Der Bahnübergang bei der Haltestelle Neugut in Wallisellen ZH wird von manchen Anwohnern nur «Tod» genannt. So unübersichtlich und heimtückisch ist er. 60 Mal hat es seit der Eröffnung der Glattalbahn 2010 schon gekracht. Am Montag kam es zum Drama mit Lucy H.*. Ein Tram erfasste die 12-Jährige auf dem Velo und verletzte sie tödlich. Der Kanton und die Verkehrsbetriebe Glattal (VBG) wollen eine Verbesserung der Sicherheit auf dem Streckennetz. Doch von fünf geplanten Barrieren steht bisher erst eine.
Die Frage: Wer macht die Glattalbahn endlich sicher?
«Wir bringen immer wieder Vorschläge»
Glattalbahn-Sprecherin Katrin Piazza sagt zum BLICK: «Wir bringen beim Kanton immer wieder Vorschläge ein, wie die Glattalbahn sicherer gemacht werden kann.» Zwei weitere Barrieren sollen bis Ende Jahr stehen. Eine vierte soll im Frühling 2018 fertig sein. Bei der letzten geplanten Barriere ist es laut Piazza noch unklar, wann sie fertiggestellt sein wird.
Beim Kanton reagiert man auf die BLICK-Anfrage nervös. Beim Tiefbauamt sei man nicht zuständig für die Sicherheit der Glattalbahn. Eine Anfrage zum Thema bei der Chefin des Verkehrsamtes, Regierungsrätin Carmen Walker Späh, muss schriftlich eingereicht werden. «Auch als Mutter kann ich den Schmerz der Eltern nachfühlen», sagt die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin zum Unfall. «Sein Kind auf so tragische Weise zu verlieren, ist etwas vom Schlimmsten, was einem passieren kann.»
«Zuständig ist das Verkehrsunternehmen»
In Sachen Sicherheit spielt Walker Späh den Ball zurück an die Glattalbahn: «Operativ für die Sicherheit zuständig ist grundsätzlich das konzessionierte Verkehrsunternehmen, das in diesen Belangen vom Bundesamt für Verkehr beaufsichtigt wird.»
Glattalbahn-Sprecherin Piazza sieht den Betreiber nicht allein in der Verantwortung: «Aus Sicht der Glattalbahn wäre es natürlich am sichersten, wenn sämtliche Übergänge mit Barrieren gesichert würden», sagt sie. «Aber das kann die Glattalbahn nicht alleine bestimmen. Wir tun unser Möglichstes, um das Streckennetz sicher zu machen.»
Geschwindigkeit gedrosselt
Neben der fertiggestellten Barriere wurden vereinzelt weitere Massnahmen umgesetzt. An Stellen, wo Jogger verbotenerweise immer wieder gerne die Gleise überqueren, seien zum Beispiel Warntafeln aufgestellt worden. Ausserdem habe man auf den immer wieder geäusserten Vorwurf reagiert, die Trams seien zu schnell unterwegs. Piazza: «Wir haben 2014 entschieden, an den kritischen Kreuzungen das Fahrtempo auf 36 km/h zu drosseln, bis die Barrieren gebaut sind.» Kritische Fussgängerübergänge wurden grün markiert.
Ob der tödliche Unfall von Montag sicherheitstechnische Massnahmen nach sich ziehen wird, muss sich zeigen. Die nötigen Untersuchungsergebnisse liegen noch nicht vor.
IMAGE-ERROR (inline_image_6093460355926368228)«Ich bin überzeugt, dass die Verantwortlichen nun alles Erdenkliche tun werden, um dieses tragische Ereignis aufzuarbeiten, und alles daran setzen, dass sich solche Vorfälle nicht wiederholen», sagt Regierungsrätin Walker Späh.
Unübersichtliche Situation
Doch die konkrete Frage bleibt: Wie kann der Bahnübergang an der Todesstelle Neugut, wo der Unfall am Montag passierte, sicherer gemacht werden? Eine weitere Barriere wirds dort wohl nicht geben. Die Stelle sei dafür nicht geeignet, sagt der Sprecher des kantonalen Amts für Verkehr, Markus Gerber. Die Verkehrssituation ist dort äusserst unübersichtlich: Der Sichtkontakt zwischen Tramführern und Fussgängern oder anderen Verkehrsteilnehmern wird durch breite Brückenpfeiler an gewissen Stellen verunmöglicht.
*Name der Redaktion bekannt