Es hätte nur noch zwei Jahre gedauert, dann hätte Ben* (18) sein Diplom abgeschlossen – der Zugang zu internationalen Universitäten wäre gesichert gewesen. Doch von einem Tag auf den anderen hat seine Privatschule, die International School of Central Switzerland (ISOCS), die Schliessung angekündigt. Ben steht vor dem Nichts. Wie über 100 andere Schüler auch.
Am Dienstagabend vergangener Woche hat die Privatschule in Cham ZG die Eltern informiert. Man sei pleite, könne die Kinder und Jugendlichen ab Dezember nicht mehr weiter unterrichten, erklärte die Schulleitung an einem Elternabend. Bens Mutter Samije N.* (36) sitzt im Publikum und ist entsetzt: «Die Nachricht hat uns den Boden unter den Füssen weggezogen», sagt sie zu BLICK.
Schule hat Schulden
Grund für die Schliessung seien Probleme in der finanziellen Organisation der Schule. Die Eltern zahlen je nach Angebot zwischen 25'000 und 30'000 Franken pro Jahr. Die Schule habe dennoch Schulden und könne die Löhne der Lehrer für den kommenden Dezember nicht mehr bezahlen, hiess es am Elternabend weiter.
Samije N. ist sauer: Ben war erst seit Sommer an dieser Schule – und bei seinem Eintritt habe die Schule bereits von der drohenden Pleite gewusst. «Warum haben sie dann überhaupt noch neue Schüler aufgenommen?» Sie hat stolze 12'000 Franken gezahlt: Einschreibegebühren und Schulgeld für drei Monate. Die 36-Jährige will kämpfen: «Wir werden die Schule zur Verantwortung ziehen.»
Lehrer und Eltern versuchen, Schule zu retten
Die Schulleiterin und Gründerin der Privatschule sei seit diesem Tag nicht mehr aufgetaucht. Der stellvertretende Schulleiter und einige Eltern haben die Leitung der Schule übernommen. Man möchte die ISOCS noch retten, schreiben sie in E-Mails, die BLICK vorliegen.
Die neue Schulleitung bettelt bei den Eltern um Geld: So könne man die Lehrer zumindest für den Dezember bezahlen und die Schliessung hinauszögern. Das verschaffe Zeit, die für die Rettung nötig sei.
«Nicht mehr zu retten»
Samje N. glaubt nicht daran. «Die Schule ist nicht mehr zu retten», sagt sie aufgebracht. Die Tage seit dem Elternabend hat sie damit verbracht, Ben von Privatschule zu Privatschule zu karren. Jetzt hat er einen Platz in Schaffhausen gefunden. Auch die meisten anderen Schüler in Bens Klasse hätten schon einen Platz an einer anderen Schule.
Bei der Zuger Direktion für Bildung und Kultur weiss man von den Problemen der ISOCS: «Wir sind mit anderen Gemeinden und Schulen in Kontakt, um allfällige Umplatzierungen vorzubereiten», so Markus Kunz, Leiter der Abteilung Schulaufsicht.
Die Schulleiterin sowie der stellvertretende Schulleiter wollten gegenüber BLICK noch keine Stellung nehmen.
* Name der Redaktion bekannt