Der Zugriff erfolgte am Dienstagabend: Die Kantonspolizei Luzern nahm die Rapperin Loredana Zefi (23) in einer Wohnung in Luzern fest und führte eine Hausdurchsuchung durch. Dies berichtet «20min.ch».
Die Polizeiaktion setzt dem Albtraum eines Walliser Ehepaars ein vorläufiges Ende. Loredana und ihr Bruder sollen der 52-jährigen Frau und ihrem Mann (53) mit irrwitzigen Lügengeschichten rund 900'000 Franken abgeknöpft haben.
Angefangen hat alles mit einer Internet-Bekanntschaft der Walliserin. Auf der Dating-Plattform Badoo lernte die 52-Jährige im Juni 2016 Loredanas Bruder kennen. Dieser gab sich als «Antonio Cas» aus. Der Name war frei erfunden.
«Er wirkte so vertrauenswürdig»
Cas baute während mehrerer Monate das Vertrauen zur Walliserin auf. «Er war ein toller Gesprächspartner», sagt sie zu «20min.ch». «Er wirkte so vertrauenswürdig und zuvorkommend.» Im September 2016 tischte ihr der Mann die Geschichte auf, seine kranke Mutter brauche eine neue Niere. Sie habe jedoch keine Versicherung, brauche deshalb dringend Geld für die Operation.
Die Walliserin lieh Antonio 87'000 Franken. Er versprach, die Summe bis Ende Jahr zurückzuzahlen. Das Geld sah die Walliserin nie wieder. Schliesslich fand das Ehepaar heraus, dass Antonio ihnen eine falsche Identität vorgaukelte. Die beiden wollten den Mann anzeigen, doch die Polizei winkte ab. Das Ehepaar habe blauäugig gehandelt. Die Sache sei selbst verschuldet, habe die Polizei den Wallisern beschieden.
Dies hielt die beiden nicht davon ab, Loredanas Bruder weiter Geld zu leihen. Unter dem Vorwand, im Casino das geschuldete Geld zurückzugewinnen, ergaunerte sich der Mann weitere 113'000 Franken. Insgesamt schuldete er dem Ehepaar inzwischen 200'000 Franken.
Gab sich als uneheliche Tochter von Valentin Landmann aus
Dann trat Loredana auf den Plan. Die Rapperin gab sich als Anna Landmann aus. Sie sei Anwältin und uneheliche Tochter des Zürcher Star-Anwalts Valentin Landmann. Sie habe vom Betrugsfall erfahren und wolle dem Ehepaar helfen, das Geld zurückzuholen.
Unschwer zu erahnen, dass es die angebliche Anwältin ebenfalls auf das Geld des Ehepaars abgesehen hatte: Loredana verlangte 12'000 Franken für ihre juristische Hilfe. Die Walliserin übergab der Rapperin das Geld am HB Zürich in einem Kuvert.
Unter immer neuen Vorwänden – stets mit dem Versprechen verbunden, das verlorene Geld zurückzuholen – verlangte «Anwältin Landmann» immer neue Geldsummen. Als das Ehepaar nicht mehr flüssig war, machte es bei Verwandten und Bekannten Schulden.
So knöpfte Loredana den beiden gesamthaft 700'000 Franken ab. Bei 250'000 Franken des an Loredana und ihren Bruder übergebenen Geldes handelte es sich um das Ersparte des Ehepaars. Mit den restlichen 650'000 Franken stehen die Walliser nun bei Verwandten und Bekannten in der Kreide.
«Als ich das Bild sah, habe ich einen Schock bekommen»
Als die Walliserin im Februar 2018 ein Foto der Rapperin in der Zeitung sah, traf sie fast der Schlag: «Als ich das Bild sah, habe ich einen Schock bekommen. Ich traute meinen Augen nicht», sagt sie. Trotzdem reichte die 52-Jährige erst im Juli eine Strafanzeige gegen Loredana ein. Die Vorwürfe: Betrug, Erpressung, Nötigung und Drohung.
Die Staatsanwaltschaft Luzern hat nun eine Untersuchung wegen Verdacht auf Betrug eingeleitet. Eine Anzeige gegen ihren Bruder hat die Walliser Staatsanwaltschaft im Februar fallengelassen, weil die Betrogene die grundsätzlichsten Vorsichtsmassnahmen missachtet habe.
Laut dem Sprecher der Luzerner Staatsanwaltschaft, Simon Kopp, ist die Rapperin inzwischen wieder auf freiem Fuss. «Es besteht weder Flucht- noch Verdunkelungsgefahr», sagt Kopp auf Anfrage zu BLICK. Eine erste Befragung habe bereits am Dienstag stattgefunden. «Am Mittwoch werden weitere Befragungen durchgeführt.» Für Loredana gilt die Unschuldsvermutung.
Verliert sie den Frauenfeld-Gig?
Die Rapperin ist zusammen mit ihrem Ehemann Mozzik als Loredana + Mozzik am Openair Frauenfeld gebucht. Eine Entscheidung, das Konzert nach den Betrugsvorwürfen aus dem Programm zu nehmen, ist bisher nicht gefallen.
Festival-Sprecher Joachim Bodmer will den Rechtsfall unter Hinweis auf das laufende Verfahren nicht kommentieren. Es handle sich um eine private Angelegenheit der Künstlerin. «Die Veranstalter des Openair Frauenfeld werden den weiteren Verlauf dieses Falls aufmerksam verfolgen und je nach Verlauf entsprechend reagieren», sagt Bodmer. (noo)
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