Schwyz vertreibt Wirtepaar von der Schwanau
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Miete verdreifacht:Schwyz vertreibt Wirtepaar von der Schwanau

Kanton will mehr Besucher auf die Mini-Insel im Lauerzersee locken und verdreifacht die Miete
Schwyz vertreibt Wirtepaar von der Schwanau

Seit drei Jahren betreibt Hugo Lenzlinger (53) das Restaurant auf der Insel Schwanau bei Lauerz SZ mit eigenem Fährbetrieb. Ein Lebenstraum für den Schwyzer. Doch nun droht die Idylle zu zerbrechen, denn der Kanton verlangt eine Wuchermiete.
Publiziert: 02.08.2020 um 23:23 Uhr
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Aktualisiert: 03.08.2020 um 07:26 Uhr
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Seit drei Jahren steht Hugo Lenzlinger (53) in der Küche vom Restaurant auf der Insel Schwanau. Doch nun verlangt der Kanton eine Wuchermiete.
Foto: JESSICA KELLER
Johannes Hillig (Text), Jessica Keller (Fotos)

Mit der Pacht der Insel Schwanau bei Lauerz SZ erfüllte sich Hugo Lenzlinger (53) mit seiner Frau Tanja Aebli (51) vor drei Jahren einen Traum. «Ich bin in der Gegend aufgewachsen, kenne die Insel, seit ich ein kleiner Bub war», sagt er zu BLICK. Doch Ende Oktober muss das Wirtepaar runter von der Insel. Der Kanton Schwyz, der die Insel vermietet, will mehr Geld. Viel mehr Geld. Statt 18'000 Franken pro Jahr – nun 52'000 Franken, also das Dreifache.

«Die Forderung ist utopisch. Ich kann das gar nicht in den sechs Monaten im Jahr erwirtschaften, in denen das Restaurant geöffnet ist», so der erfahrene Gastronom. Das Restaurant sei zu klein. Drinnen und draussen könne man nur 80 Gäste bedienen. Das reicht nicht, um die neue Pacht und die laufenden Kosten zu decken. Denn es geht nicht nur ums Restaurant, sondern auch um die Insel.

Auch die Insel muss gepflegt werden

Das Wirtepaar und die fünf Angestellten kümmern sich um das gesamte Areal (6000 Quadratmeter). Heisst: Bäume stutzen, Hecken schneiden, die Denkmal geschützten Gebäude pflegen. Hinzu kommt der eigene Fährbetrieb. Aufwand, der nicht nur Zeit, sondern auch Geld kostet.

Der Kanton erstellte mithilfe externer Gastroberater ein neues Konzept: «Insel für alle». Ziel: Mehr Gäste zu günstigeren Preisen. «Wir sind doch eine Insel für alle, nur eben auf Reservation. Anders geht es auch nicht. Der Platz ist begrenzt. So hat man garantiert einen Platz, wenn man kommt», sagt Wirtin Tanja Aebli. Auch, weil die Fähre nicht ständig hin- und herfahren könne. Das rentiere sich nicht.

Massentourismus versus exklusive Gäste

«Die Insel Schwanau ist nicht für den Massentourismus gemacht. Bei dem neuen Konzept ist der Konkurs vorprogrammiert», so Hugo Lenzlinger. Der Kanton sieht das anders. Peter Glanzmann (59), Vorsteher des Hochbauamts, steht hinter der «Insel für alle». Er betont: «Es geht nicht um Massentourismus, sondern darum, dass die Insel nicht exklusiv für wenige Gäste zugänglich ist.» Es gäbe nämlich entsprechende Rückmeldungen aus der Bevölkerung.

Auch an der Pachterhöhung hält der Kanton fest. Zuvor habe es sich um einen besonders günstigen Mietzins gehandelt, da der Vertrag auf zwei Jahre befristet war. Als Übergangszeit, bis man ein neues Konzept entwickelt habe. Der neue Vertrag gelte nun für fünf Jahre. Daher der im Vergleich hohe Mietzins, den bereits der Vorgänger des Wirtepaars zahlen musste.

Verhandlungen gescheitert

Eigentlich sei man ja zufrieden mit dem Wirtepaar. Daher habe man anfangs auch Vertragsverhandlungen über die weitere Zusammenarbeit geführt. Diese seien aber gescheitert, «weil keine Einigung über die grundsätzliche Ausrichtung erzielt werden konnte», heisst es vonseiten des Kantons. Inzwischen wurde die Insel neu ausgeschrieben. Laut Glanzmann hätten sich bislang sechs Bewerber gemeldet.

Für das Wirtepaar und die fünf Angestellten wartet an Land ein schwerer Gang: Sie müssen aufs RAV.

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