Abends, wenn es langsam dunkel wird, sieht es über der Talstation aus wie auf einer spektakulären Chilbi-Bahn. Farbig schimmernde Lichter weisen den atemberaubend steilen Weg den Hang hinauf auf den Stoos. Keine Frage: Die Fahrt mit der top-modernen Standseilbahn ist ein Abenteuer. Eins, auf das alle Beteiligten lange warten mussten.
Diese Einweihungsfeier, die am Freitag unter anderen mit Bundespräsidentin Doris Leuthard begangen wurde, kam über zwei Jahre zu spät. Nach dem Spatenstich im Jahr 2012 war der Zeitplan eins ums andere Mal in Verzug geraten, sodass die Standseilbahn nun mit über zwei Jahren Verspätung ihren Dienst aufgenommen hat.
Fukushima-Effekt machte alles teurer
Dafür überzeugt die Bahn jetzt umso mehr mit Zahlen und Fakten: Von 562 Metern über Meer geht es hoch auf 1306 Meter. Insgesamt 136 Personen passen in einen der Wagen. An der steilsten Stelle weist die Bahn eine Neigung von bis zu 110 Prozent auf – Weltrekord! Doch die Fahrgäste merken davon wenig, denn durch den automatischen Niveauausgleich stehen alle Passagiere stets waagrecht. Rund vier Minuten ist die Standseilbahn unterwegs.
Ursprünglich auf 43 Millionen Franken beziffert, lagen die Kosten für die Bahn zuletzt bei 52 Millionen Franken. Davon stammen 28 Millionen von Bund, Kanton, Bezirk und Gemeinde. 3 Millionen Franken sind Aktienkapital, der Rest Fremdmittel. Doch auch dieser Betrag werde nicht reichen, sagte Thomas Meyer, Verwaltungsratspräsident der Stoosbahnen AG. Die Endkosten konnte er bei der Eröffnungsfeier noch nicht beziffern.
Meyer nennt aber Gründe, welche den Preis in die Höhe getrieben haben. Das sei einerseits der Fukushima-Effekt, der die Sicherheitsbestimmungen verschärft habe. Zudem sei etwa mit Shops oder Feuerwehreinrichtungen mehr in das Projekt hineingepackt worden, was allerdings auch Ertrag abwerfen werde.
Alte Stoos-Bahn geht am Sonntag in den Ruhestand
Die längere Bauzeit schliesslich schlägt sich ebenfalls in den Kosten nieder. Das Bauunternehmen machte wegen Planung und Geologie Mehrkosten geltend, die die Bauherrin nicht bezahlen wollte. Dieser Hickhack dauerte bis vergangene Woche an. Nun wurde bei einem Schlichtungsverfahren eine Einigung erzielt.
Seit Samstag ist die Bahn auch für alle Einheimischen geöffnet. Ab Sonntag ist sie dann auch für alle übrigen Gäste in Betrieb. Der Startschuss für die neue Rekordbahn auf den Stoss ist zugleich das Ende für die alte Stoosbahn, die 1933 in Betrieb genommen wurde. Sie fährt am Sonntag um 19.33 Uhr ein letztes Mal und geht dann in den Ruhestand. (cat/SDA)