Bekam Höhenangst
Hund Balthasar (8) muss aus steilem Gelände gerettet werden

Ungewöhnlicher Einsatz in Spiringen UR: Einsatzkräfte mussten einen ungarischen Vorstehhund im Gebiet Vorder Chlus retten. Nach einer Jagd auf Gämse bekam er Höhenangst. Sein Herrchen Silvio Leutwiler berichtet von Balthasars Abenteuer.
Publiziert: 08.05.2020 um 10:45 Uhr
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Aktualisiert: 08.05.2020 um 21:55 Uhr
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Hund Balthasar musste aus steilem Gelände gerettet werden.
Foto: KAPO URI

Silvio Leutwiler (65) aus Kriens LU ist am Donnerstagnachmittag wie gewohnt mit Hund Balthasar (8) in den Urner Bergen unterwegs. Im Gebiet Vorder Chlus in der Gemeinde Spiringen UR riecht der Vierbeiner plötzlich eine Gämse und rennt ihr bergwärts nach. Dabei wagt sich der Vizsla so weit ins felsige Gelände, dass er nicht mehr von alleine runter kommt. Der vor Angst gelähmte Vierbeiner konnte nicht mehr zurückkehren und musste von der Alpinen Rettung geborgen und in einem Rucksack gepackt in Sicherheit gebracht werden, teilt die Kantonspolizei Uri mit.

Obwohl Vizslas – auch kurzhaariger ungarischer Vorstehhund genannt – zu Jagdgebrauchshunden gehören, gehe Balthasar nicht auf die Jagd, versichert sein Herrchen gegenüber BLICK. «Er könnte niemals etwas reissen, vor allem nicht in einem solch steilen Berggelände», sagt Leutwiler. «Er hat natürlich einen Instinkt, wie jedes Tier. Aber da hätte niemals etwas passieren können.»

«Er ist nicht doof und hat verstanden, dass es gefährlich ist»

Offenbar hatte sich Balthasar zu sehr auf sein Instinkt fixiert und einen äusserst ungünstigen Weg gewählt. Denn während die Gämse bereits über alle Berge ist, steckt der Hund fest. «Er war rund 600 Meter weit entfernt und fing an zu bellen», sagt Leutwiler. Als der pansionierte Handwerker seinen Hund erblickt, ruft er ihm zu, dass alles gut komme. «Ich glaube nicht, dass er Angst hatte. Er wollte mit dem Bellen auf sich aufmerksam machen. Er ist ja nicht doof und hat schon verstanden, dass der Weg zurück für ihn gefährlich wäre», sagt Leutwiler.

Der Mann versucht zunächst selber, seinen Hund zu retten. Doch näher als 30 Meter kommt er zur steilen Felswand nicht ran und alarmiert die Polizei. Der ausgerückte Polizist habe es zwar laut Leutwiler geschafft, zum Vizsla zu gelangen, allerdings liess sich der mittlerweile wieder ruhige Hund von der Polizei nicht zur Rückkehr bewegen.

Balthasar ist wohlauf

Aufgrund des schwierigen Geländes musste dann die Alpine Rettung Schweiz aufgeboten werden. Den Alpinrettern sei es gelungen, ins steile Gebiet vorzudringen und den Hund, in einem Rucksack verstaut, in Sicherheit zu bringen. «Der Retter seilte sich aus ca. 50 Metern Höhe runter zu ihm ins Schneefeld. Dann haben die anderen beiden Retter den Hund und den Mensch wieder hochgezogen», sagt der 65-Jährige. Einmal auf festem Boden sei Balthasar dann auch wieder entspannt zum Herrchen runtergerannt. «Er wusste schon, dass er ein Seich gemacht hat. Aber ich bin ihm nicht böse, sondern froh, dass es ihm gut geht», sagt der Besitzer.

Für die Rettung kommt Leutwiler selber auf. «Ich bekomme eine Rechnung zugeschickt und bezahle das auch gerne für meinen Hund», sagt er. Balthasar ist ein ehemaliger Polizeihund aus Budapest (Ungarn). Leutwiler und seine Frau hatten ihn im August 2019 aus einem Tierheim in Füle geholt. Der Abenteurer selber ist mittlerweile wohlauf und nun um eine Bergerfahrung reicher. (man/SDA)

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