Zahlen lügen nicht. Oder doch? Wie kriminell sind Ausländer in der Schweiz wirklich? Belegt ist: Im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil begehen sie mehr Straftaten als Schweizer. Im Schnitt ist ihre Kriminalitätsrate rund doppelt so hoch.
Doch hier ist schon Schluss mit der Einigkeit. Über die Interpretation der Zahlen gibt es bis heute Diskussionen.
Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat für die Erhebung die Anzahl der Verurteilungen mit der Zahl der ständigen Wohnbevölkerung in der Schweiz abgeglichen. Das ergibt die sogenannte Belastungsrate.
Am höchsten ist diese bei jungen Männern aus Westafrika. Die Kriminalitätsrate beträgt bei ihnen 7,8 Prozent. Mit 6,5 Prozent liegen 18- bis 29-jährige Männer aus der Dominikanischen Republik nur knapp darunter.
Auch wenn man Alter und Geschlecht weglässt, haben Zuwanderer aus diesen Regionen und Ländern die höchste Kriminalitätsrate. Bei Südwest- und Westafrikanern beträgt sie etwas mehr als drei Prozent. Danach folgen Nordafrikaner und Menschen aus der Dominikanischen Republik mit gut zwei Prozent.
Zu rund einem Prozent werden Menschen aus dem Nahen Osten, Ostafrika, der Türkei und Brasilien straffällig. Danach geht es steil nach unten. Bei Spaniern, Franzosen und Italienern liegt die Kriminalitätsrate bei unter 0,5 Prozent.
Deutsche weniger straffällig als Schweizer
Und die Schweizer? Sie werden gemäss den Zahlen von 2014 zu 0,27 Prozent kriminell. Damit sind die Einheimischen aber nicht die gesetzestreusten Bewohner ihres Landes. Bei den Deutschen ist die Gefahr, dass sie straffällig werden, noch leicht tiefer. Briten und Amerikaner werden sogar deutlich weniger häufig straffällig bei uns.
Das BFS betont, dass die Zugehörigkeit zu einer Nation nicht der Grund sei, dass jemand straffällig werde. Wichtiger seien Faktoren wie soziale Schicht oder Bildungsstand. Sie werden in der Statistik aber nicht erfasst.
Unter Experten und in der Bevölkerung ist die Kriminalitätsstatistik bis heute ein heisses Thema. Ein Strafrechtsprofessor zu BLICK: «Die Zahlen sprechen eine unbequeme Wahrheit aus. Es ist nicht die Anzahl der Delikte, die aufschreckt, sondern vielmehr die Differenz der Straftaten unter den jeweiligen Nationen. Manch Spitzenreiter ist nicht ohne Grund an der Spitze.»
Aussagen, die reizen. So sehr, dass der namhafte Professor seinen Namen im Zusammenhang mit den Zahlen nicht mehr in der Zeitung lesen möchte. «Nachdem ich die Arbeit des BFS beim letzten Mal gelobt hatte, hagelte es Drohungen und Beschimpfungen.»
Sechs Fälle, die in Erinnerung bleiben
Die Flüchtlingsfamilie, die für riesige Kosten sorgt
Im September 2014 sorgte eine siebenköpfige Flüchtlingsfamilie aus Hagenbuch ZH für nationale Schlagzeilen. Weil die Integration scheiterte, sorgten sich die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden (Kesb) um die eritreische Familie – mit zeitweise sieben Sozialpädagogen. Sie gingen mit der Mutter einkaufen und putzten die Wohnung. Vier der sieben Geschwister wurden in einem Heim platziert. Bald aber wollte die Gemeinde die Kosten von mehreren Zehntausend Franken pro Monat nicht mehr berappen. Gemeindepräsidentin Therese Schläpfer (SVP) drohte mit einer Steuererhöhung. In der Folge lehnte die Gemeindeversammlung aus Protest das Budget 2015 ab. Die Familie lebt mittlerweile in Andelfingen ZH.
Der Kosovare, der dem Schwinger die Kehle aufschlitzt
Im Sommer 2011 kommt es auf der Terrasse des Restaurants Waldrand in Interlaken BE zu einer folgenschweren Attacke. Der Kosovare Rasim R.* schlitzte Schwinger Kari Zingrich die Kehle auf. Für die Tat musste er sieben Jahre ins Gefängnis. Die Messer-Attacke sorgte landesweit für Schlagzeilen, weil sie die SVP zu ihrem sogenannten «Schlitzer-Inserat» inspirierte. Die Partei schaltete noch im selben Jahr im Zusammenhang mit ihrer Zuwanderungs-Initiative Inserate mit dem Text «Kosovaren schlitzen Schweizer auf!»
Der Psychiater, dem die Patienten ihr Geld geben
Psychiater Frank K.* versprach seinen Patienten im Raum Freiburg und Bern neben Therapieerfolgen auch hohe Renditen mit Ananasplantagen oder im Edelsteinhandel. 15 Patienten vertrauen dem Deutschen ihr Geld an – Opfer Ronny Meuwly (†32) nahm sich sogar aus Scham das Leben. Der Deutsche landete in U-Haft, kam wieder frei und mogelt sich weiter munter durchs Leben.
Die Mafiosi von Frauenfeld
In Frauenfeld fliegt im Frühjahr 2016 eine grosse ’Ndrangheta-Zelle auf. Zwölf Mafia-Mitglieder (37 bis 73) werden festgenommen. Fast alle stammen aus dem Dorf Fabrizia im italienischen Kalabrien. Pikant: Viele wohnten schon seit über 40 Jahren in der Stadt Frauenfeld und lebten ein unauffälliges Dasein als Taxifahrer, Bauarbeiter und Rentner.
Der Raser, der Lorena totfuhr
Im November 2008 rast eine Gruppe Jugendlicher um den Griechen Nekti T.* nach dem Discobesuch in Richtung Schönenwerd SO. Zur gleichen Zeit steigt Lorena (†21) mit ihrer Bekannten Bernadette (62) ins Auto. Am Steuer der Ehemann. Das Ehepaar fährt die junge Frau nach einem Nachtessen nach Hause. Wegen Nebels beträgt die Sichtweiter weniger als 50 Meter. Als der rote VW Golf in eine Seitenstrasse abbiegen will, kommt Nekti T. im Audi seines Vaters mit weit über 100 km/h entgegengebraust. Mit voller Wucht rammt er den VW Golf. Lorena, die hinten im Fond sitzt, hat keine Chance. Sie stirbt noch an der Unfallstelle. Der Grieche kassiert sechs Jahre Knast, wehrt sich aber lange gegen den Gang hinter Gitter. Erst 2013 wandert Nekti T. in den Knast. Schon nach einem Jahr geniesst er Hafturlaub.
Der IS-Sympathisant im Rollstuhl
Der vermeintliche Rollstuhlfahrer und IS-Sympathisant Osama M.* gründete mit drei Komplizen in Schaffhausen eine IS-Zelle. Der Iraker soll mit zwei seiner Landsleute mindestens einen Anschlag in der Schweiz oder in Deutschland geplant haben. Er ging den Fahndern im Frühjahr 2014 in Beringen SH ins Netz. 2016 wurde er vom Bundesstrafgericht in Bellinzona zu vier Jahren und acht Monaten Knast verurteilt.
* Namen der Redaktion bekannt