Es sind Bilder, die an die dunkelsten Kapitel der Geschichte erinnern: In weisse Kutten gehüllte Rechtsextreme, Fackeln in der Hand, mit einem Marsch durch die Dörfer. Die Szene passiert nicht etwa in den Südstaaten der USA, wo der rassistische Geheimbund Ku-Klux-Klan noch aktiv ist – sondern mitten in der Innerschweiz.
An der Fasnacht in Schwyz, am «Güdelmontag», tauchen die zwölf Gestalten auf. Besammeln sich vor dem Rathaus, stehen dort im Kreis. Einige Fasnächtler stören sich am Anblick, weisen die Vermummten weg. Die weissen Roben sind mit roter Farbe verschmiert. Es soll wohl Blut symbolisieren.
Hitlergruss und Keltenkreuz
Ihr Ziel haben sie erreicht: Provokation. Das zeigen auch Fotos, die später von der Truppe auftauchen. Gemütlich sitzen sie im Kreis, trinken Bier, rauchen – und einer zeigt den Hitlergruss in die Kamera. Kein Wunder: Unter den Kutten stecken Rechtsextreme, wie BLICK-Recherchen ergeben. Auf einem zweiten Bild steht die Gruppe im Eingangsbereich des Lokals stramm. Sie stellen sich hinter eine Fahne, die ein Keltenkreuz zeigt. Es ist ein Symbol der Neonaziszene, steht für die «Überlegenheit der weissen, nordischen Rasse».
Als BLICK am Mittwoch das Lokal besucht, gibt sich die junge Frau hinter dem Tresen freundlich als Chefin aus. Doch als das Gespräch auf die Ku-Klux-Klan-Gruppe fällt, wird sie sauer. Zuerst behauptet sie: «Die Fotos sind nicht hier entstanden.» Sagt, dass diese in einem anderen Restaurant in der Region entstanden seien. Doch auf den Bildern ist sogar die Einrichtung jener Beiz erkennbar.
Ronny S. (27) posiert mit T-Shirt der Waffen-SS
Schliesslich krebst sie zurück: «Ich sage gar nichts zu den Fotos.» Das Restaurant sei aber am Montag geschlossen gewesen. Einer, der den Schlüssel zum Lokal besitzen dürfte, ist der Beizersohn Ronny S.* (27, Name geändert).
Er ist ein Rechtsextremer, der in der lokalen Szene verkehrt. Das verhehlt der junge Mann auch nicht: Auf seinem Facebook-Profil postet er widerliche Karikaturen – zwei erhängte Sklaven, die mit ihren Körpern eine Hängematte für einen Mann in Ku-Klux-Klan-Kleidung bilden – oder posiert im T-Shirt mit dem «Waffen SS»-Logo. Befreundet ist er mit Leuten aus der «Blood & Honour»-Szene, einem faschistischen Netzwerk mit Tausenden Mitgliedern.
Ein Szenekenner stellt klar: «Der Fackelumzug war kein übler Scherz. Das sind Leute aus der rechtsextremen Szene.» Er betont: «Einige aus der Gruppe sind gewaltbereit und kampferprobt.» Namen will er keine nennen.
SVP-Gemeindepräsident: «So etwas gehört nicht nach Schwyz!»
Der Schwyzer Gemeindepräsident Xaver Schuler (39, SVP) äussert sich deutlich zum Vorfall: «Falls Straftatbestände vorliegen, sollen diese zur Anzeige gebracht werden.» Er sagt: «Wenn ich die Bilder ansehe, glaube ich nicht an einen Scherz.» Der Auftritt erinnert ihn an ein extremistisches Milieu und sagt: «So etwas gehört nicht nach Schwyz!»
Und CVP-Gemeinderätin Irène May-Betschart aus Brunnen SZ sagt: «Falls der Auftritt der Ku-Klux-Klan-Gruppe am Montag kein ausserordentlich schlechter Scherz war, sondern wirklich das öffentliche Zur-Schau-Tragen von rechtsradikalem Gedankengut, dann ist es ein Missbrauch unserer Fasnacht und aufs Schärfste zu verurteilen.» Sie fügt vorsichtig an: «Bevor ein vorschnelles Urteil gefällt wird, soll die Polizei ermitteln.»
Das tut die Kantonspolizei Schwyz. Sie weiss vom Vorfall. Aktuell laufen «erste Abklärungen» dazu.
Nicht der erste Auftritt der Klan-Brüder
Dass der Auftritt erst jetzt publik wurde erstaunt sogar die in Schwyz ansässige Lokalzeitung «Bote der Urschweiz». So seien die Ku-Klux-Klan-Brüder schon vor dem Fackelzug vom Montag in der Öffentlichkeit marschiert: Am 11. Februar am Nachtumzug in Unteriberg SZ. Laut der Zeitung waren vier Personen in gleicher Klan-Kluft beobachtet worden. «Sie marschierten Richtung Dorf, waren aber plötzlich nicht mehr auffindbar», erklärte ein Augenzeuge.
* Name geändert
Der rassistische Ku-Klux-Klan wurde 1865 im US-Bundesstaat Tennessee gegründet. Mit Morden an Afroamerikanern und Attentaten auf Politiker kämpfte der Geheimbund damals gegen die Abschaffung der Sklaverei. Bei nächtlichen Überfällen trugen Mitglieder ihr Markenzeichen: weisse Kutten mit Kapuzen. Im Verbund mit brennenden Kreuzen verbreiteten sie so Angst und Schrecken. Seit den 1990er-Jahren greift der Klan gezielt schwarze Kirchengemeinden an. Nach Schätzungen zählt der Ku-Klux-Klan in den USA heute bis zu 8000 Mitglieder, die gezielt Kontakte zu Rechtsextremisten im Ausland pflegen.
Der rassistische Ku-Klux-Klan wurde 1865 im US-Bundesstaat Tennessee gegründet. Mit Morden an Afroamerikanern und Attentaten auf Politiker kämpfte der Geheimbund damals gegen die Abschaffung der Sklaverei. Bei nächtlichen Überfällen trugen Mitglieder ihr Markenzeichen: weisse Kutten mit Kapuzen. Im Verbund mit brennenden Kreuzen verbreiteten sie so Angst und Schrecken. Seit den 1990er-Jahren greift der Klan gezielt schwarze Kirchengemeinden an. Nach Schätzungen zählt der Ku-Klux-Klan in den USA heute bis zu 8000 Mitglieder, die gezielt Kontakte zu Rechtsextremisten im Ausland pflegen.