Freudestrahlend hebt ein Mann mit Engelsflügeln von seinem Rollstuhl ab und schwingt sich in die Lüfte. Darüber der Schriftzug ‹Gott sei Dank!›. Neben dem Rollstuhl ist eine Signatur zu erkennen. Mit dieser Todesanzeige verabschiedet sich der Cartoonist Jupe Haegler (†80). Er starb am 2. September in Zürich.
Der gebürtige Basler litt jahrelang an Multiple Sklerose (MS). Die Krankheit fesselte ihn an den Rollstuhl. Sein Tod, auch eine Erlösung. Daher auch der Spruch in der unteren Hälfte der Anzeige: «Ich freue mich auf keine Zukunft.»
Die Zeichnung fertigte der Illustrator aber nicht eigenes für seinen Tod an, wie seine Frau erklärt. «Das Bild stammt aus dem Jahr 2011. Er hat es für eines seiner Bücher gezeichnet und findet sich auf der letzten Seite», sagt Marianne Haegler-Zwahlen (72) zu BLICK. Sie habe gleich gewusst, dass diese Zeichnung perfekt für die Todesanzeige ihres Mannes ist. «Das hätte meinem Jupe auf jeden Fall gefallen. Er wollte immer eine besondere Todesanzeige. Und ich denke, das ist mir gelungen.»
Sammelte besondere Todesanzeigen
Ihr Mann habe sich schon alleine wegen seiner Krankheit viel mit dem eigenen Tod beschäftigt und sich Gedanken gemacht. «Er hat seit Jahren Todesanzeigen ausgeschnitten und gesammelt, die ihm besonders ins Auge gestochen sind. Seine eigene hätte er sicher auch ausgeschnitten», erklärt seine Witwe.
Sie habe auch positive Rückmeldungen bekommen. Von Freunden, Kollegen, aber auch von einem ihr völlig Unbekannten. «Jemand schrieb mir in einer Karte, dass dies die schönste Todesanzeige sei, die er bislang gesehen hätte. Das hat mich natürlich gefreut.»
Jupe Haegler arbeitete unter anderem für das Schweizer Fernsehen und veröffentlichte zusammen mit dem Texter Reto Meienberg (62), der ebenfalls an MS erkrankte, zwei Cartoon-Bände zum Thema Behinderung. (jmh)