Auf Facebook präsentiert er sich stolz als Soldat und posiert in Armeeuniform. Als Berufsbezeichnung gibt er in seinem öffentlichen Profil an: «Technical Sergeant Air Transportation/Loadmaster Swiss Air Force».
Gleichzeitig steht André S.* auf Facebook offen zu seiner Mitgliedschaft bei der Kameradschaft Heimattreu. Die in der Innerschweiz aktive Gruppe wird dem Neonazi-Netzwerk Blood and Honour zugeordnet, das in Deutschland verboten ist.
André S. macht aus seiner Gesinnung keinen Hehl
Trotzdem ist die Gruppe dort weiter aktiv – erst im letzten Dezember verhaftete die Polizei dort mehrere mutmassliche Mitglieder.
Der im Glarnerland wohnhafte S. macht aus seiner Gesinnung keinen Hehl. So postet er ein Foto, das ihn in einem Pullover der Kameradschaft Heimattreu zeigt – erkennbar an dem Aufnäher mit der Nummer 28. Die Zahl steht für die Buchstaben B und H, Blood and Honour.
Erstmals fiel die Kameradschaft 2014 auf, als eines ihrer Mitglieder einen jungen Mann schwer verletzte. Im Jahr darauf kassierte R. N.* dafür ein halbes Jahr Gefängnis unbedingt, seine Mittäter blieben unbehelligt. Zuletzt fiel N. auf, als er auf Facebook bei einem Schiesstraining für Neonazis mit einer Waffe posierte.
Militäroffizier und strammer Rechtsextremist
Die Kameradschaft trat letztmals Ende November in Basel in Erscheinung. Dort fungierte die Gruppe als Sicherheitstrupp an einer von der rechtsextremistischen Pnos organisierten Demonstration – auch von dort postete André S. Fotos auf seinem Profil.
Tatsächlich ist S. beides: strammer Rechtsextremist, der mit seiner Gesinnung offen umgeht – und gleichzeitig Milizunteroffizier bei der Schweizer Luftwaffe.
Dabei verfolgt die Armee eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Rechtsextremisten, wie Armee-Sprecher Stefan Hofer gegenüber SonntagsBlick sagt: «Im Kader der Armee wird grundsätzlich keine extremistische Geisteshaltung geduldet.» Die Armee, so Hofer weiter, könne den konkreten Fall aus Datenschutzgründen nicht kommentieren.
Grundsätzlich werde das Thema Extremismus von der Armeeführung jedoch sehr ernst genommen.
Keine systematische Kontrolle bei Facebook
Tatsächlich unterhält die Armee für Fälle wie den von André S. eine Fachstelle, die Meldungen über Extremisten entgegennimmt. In den letzten fünf Jahren verzeichnete sie eine leicht ansteigende Tendenz: Insgesamt 42 Meldungen über Personen, die mit ihren extremistischen Aktivitäten im zivilen Leben auffielen, wurden der Stelle gemeldet, wie aus deren Jahresbericht hervorgeht. Zwei Drittel der Fälle betrafen Rechtsextremismus.
Dennoch überprüft die Armee die Facebook-Accounts ihrer Angehörigen nicht systematisch, wie der Bundesrat erst kürzlich in einer Antwort auf eine Interpellation zum Thema festhielt: Nicht nur aus Ressourcengründen, sondern auch aus staatspolitischer Sicht.
André S. wollte die Fotos gegenüber SonntagsBlick nicht kommentieren.
* Name bekannt