Der Vater des 2005 totgebissenen Buben aus Oberglatt ZH leidet noch heute
«Im Traum spiele ich immer noch mit Süleyman»

Sein Sohn Süleyman wurde 2005 von Pitbulls totgebissen. Bekir Yildirim leidet noch immer.
Publiziert: 26.03.2014 um 17:04 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:29 Uhr
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Der 6-jährige Süleyman wurde im Herbst 2005 von drei American Pitbull Terriern angefallen und dabei zu Tode gebissen.
Foto: Blick
Von Beat Michel

Embrach ZH, eine Filiale der Logistikfirma Leimgruber. Bekir Yildirim (39) belädt einen kleinen Sattelschlepper. Das Arbeiten fällt ihm zurzeit schwer. Die Attacke eines American Stafford­shire Terrier auf die Tessinerin Rebecca (5) bringt die ganze Trauer über seinen verstorbenen Sohn Süleyman († 6) zurück. Der Bub wurde im Herbst 2005 auf dem Weg in den Kindergarten von drei Pitbulls getötet.

Bekir Yil­dirim trifft BLICK an seinem Arbeitsort, weil er hier seinen Lebenswillen wieder gefunden hat. Doch immer, wenn in den Medien über Kampfhunde be­richtet wird, erleidet der Logistiker einen Rückfall.

«Die Attacke auf Re­becca hat mich wahnsinnig aufgewühlt. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen. Es war wieder wie am Tag nach dem Tod meines Sohnes», sagt Bekir Yildirim.

«Warum kann man in der Schweiz immer noch ungestraft seinen Kampfhund in der Öffentlichkeit spazieren führen? Immer wieder kommt es zu schweren Unfällen. Man muss die Kampfhunde in der Schweiz verbieten», fordert er. Das Schicksal der kleinen Re­becca beschäftigt ihn. «Das Mädchen wird ein Leben lang Angst vor Hunden haben.»

Nur einen Tag vor der Attacke auf Rebecca hatte Yildirim in Bern ein anderes Erlebnis mit einem Kampfhund. «Ich sah einen jungen Mann mit zwei Pitbulls an der Leine. Er genoss es sichtlich, dass die Leute vor ihm und seinen Hunden Angst hatten. Warum darf der das? Ich hatte nach dem Erlebnis zwei Stunden lang Kopfweh. Konnte fast nicht mehr atmen.»

Die Zeit nach dem Tod seines Sohnes war hart. «Ich fiel in eine schlimme Depression. Ich erhielt starke Medikamente, konnte nicht mehr arbeiten», sagt er. Auch seine Ehe zerbrach kurz nach dem Schicksalsschlag. «Ich landete beim Sozialamt, verlor den Halt, verschuldete mich. Erst nach fünf Jahren kam die Wende. Ich lernte eine neue Frau kennen und heiratete wieder.»

Ein Glück bringt das nächste: «Ich arbeitete zuerst nur 50 Prozent und bezog zur Hälfte eine Invalidenrente, doch schon im gleichen Jahr arbeitete ich wieder 100 Prozent.»

Von da an ging es für Yildirim aufwärts. «Die Besitzerfamilie des Logistikers Leimgruber nahm mich an der Hand und brachte mich ins Leben zurück. Diese Menschen vertrauten mir. Sagten mir immer wieder, dass ich einen guten Job mache», sagt er. «Ohne sie würde ich vermutlich nicht mehr leben.»

Der Tod seines Sohnes aber bleibt präsent. «Ich habe Albträume. Ich sehe manchmal wieder die Bilder, wie die Hunde meinen Sohn angreifen.» Dem Hundehalter könne er bis heute nicht verzeihen. «Er hat mein Leben zerstört.»

Nachts sieht Yildirim Dinge, die er im richtigen Leben nicht mehr erleben kann: «Ich sehe Süleyman jeden Tag im Traum. Wir machen Ausflüge, spielen zusammen. Das wird sich auch nie ändern. Süleyman wird immer mein Sohn sein. Er wird immer das Wichtigste sein in meinem Leben.»

Kinder wollte Yildirim keine mehr. Seit es aber bei der Arbeit so gut klappt, hat sich das geändert. «Ich habe es kürzlich mit meiner Frau besprochen. Ich sagte Ja zu einem Kind.»

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