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Arzt Christian Wenk ist ein Operations-Opfer
«Meine schmerzvolle Odyssee hat endlich ein Ende»

Christian Wenk ist Arzt. Als Patient hat er mit seinen Berufskollegen schlechte Erfahrungen gemacht. Weil er dies publik machte, wollte man ihn nicht mehr behandeln. Trotzdem ist Wenk heute wieder voller Hoffnung.
Publiziert: 06.01.2019 um 15:50 Uhr
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Christian Wenk in seiner Praxis in Schenkon LU – trotz Schmerzen betreut er hier seine Patienten.
Foto: Philippe Rossier
Cyrill Pinto

Christian Wenk (44) ist seit einem Unfall im Jahr 2000 querschnittgelähmt. Das hinderte ihn nicht an einem selbständigen Leben: Wenk arbeitet als Arzt mit eigener Praxis. Im Herbst 2017 stürzte er dann allerdings schwer. Wenk liess sich ins luzernische Spital Sursee einliefern, wo ihm zwei Hüftprothesen eingesetzt wurden. Doch bei der Operation ging offenbar etwas schief: Tagelang wurde Wenk nicht richtig wach, litt an einer schweren Lungenentzündung. Wenk vermutet als Ursache, dass bei Einleitung der Narkose Erbrochenes in seine Lunge geraten sei und die Infektion ausgelöst habe. Später kommt heraus: Die operierte Hüfte war ebenfalls infiziert. Obwohl Wenk die leitenden Ärzte auf die Symptome hinwies, wollte man die Infektion nicht wahrhaben.

Als eine der Operationswunden aufplatzte und grosse Mengen Eiter austraten, hatte Wenk genug: Notfallmässig suchte er Hilfe in der privaten Klinik St. Anna in Luzern. Doch durch die Infektion waren seine Hüftgelenke bereits versteift und er konnte nicht mehr sitzen. Erst nach langer Suche fand er in Basel einen Arzt, der bereit war, ihn zu operieren.

Spital verweigert Behandlung nach kritischem Artikel

Anfang September 2018 berichtete Wenk im SonntagsBlick, wie er von seinen Kollegen nicht ernst genommen wurde: «Als Patient ist man den Ärzten völlig ausgeliefert.» Doch sein Martyrium war noch nicht beendet. Nach dem kritischen Artikel bat Wenk, der im nahen Schenkon LU seine Hausarztpraxis betreibt, in Sursee um einen Termin. In seinem Arm hatte sich nach wochenlangen Infusionen eine gefährliche Thrombose entwickelt. Statt Hilfe erhielt er eine Absage.

SonntagsBlick liegt das Schreiben vor. Darin teilt der Leiter des Spitals mit, Wenk möge sich an einen anderen Spezialisten wenden. Man «erachte die erforderliche Vertrauensbasis für eine medizinische Betreuung als nicht gegeben». Wenk macht aus seiner Empörung kein Geheimnis: «Statt die Fehler im Spital sauber aufzuarbeiten, verweigert man mir eine Behandlung.» Dabei bestehe für alle Listenspitäler im Kanton Luzern eine Aufnahmepflicht. Weil diese nach Auffassung der Aufsichtsbehörde nur für stationäre Eingriffe gilt, musste sich Wenk an einem anderen Ort behandeln ­lassen.

Dutzende von Operationen nötig

Das Spital Sursee ist ein Ableger des Kantonsspitals Luzern (LUKS). In einer Stellungnahme hält auch dieses fest, dass die Aufnahmepflicht nicht für ambulante Eingriffe gelte. «Das LUKS ist selbstverständlich sehr daran interessiert, alle Patienten zu behandeln, die unsere Dienste in Anspruch nehmen wollen.» Dennoch könne es in Einzelfällen und aufgrund besonderer Umstände vorkommen, dass eine Abweisung unumgänglich sei. «Die Patienten müssen dann an andere Standorte, Spitäler und Ärzte verwiesen werden.» Das LUKS sei an das Patientengeheimnis gebunden und davon nicht entbunden worden. Auch habe man den behaupteten Sachverhalt und die konkreten Vorwürfe gegenüber dem LUKS nicht explizit vorgebracht. Deshalb könne es inhaltlich nicht zu dem Fall Stellung nehmen. Ein Sprecher des Spitals hält aber fest: «Die Fakten im Fall von Christian Wenk stellen sich in unseren ­Akten anders dar, als von ihm dargestellt.»

Nach Dutzenden von Operationen ist für Wenk nun ein Ende in Sicht: Noch im Januar soll sein Rücken in zwei Operationen aufgerichtet werden. Er hofft, in ein paar Monaten wieder aufrecht sitzen zu können. Über ein Jahr nach seiner Einlieferung in Sursee sagt er: «Meine schmerzreiche Odyssee scheint nun definitiv zu Ende zu gehen.»

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