Mit hängendem Kopf sitzt Beat S.* (58) auf der Anklagebank. «Es ging mir um Erfolg, Aufmerksamkeit und Anerkennung», sagt der einstige Finanzchef des Getränkeherstellers Rimuss vor dem Schaffhauser Kantonsgericht.
Die Anklage lautet auf ungetreue Geschäftsbesorgung und Urkundenfälschung und fordert 3½Jahre Haft. Beat S. gibt zu, seinen Arbeitgeber ab 2011 um rund zwei Millionen Franken betrogen zu haben.
Der grosse Teil davon fliesst in die Klubkasse der Frauenmannschaft des FC Neunkirch, wo Beat S. bis Frühjahr 2017 als Sportchef wirkt. Er finanziert nicht nur die Löhne der Spielerinnen, sondern lässt Rimuss klammheimlich auch für deren Krankenkassen und Wohnungsmieten aufkommen.
Schluchzende Erklärungsversuche
«Ich glaubte immer, das Geld mit neuen Sponsoren irgendwann zurückzahlen zu können», beteuert Beat S. «Mein Gewissen habe ich dabei ausgeschaltet», fügt er schluchzend an.
Bitter: Der Mega-Betrug trägt massgeblich dazu bei, dass die Besitzerfamilie Rahm die Firma Rimuss aus Hallau SH kurze Zeit später verkaufen muss. Und dass der FC Neunkirch sein Frauen-Team nach dem Double-Gewinn 2016/17 aus der NLA zurückzieht.
Das Versäumnis: Rimuss lässt den Finanzchef frei über einen Kontokorrent-Kredit mit einer Limite von 100'000 Franken verfügen – ab Eröffnung ist das Konto permanent überzogen.
Sogar Lohnansprüche des Sohnes werden abgezwackt
Um bei der Buchprüfung nicht aufzufallen, fälscht S. einen neuen Kredit und gaukelt vor, dass die Kreditlimite bei 200'000 Franken liegt. Als das Konto immer tiefer ins Minus fällt, zwackt S. gar gefälschte Lohnansprüche seines Sohnes ab.
Hier stellt sich die Frage, ob Beat S. alleine handelte. Denn als Mitangeklagte sitzt Lara T.** (32) neben ihm. Die Staatsanwaltschaft wirft der Buchhalterin vor, ihrem Chef unter anderem mit gefälschten Dokumenten geholfen zu haben.
T., die sich bis heute für den FC Neunkirch engagiert, bestreitet die Vorwürfe: «Ich habe niemals wissentlich etwas gefälscht, sondern nur meine Aufträge ausgeführt.»
Mögliche Komplizin plädiert auf Freispruch
Von der beantragten Bewährungsstrafe will Lara T. nichts wissen, lässt ihren Anwalt auf Freispruch plädieren. Beat S. hofft derweil, mit 24 Monaten bedingt ums Gefängnis herumzukommen.
Auch Ex-Rimuss-Patron Robert Rahm (81) verfolgt den Prozess aufmerksam: «Ich schäme mich. Mir ist es bis heute unbegreiflich, dass der Geschäftsleitung jahrelang nichts aufgefallen ist.»
Ex-Rimuss-Patron hat dem Angeklagten verziehen
Beat S. hat er längst vergeben. Vor dem Saal kommt es gar zu einer Umarmung. «Ich habe ihm eine neue Stelle vermittelt. Lasst ihn arbeiten, damit er noch einen Teil des Schadens zurückzahlen kann», wünscht Rahm. Das Urteil ist für Freitag angekündigt.
* Name der Redaktion bekannt
** Name geändert