Freeride-Profi über das Unglück im Tiefschnee-Mekka am Titlis
«Die Gefahr einer Lawine war offensichtlich»

Ein Snowboarder kam in einer Lawine abseits der Piste ums Leben. Freerider Silvan Poltera (35) erklärt, was den Reiz ausmacht und wie man mit der Gefahr umgeht.
Publiziert: 15.11.2017 um 16:06 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 09:45 Uhr
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Freeride-Profi Silvan Poltera (35) kennt die Gefahren und die Reize der Sportart.
Foto: ZVG
Marlene Kovacs

Ein Zentralschweizer (†32) starb gestern beim Freeriden abseits der Piste in Engelberg OW. Der Mann wurde auf der Abfahrt Laub von einer Lawine verschüttet. Er war in einer Vierergruppe von Snowboardern unterwegs. Seine Freunde konnten ihn in einem Meter Tiefe orten. Für den 32-Jährigen kam aber jede Hilfe zu spät. Er starb noch vor Ort.

Silvan Poltera (35) kennt die Gefahren der Randsportart. Seit 20 Jahren fährt der Freerider aus Düdingen FR abseits der Piste und macht davon Fotos und Videos. «Der Sport ist mit einem gewissen Risiko verbunden, man versucht dieses aber zu minimieren. Es besteht immer die Möglichkeit, dass etwas geschieht», sagt er. «Und wenn ein Fehler passiert, dann hat er meist fatale Folgen. Es ist nicht so, wie wenn man die falsche Glace-Sorte aussucht.»

Orte, an die sonst niemand kommt

Poltera weiss aber auch, warum so viele Snowboarder oder Skifahrer diesen Reiz brauchen. «Mit 15 Jahren war es mir zu langweilig, die normalen Pisten zu benutzen. Man hat den Drang, eigene Erlebnisse zu kreieren.» Man komme an Orte, die sonst niemand sehe. Poltera: «Es ist wunderschön, in der unberührten Natur den Hang hinunterzufahren. Es liegt aber auch in der Eigenverantwortung, das Risiko vor Ort einzuschätzen.»

Dass die Bedingungen gestern Dienstag im Gebiet Engelberg prekär waren, weiss auch der Freeride-Profi. «Die Gefahr einer Lawine war offensichtlich. Nach dem Neuschnee und dem darauffolgenden Temperaturanstieg steigt die Lawinengefahr.»

Auch er selbst erlebte bereits Lawinen-Abgänge. «Ich war glücklicherweise immer nur in der Nähe. Passiert ist nie etwas. Trotzdem weiss ich, dass da auch Glück mitspielte.»

Immer mit dabei: ein Ortungsgerät für Lawinenopfer

Wichtig sei vor allem, nie allein auf Tour zu gehen. «Denn bei einer Lawine sind es meist die Kollegen, die einem das Leben retten. Externe Hilfe kommt in so einer Situation oft zu spät.» Auch Poltera, der für Freerider die Plattform snowbuddies.ch lanciert hat, fährt immer mit Freunden und hat ein Ortungsgerät für Lawinenopfer dabei.

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