wird, kam als 16-jähriger Teenager erstmals mit dem Drogenhandel in Kontakt. Seit 1977 wurde er zu insgesamt 32 Jahren Gefängnis verurteilt. In der Zeit, die er in Freiheit verbrachte, lebte er zeitweise in einem Penthouse am Zürichberg und fuhr Rolls Royce.

Motorrad wird versteigert

Im Prozess ging es auch um ein getuntes Motorrad, das die Polizei beschlagnahmt hatte. Lutz habe 80’000 in die Yamaha V-Max investiert. Weil sonst kaum Besitz übrig ist, wird das gute Stück versteigert und damit einen Teil der Gerichtskosten gedeckt.

«Schneekönig schreibt ein Buch»

Über sein Leben als Drogenhändler und Gefängnisinsasse - er verpackt momentan Tupperware - schreibt der einst schillernde «Schneekönig» eine Autobiografie. Er habe schon rund 300 Seiten verfasst.

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