Die Bilder sind verstörend: Am Montagabend marschierte eine Gruppe mit Fackeln und Ku-Klux-Klan-Kutten an der Schwyzer Fasnacht auf, posierte vor dem Rathaus, zeigte den Hitlergruss. Ein geschmackloser Scherz? Mitnichten. Hinter der Aktion stecken Rechtsextreme. Sie nutzten das Fasnachtstreiben, um ihre Gesinnung offen zur Schau zu tragen.
Die Hintermänner stammen aus dem Umfeld des in Deutschland verbotenen Blood-and-Honour-Netzwerks, einer militanten, rechtsextremen Organisation mit weltweit mehr als 10'000 Mitgliedern. Deren Anhänger organisieren sich in der Innerschweiz in drei Gruppierungen: in der Kameradschaft Heimattreu, der Brigade 8 Schwyz sowie der Nationalen Aktionsfront.
«Was für ein Theater wegen nichts»
Am aktivsten ist die Kameradschaft Heimattreu. Diese äusserte sich am Mittwoch auf Facebook zur Empörung über den Ku-Klux-Klan-Aufmarsch: «Meine Güte, was für ein Theater wegen nichts. Wir lassen uns von eurer Hetze bestimmt nicht beeindrucken.»
Die Organisation tritt äusserst militant auf und pflegt enge Kontakte ins Ausland. Am 5. März 2016 nahmen Mitglieder an einer Schiessübung im österreichischen Feldkirch teil. Mit dabei: Neonazis aus Ungarn und Deutschland.
Auch vor Gewalt gegen Andersdenkende schreckt die Kameradschaft nicht zurück. Der gravierendste Vorfall passierte 2014 an der Schübelbacher Fasnacht: Damals attackierte ein Mitglied der Gruppierung einen 32-jährigen Schweizer mit Irokesenfrisur. Der Mann trat seinem am Boden liegenden Opfer mit Stahlkappenschuhen mehrmals in den Bauch und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht. Der Angegriffene überlebte laut dem Staatsanwalt nur, weil er sofort ins Spital eingeliefert wurde.
In den letzten Jahren hat sich die rechtsextreme Szene in der Region weiter gefestigt. Ihr harter Kern umfasst heute mehrere Dutzend Personen, darunter auffallend viele Junge. Besonders aktiv sind die Neonazis in der Region Ausserschwyz, den Gebieten an Zürich- und Obersee.
Gewaltbereite Rechtsextremisten
Auch der Schweizer Nachrichtendienst (NDB) stellte in seinem letzten Sicherheitsbericht fest, dass Schwyz zu den Kantonen mit überdurchschnittlich vielen gewaltbereiten Rechtsextremisten gehört.
Längst haben sich in der Region Szenetreffpunkte etabliert. Einer davon ist das Lokal in Brunnen SZ, in dem sich die Kapuzenmänner vor ihrem Aufmarsch zum Bier versammelt haben. Ein Zufall ist es kaum: Der Sohn des Beizers selbst pflegt Kontakte zu Blood-and-Honour-Anhängern. Auf seinem Facebook-Profil postet er widerliche Karikaturen – etwa zwei erhängte Sklaven, die mit ihren Körpern eine Hängematte für einen Mann in Ku-Klux-Klan-Kleidung bilden – oder posiert im T-Shirt mit dem Logo der Waffen-SS.
Noch ist unklar, ob sich die Gruppe mit ihrem Aufmarsch an der Fasnacht strafbar gemacht hat. Die Kantonspolizei Schwyz hat Ermittlungen aufgenommen und erste Personen vernommen.