Der Deutsche bot seinem Garagisten 300'000 Franken für drei Morde
Irrer Graf wollte Auftragskiller anheuern!

Der renommierte Psychologe Richard Graf von F. (51) sitzt seit über einem Jahr in Zürich in U-Haft. Grund: Er wollte seinen Garagisten als Auftragskiller anheuern! Jetzt wird dem deutschen «Grafen» der Prozess gemacht.
Publiziert: 30.04.2020 um 06:40 Uhr
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Aktualisiert: 09.03.2021 um 18:56 Uhr
Er meinte die Mordaufträge gar nicht ernst!
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Jetzt steht er vor Gericht:Er meinte die Mordaufträge gar nicht ernst!
Dominique Rais, Viktor Dammann

Er hat einen Adelstitel, ist ein renommierter Psychologe und gut betucht: Doch das Leben von Richard Graf von F.* (51), der als Verkehrs- und Familienpsychologe im Aargau eine eigene Praxis betrieb, ist mehr Schein als Sein. Jetzt steht der Deutsche, der seinen Titel einer arrangierten Adoption zu verdanken hat, wegen versuchter Anstiftung zum Auftragsmord am Donnerstag in Zürich vor Gericht.

Der tiefe Fall des Grafen aus dem bayrischen Oberviechtach (D), der einst Richard S.* hiess, nimmt im Herbst 2018 seinen Lauf. Der mehrfache Familienvater, der mit einer C-Bewilligung in der Schweiz lebt und arbeitet, hat damals mit massiven Problemen zu kämpfen.

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Richard Graf von F. (51) ist ein renommierter Psychologe, der bis zu seiner Verhaftung am 12. April 2019 als Verkehrs- und Familienpsychologe im Aargau eine eigene Praxis betrieb.
Foto: zvg

Garagist sollte Auftragsmorde für Grafen (51) begehen

Der Graf führt ein berauschendes Leben. Er schnupft Kokain, raucht Marihuana und wirft sich MDMA und LSD ein. Doch in seiner Beziehung kriselt es. Schliesslich sieht er keinen anderen Ausweg mehr und sucht nach einem Auftragskiller: Er will seine Ex-Frau Tabea T.*, seine damalige Partnerin Samira B.* und sich selbst umbringen lassen.

Richard Graf von F. greift zum Telefon, kontaktiert Milo G.*, einen einstigen Patienten. Er will den Aargauer Garagisten als Auftragskiller anheuern.

«Ich möchte endlich ein anderes Leben führen»

«Ich bin echt am Anschlag. Ich habe echt gedacht, mit Samira läuft es wieder. Jetzt hatten wir einen Riesenstreit, obwohl ich nur einen Satz gesagt habe, der ihr nicht passte. Jetzt ist diese Schlampe von Frau einfach abgehauen. Ich bin echt dermassen am Abgrund. Ich bin echt zerstört. Du musst mir helfen. Töte diese Drecksfrau oder mach irgendwas», sagt der Graf in einer Sprachnachricht vom 3. September 2018 an Milo G.

Und es bleibt nicht bei einer derartigen Nachricht. Weitere folgen. Am 10. November schreibt der Graf Milo G. in einer Textnachricht: «Am besten, wir erschiessen diese Drecksfrau, und die Mutter meiner ersten Tochter auch gleich noch. Du weisst, dass ich in meinem Denken radikal bin. Ich möchte endlich ein anderes Leben führen. Bitte hilf mir dabei. Bro! Für mich ist das keine Floskel, sondern absolut ernst.»

300'000 Franken für drei Auftragsmorde

Der zweifach promovierte Psychologe bietet Milo B. insgesamt 300'000 Franken für die drei Auftragsmorde, will ihm dafür auch seine Schusswaffen zur Verfügung stellen. Der Graf setzt den Garagisten zunehmend unter Druck.

Am 10. März 2019 kreuzt der Psychologe mit Gesichtsmaske und Baseballmütze vermummt in seinem Porsche Cayenne bei Milo B. auf. Er hat seine mit zwölf Schuss geladene Pistole vom Typ «Arsenal Strike One 9mm Para» bei sich, droht seinem Ex-Patienten, versucht in dessen Wohnung zu kommen.

Psychologe sitzt seit über einem Jahr in U-Haft

Milo G. alarmiert schliesslich die Polizei. Am 12. April 2019 wird der Graf verhaftet und sein Haus durchsucht, wie es in der Anklageschrift heisst. Seit über einem Jahr sitzt er mittlerweile im Gefängnis Zürich in U-Haft.

BLICK-Recherchen zeigen: Weil er seine Beiträge nicht mehr zahlte, flog er aus den Fachverbänden. Die Internetseite des Verkehrsgutachter ist noch immer online. Doch: «Herr F. ist nicht mehr Mitglied der Dachorganisation FSP und damit auch nicht mehr Mitglied des Gliedverbandes SGRP. Demzufolge ist er nicht berechtigt die auf seiner Homepage aufgeführten Fachtitel aufzuführen.»

Angeklagter Adelstitel-Träger bestreitet versuchte Auftrasmord-Anstiftung

Am Donnerstag wird Richard Graf von F. vor dem Bezirksgericht Zürich der Prozess gemacht – unter anderem wegen mehrfacher versuchter Anstiftung zu vorsätzlicher Tötung. Der Psychologe hat sich laut seinem Anwalt Pascal Felchlin damals in einer Lebenskrise befunden. Er bestreite, es ernst gemeint zu habe. Er habe in einem Moment der Frustration und Verzweiflung über seine Beziehungen, gepaart mit Alkoholkonsum und Drogen, gehandelt.

Noch hat die zuständige Staatsanwältin das geforderte Strafmass nicht bekannt gegeben. Doch dem Grafen drohen bei einer Verurteilung mehrere Jahre Haft.

* Namen geändert

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