Dutzende Skifahrer kurven über die Piste in Oberalp bei Andermatt UR. Der Himmel am Stephanstag ist strahlend blau. Plötzlich druchbricht ein Grollen die Winter-Idylle. Um 10.47 Uhr lösen sich die Schneemassen – Lawinenalarm mitten auf der Piste!
Ein Video des Unglücks zeigt, wie die Wintersportler den Abhang hinunter rasen, versuchen, der Schneewalze zu entkommen. Oberhalb steht ein Freerider, beobachtet, wie die Lawine unter ihm Skifahrer mitreisst. Seine Schneespur führt direkt in die Lawine. Hat er die Schneemassen ausgelöst?
Polizei-Einsatzleiter Reto Pfister sagt kurz nach dem Unglück zu BLICK: «Wir suchen diesen Freerider.» Man könne aber noch nicht mit Sicherheit sagen, ob ein Wintersportler für die Lawine verantwortlich ist.
Am Freitag folgt dann die Präzisierung: Wie auf den Aufnahmen zu sehen sei, liegt die Abbruchstelle der Lawine deutlich über der Spur, die der Freerider in den Tiefschnee gefahren hat. Pfister ruft dennoch auf: «Wir wären froh, wenn sich diese Person bei uns melden würde oder andere Skifahrer, die ihre Identität kennen könnten.»
Piste war zum allerersten Mal offen – Polizei ermittelt
Die betroffene Piste war erst am Donnerstag geöffnet worden – zum allerersten Mal! Die Urner Polizei hat nun Ermittlungen aufgenommen. Zum einen wird abgeklärt, was genau die Schneemassen in Bewegung gesetzt hat. Zum anderen wird aber auch die Freigabe durch die Bergbahnen untersucht. «Wir ermitteln, ob die Bedingungen eine Öffnung der Piste überhaupt gerechtfertigt haben», sagt Einsatzleiter Reto Pfister zu BLICK.
Rainer Flaig, CEO der Andermatt-Sedrun Sport AG bedauert den Vorfall. «Es war eine Naturschneepiste, also nicht künstlich beschneit. Uns ist wichtig, dass der Vorfall akribisch untersucht wird.» Am Freitag bleibt die Piste in Oberalp definitiv geschlossen. Ob sie fürs Wochenende wieder freigegeben wird, wollen die Verantwortlichen im Laufe des Tages entscheiden.
Bei der Lawine handelt es sich um eine Gleitschneelawine, wie sie nur an steilen Hängen vorkommen. Ausserdem muss die Schicht zwischen Schneedecke und Boden nass oder feucht sein. Entsprechend lösen sich Lawinen vor allem an wärmeren Tagen.
Sechs Personen aus Schneemassen geborgen
Die Schneemassen verschütteten mindestens sechs Personen. Ein Grossalarm wurde ausgelöst. Die Rettungskräfte eilten herbei, befreiten die Verschütteten. Die Rega flog zwei Frauen mit leichten Verletzungen ins Spital. Die anderen vier blieben unverletzt. Alle sechs stammen aus der Schweiz, teilt die Kantonspolizei Uri am Nachmittag mit.
Die beiden Verletzten konnten das Spital laut Kantonspolizei wieder verlassen. Eine von ihnen bereits am Donnerstagabend, die andere wurde über Nacht noch zur Kontrolle im Spital behalten.
Eine BLICK-Leserreporterin beobachtete die Naturgewalt am Donnerstagmorgen. «Der Schnee ist mit voller Wucht auf die Skifahrer zugedonnert. Ich bin nur fünf Minuten vorher über eben diese Piste gefahren, hatte also grosses Glück», sagt sie.
Die Rettungskräfte und Lawinenexperten vor Ort schätzten das Ausmass der Lawine als «gross» ein. Der Kegel misst rund 60 auf 300 Meter. Er wurde durchkämmt. Zentimeter für Zentimeter. Die Rettungskräfte beenden die Suche am Donnerstagabend. Sie haben keine Verschütteten mehr gefunden.
Es herrschte Gefahrenstufe 3
In Andermatt herrschte am Donnerstag Lawinengefahrenstufe 3. Das bedeutet: kritische Lawinensituation. «Spontane Lawinen und Fernauslösungen sind möglich», schreibt das SLF dazu.
Erst im Februar 2019 donnerte in Crans-Montana VS eine Lawine auf eine markierte Piste. Vier Personen wurden verschüttet, darunter Pistenpatrouilleur Mathieu L. (†34) aus Frankreich, der in der Region wohnte. Der Franzose erlag im Spital seinen Verletzungen. Er war mit seinem Skitöff auf einem Rettungseinsatz unterwegs, parkierte in der Falllinie der Lawine. Skigebiete wie Engelberg und Andermatt reagierten nach der Tragödie und sperrten einzelne Pisten.
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