Es begann wie im Märchen: Im Jahr 2009 kaufte Peter Pühringer das Park Hotel in Vitznau LU.
Der Luxus-Investor, einer der reichsten Männer Österreichs, rettete das Hotel vor dem Verfall. Ein Segen für die kleine Gemeinde am Ufer des Vierwaldstättersees. Für mehr als 200 Millionen Franken liess er den schlossähnlichen Bau von Grund auf renovieren.
Auch sonst zeigte sich Pühringer spendabel: Er schenkte dem Dorf fünf Millionen Franken, damit es die Steuern senken konnte; er verlegte seinen Wohnsitz nach Vitznau und versprach, dort einen Konzertsaal zu bauen. Am 22. März wurde das Park Hotel eröffnet, mit einer pompösen Feier samt Feuerwerk.
Verhandlungen gescheitert
Doch nicht für alle hat die Geschichte ein Happy End. Bauunternehmer und Handwerksbetriebe erheben gegen den Investor schwere Vorwürfe: Pühringer und die Park Hotel Vitznau AG zahlten Rechnungen nur zögerlich, unvollständig oder gar nicht. Verhandlungen vor dem Friedensrichter scheiterten. Gegen die Aktiengesellschaft wurden Betreibungen eingeleitet. Anfang Juli kommt es zu ersten Klagen vor Gericht.
«Die nicht bezahlten Forderungen belaufen sich auf zehn Millionen Franken», schätzt Enrico Schrepfer, Inhaber eines Sanitär- und Heizungsunternehmens in Chur. Er steht mit anderen Geschädigten in Kontakt. Ihm schuldet die Park Hotel Vitznau AG gemäss detaillierten Abrechnungen 1,1 Millionen Franken.
Vier Millionen habe er bereits bekommen, sagt Schrepfer. «Doch auf die letzte Million muss ich warten, warten und nochmals warten.» Dem Sanitärbetrieb droht der Konkurs. «Ich bin zahlungsunfähig», sagt Schrepfer, «musste schon mehrere Mitarbeiter entlassen.» Auch Ursula Kreiner, Werbefachfrau aus Auenstein AG, blieb auf ihren Rechnungen sitzen: Sie fertigte im Auftrag des Park Hotel weisse Taschen für den Wellnessbereich an, fein bestickt mit dem Logo des Luxushotels. Doch dieses zahlte nicht.
Der Direktor lehnte eine Serie der Taschenkollektion ab. Begründung: Sie sei zu wenig weiss. «Die Taschen sind blütenweiss», betont Ursula Kreiner. Nach mehreren erfolglosen Mahnungen hat sie jetzt eine Betreibung eingeleitet. Es geht um 6841 Franken. «Das ist für mich kein Trinkgeld.»
«Nur Stress und Ärger»
Auf rund 100 000 Franken wartet der Gartendesigner Urs Sutter aus Tuggen SZ. «Der Auftrag in Vitznau war für mich ursprünglich eine tolle Herausforderung, doch jetzt habe ich nur Stress und Ärger.» Sutter will in den nächsten Wochen Klage einreichen.
Josef Fässler, Mitinhaber der Bodenbelagsfirma Susag AG in Dierikon LU, hat mit dem Park Hotel ebenfalls noch Rechnungen offen: «Es ist ein Skandal, wie Pühringer mit uns Handwerkern umspringt.»
Nach Angaben der Gewerkschaften hat das Vorgehen gerade bei ausländischen Investoren System. «Auf dem Bau herrschen Wildwest-Methoden», sagt Giuseppe Reo, Regionalsekretär der Unia Zentralschweiz. Das Park Hotel in Vitznau sei nur ein Beispiel.
«Die Handwerker müssen sich genau erkundigen, mit welchen ausländischen Investoren sie sich einlassen.» Die Rechnung der Bauherren sei oft so: Ein Drittel der Kosten trage der Bauherr selbst, ein Drittel zahle die Bank – und das letzte Drittel müssten die Handwerker abschreiben.
Investor Peter Pühringer weilte diese Woche im Ausland. Sein Mediensprecher Michael Horacek nennt die Vorwürfe «masslos übertrieben». Sie widerspiegelten keineswegs die Realität.
Mit einzelnen Firmen gebe es aus verschiedenen Gründen Probleme. «Aber mit dem weitaus grössten Teil sind wir im besten Einvernehmen!» Etwa 90 Prozent aller Aufträge, so Horacek, seien erledigt und bezahlt.
Der Vitznauer Gemeindepräsident Noldi Küttel, der dem schwerreichen Österreicher noch vor kurzem den roten Teppich ausrollte, gibt sich zurückhaltend.
Über die Klagedrohung der Gläubiger sagt er nur: «Das überrascht mich jetzt völlig.»