Wurm-Milch sollte in Coop-Käse landen
Ekelhafter Streit im Muotatal

Bei einem genossenschaftlichen Käselieferanten von Coop herrscht dicke Luft. Dies wegen renitenten Bergbauern, die immer wieder versuchen, dem Chef-Käser Ekel-Milch unterzujubeln. Der Vorstand der Genossenschaft schaut weg. Der Chef-Käser hat nun die Kündigung eingereicht.
Publiziert: 17.04.2018 um 23:27 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 16:48 Uhr
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Toni Holdener, ehemaliger Betriebsleiter der Alpkäserei Pragel-Bödmeren, hat aus Protest gekündigt.
Foto: Remo Nägeli/Schweizer Illustrierte
Flavio Razzino

Der feine Bergkäse der Alpkäserei Pragel-Bödmeren in Moutathal SZ ist so beliebt, dass Coop jährlich über zehn Tonnen davon verkauft. Toni Holdener (46) hat mit dem Käse schon viele regionale und nationale Auszeichnungen geholt – die «Schweizer Illustrierte» bezeichnete den Chefkäser darum auch schon als «Muotathaler Käseschmöcker».

Doch jetzt stinkt es Holdener gewaltig! Der Grund sind Bergbauern, die ihm mehrfach Ekel-Milch untergejubelt haben. Und dass der Vorstand der Käserei-Genossenschaft diesem Treiben tatenlos zugeschaut haben soll.

Milch durchsetzt mit Würmern

«Vier Lieferanten haben in den letzten fünf Jahren Probleme gemacht», sagt Holdener. Lieferant A.* etwa hat wiederholt Milch mit Wasser gepanscht. Im Gespräch mit BLICK gibt der Bauer sein Vergehen zu, will das aber nie mit Absicht gemacht haben.

Lieferant B.* indes lieferte Milch, die durchsetzt war mit Würmern und Maden. «So etwas kann passieren, aber das bedeutet nicht, dass die Milch schlecht war», rechtfertigt er sich.

Milch mit einer viel zu hohen Keimzahl jubelte Lieferant C.* der Alpkäserei unter. Üblicherweise sind dreckige Melkschläuche und Zitzengummis Ursache dafür.

Und Lieferant D.* schliesslich leerte saure Milch in den Tank der Alpkäserei – 3800 Liter mussten entsorgt werden.

Trotzdem hat der Vorstand der Genossenschaft auf harte Konsequenzen verzichtet. So gab es keine Liefersperren und im Falle der mit Wasser gepanschten Milch auch kein Strafverfahren wegen Betrugs. Beim Durchsetzen strengerer Qualitätsrichtlinien liess der Vorstand Chefkäser Holdener gar auflaufen.

Grüsel-Bauer waren im Genossenschafts-Vorstand

Die Lieferanten sind gut vernetzt mit dem Vorstand. Drei der vier Grüsel-Bauern sind ehemalige Vorstandsmitglieder der Käserei.

Beat Betschart, Präsident der Genossenschaft, verteidigt die Lieferanten denn auch vehement. «Ja, es gab vereinzelt Probleme bei der Milchqualität, aber wir haben das Gespräch gesucht und Erklärungen dafür gefunden. Wir nehmen das Thema Qualität ernst.» Fall abgeschlossen.

Mit dem Chefkäser ist Betschart hingegen längst nicht fertig: «Holdener hat wegen einer Erkrankung seiner Frau Probleme mit den Nerven – darum verhält er sich so.» Mit Unstimmigkeiten, was die Qualität betreffe, habe seine Kündigung nichts zu tun. Holdener wehrt sich: «Das ist eine bösartige Unterstellung! Mir geht es nur um die Qualität.»

Coop pocht auf einwandfreie Qualität

Glück für Abnehmer wie Coop: Dank dem Chefkäser landete bislang nie Käse aus Ekel-Milch in den Verkaufsregalen. Aber weil der Vorstand der Genossenschaft die Qualitätsansprüche von Holdener nur halbherzig mittrage, will dieser die Käseproduktion nicht mehr verantworten.

Coop möchte sich zu den internen Querelen des Zulieferers nicht äussern. Der Grossverteiler pocht aber auf höchste Qualität, betont Mediensprecher Ramón Gander. «Wir haben ein engmaschiges Kontrollsystem, um sicherzustellen, dass nur Käse bei uns in den Laden kommt, der qualitativ einwandfrei ist.»

* Namen der Redaktion bekannt

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