Hundesitter Rolf Egli (54) ist am Samstag mit seinen Vierbeinern auf einem Spaziergang an der Reuss in Hünenberg ZG unterwegs. Gegen 07.40 Uhr ist es mit der Idylle vorbei. «Da knallte es dreimal», sagt Egli. Der Lärm kommt aus der Richtung des Anwesens von A. E.* (38): Der Hundesitter ahnt Schlimmes. Schon einmal musste er miterleben, wie einer seiner Schützlinge mit einer Pfefferspray-Ladung verletzt wurde.
Tatsächlich sieht Egli den Familienvater A. E. an der Ecke seines Anwesens. Der Zuger zielt mit irgendetwas aufs Feld. «Ich sah aber nicht, was es für eine Waffe war», sagt Egli dazu.
Dackeldame Shelby (1½) fehlt. «Ich rief sie, und sie kam zum Glück zu mir», sagt Egli. «Ich rief die Polizei. Denn ich war geschockt, der Typ zielte sogar auch auf mich.»
Polizist entdeckt blutende Wunde
Die Beamten sind schnell vor Ort. Ein Polizist untersucht Shelby – und entdeckt eine blutende Wunde am Kopf. Die Hündin ist komplett verstört. Der Hundesitter alarmiert das Frauchen, diese eilt zum Tatort: «Shelby war völlig fertig und der Tierarzt geschockt, dass jemand einem Tier so etwas antun kann!»
Diagnose: Augen geschwollen, Ohr verletzt. Das Frauchen erinnert sich: «Auch mir, dem Tierarzt und dem Polizisten brannten die Augen und Atemwege!»
Der zweite Vorfall
Die Attacke auf Shelby war bereits der zweite Vorfall. Im Mai 2017 passierte Ähnliches mit Golden-Retriever-Rüde «Camillo». Es ist der Hund von A. E.'s unmittelbarer Nachbarin. Sie ist ebenfalls Kundin bei Hundesitter Egli. «Camillo kam mit oranger Farbe auf Schulter und Rücken zurück. Die Flüssigkeit brannte grausam in den Augen», so Egli. Er erstattete schon damals Anzeige gegen den Anwohner.
Mit den Vorwürfen konfrontiert reagiert A. E. gegenüber BLICK gereizt und verweist auf seine vier kleinen Kinder: «Ich habe seit Jahren Probleme mit Hunden, die unkontrolliert auf mein Grundstück kommen. Obwohl mein Haus über 100 Meter vom Spazierweg entfernt ist. Ich habe das mehrmals der Polizei gemeldet, ohne eine Verbesserung. Es macht den Anschein, dass das Wohl der Hunde wichtiger ist als die Sicherheit von Kleinkindern.»
Polizei bestätigt Einsatz
Die Zuger Polizei bestätigte den Einsatz von Samstag. Polizeisprecherin Judith Aklin dazu: «Der Mann hat eine Pfefferpistole gegen einen Hund auf seinem Grundstück eingesetzt.» Sie bestätigt auch, dass der gleiche Mann bereits im Mai 2017 die Waffe bei einem anderen Hund eingesetzt hatte. Die Sprecherin zu BLICK: «In beiden Fällen läuft eine Strafanzeige. Ob sich der Mann strafbar gemacht hat, entscheidet die Staatsanwaltschaft.»
Die Pfefferpistole hat der Mann wohl legal erworben. Denn: Sie fällt unter das Schweizerische Waffenrecht und kann ab 18 Jahren mit einem Kaufvertrag erworben werden. Ein Waffentragschein ist nicht erforderlich, solange er sie nur auf dem eigenen Grundstück mitführt.
* Name der Redaktion bekannt