Der Schock sitzt in Hedingen auch Tage nach der Bluttat tief. «Vor allem die Ungewissheit darüber, was wirklich passiert ist, macht Angst», sagt eine Anwohnerin. Sie hat, wie fast jeder im Dorf, das Grossaufgebot von Polizei und Ambulanz am Freitag live mitbekommen.
Gegen 17 Uhr hatte ein Bewohner des Mehrfamilienhauses im Dorfkern die Polizei alarmiert. Im Treppenhaus lag eine junge Frau mit einer Schusswunde. Der Nachbar, an dessen Türe die Schwerverletzte verzweifelt geklopft hatte, sagte zu BLICK: «Es war eine junge Frau, die an der Brust verletzt war. Ihre Hände waren blutverschmiert. Sie sagte etwas von einem Freund, der Hilfe brauche.»
Nachbar fand blutende Frau
Schliesslich trifft ein Einsatzkommando der Polizei ein. Zwar hätten die Polizisten versucht, mit den Bewohnern Kontakt aufzunehmen, erzählt der Nachbar. «Ich habe nur lautes Stöhnen gehört.» Zudem habe jemand auf den Heizkörper geklopft, wohl um auf sich aufmerksam zu machen. Die Polizisten hätten dann versucht, über die Heizung in Kontakt mit der Person zu treten. «Sie schrien, dass sie zweimal klopfen solle, wenn sie Hilfe brauche», erzählt der Nachbar. «Das hat sie dann sehr laut gemacht.» Danach gab es kein Lebenszeichen mehr.
Als die Polizisten die Wohnung betreten, finden sie einen toten Mann und eine weitere Schwerverletzte. Dazu eine Schusswaffe. Zwar gehen die Ermittler von einem Streit des Trios aus. Wer aber auf wen schoss, ist völlig unklar.
Schwer verliebt – oder heillos zerstritten?
Fest steht: Alle drei Involvierten wohnten in der Tatwohnung. Coiffeur Marc L.* (†35), der in Zürich Geschäftsführer eines Toupet-Produzenten ist, zog zusammen mit Lana F.* (29) ein. In den sozialen Medien geben sich die beiden schwer verliebt – und posten Fotos von romantischen Dinners, aus den Ferien oder dem chic eingerichteten Zuhause. Die Frau mit ruandischen Wurzeln kommt aus der Westschweiz und ist in der Gastronomie, als Model und Tänzerin tätig.
Maxie V.* (28) zog dann vor etwa zwei Monaten nach, wurde in der Dorfzeitung namentlich in der Gemeinde willkommen geheissen. V., ebenfalls aus der Westschweiz, trat erst im Dezember eine neue Stelle in einem Zürcher Restaurant an. Sie und Lana F. sind beste Freundinnen.
Wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, habe es in der Beziehung von Coiffeur Marc L. und seiner Freundin offenbar gekriselt. Das Paar habe sich trennen wollen, heisst es aus ihrem Umfeld. War das Bild, dass das Paar auf Social Media von sich zeichnete, also bloss noch Fassade?
Opfer Lana F. wahrscheinlich querschnittgelähmt
Lana F. wurde bei der Bluttat dermassen schwer verletzt, dass sie querschnittgelähmt sein soll, schreibt der «Tages-Anzeiger» weiter. Die 28-jährige Maxie V. befinde sich noch immer in Lebensgefahr. Ihre Freunde bangen um die Leben der beiden jungen Frauen. Einer, der besonders schwer von der Tragödie getroffen wurde, ist Maxie V.s Freund. «Zum Mond und zurück», schreibt er auf Facebook zu einem Foto, das ihn zusammen mit seiner Freundin und Lana F. an einer Party zeigt.
Die Partyszene: Sie verband Maxie, Lana und Marc. Die beiden Frauen arbeiteten als Tänzerinnen, Marc L. war im Musik-Eventbereich tätig. Gegen aussen schienen die drei in der Vergangenheit ein Dreamteam – bis aus dem Traum ein blutiger Alptraum wurde. Was genau sich in der Wohnung im zweiten Stock des modernen Mehrfamilienhauses abspielte, können nur die beiden überlebenden Frauen beantworten. Eine Befragung war aufgrund ihres Gesundheitszustandes bislang aber noch nicht möglich.
*Name der Red. bekannt