Sie arbeiten Vollzeit und haben trotzdem nicht genug zum Leben: 120'000 Working Poor (arbeitende Arme) gibt es in der Schweiz. Das teilte das Bundesamt für Statistik (BfS) diese Woche mit. Besonders schwer haben es Alleinerziehende mit Kindern.
Caterina Campillo-Leo (34) ist eine von ihnen. Sie arbeitet Vollzeit. Mit ihrem Netto-Verdienst von rund 3600 Franken muss sie den Unterhalt für sich und ihre drei Kinder Alina (8), Joshua (7) und Ruben (6) bestreiten. Damit leben die vier unter der Armutsgrenze.
Sie wohnen im mittleren Stockwerk eines bescheidenen Häuschens in Romanshorn TG. Miete: 1300 Franken pro Monat. Die Mutter steht jeden Morgen um fünf Uhr auf. «Noch vor sechs Uhr wecke ich die Kinder und bringe sie ins Kinderhaus in Romanshorn», erzählt sie. «Es gibt Momente, in denen sie nicht gern gehen. Aber ich sage ihnen dann, wir müssen stark sein und dass ich arbeiten muss. Meistens verstehen sie das.» Die Kinder sind fünf Tage in der Krippe. Kosten: Rund 1200 Franken pro Monat.
Um 6.50 Uhr beginnt Caterina Campillo-Leo mit der Arbeit. Sie macht eine Ausbildung zur «Fachfrau Hauswirtschaft» in einer Alterswohnstätte: «Das geht von Zimmerreinigung bis zum Organisieren von einem Personalfest.»
Nach der Arbeit holt sie ihre Kinder in der Tagesstätte ab. Sie ist selten vor 19 Uhr zu Hause. «Dann essen wir meistens zusammen, später bringe ich die Kinder ins Bett», sagt sie.Jeden Monat muss die junge Mutter rechnen. Reicht es? 550 Franken gehen für die Krankenkasse weg. Für Ausgaben wie Strom, Heizung, Rechnungen, Essen und Kleider bleibt trotz Alimenten für die Kinder wenig.
«Aber irgendwie schaffen wir das. Ich achte halt sehr darauf, wo ich sparen kann», sagt Campillo-Leo. Als Beispiel: Waschen nur bei Niedertarif. Die Lichter nicht brennen lassen. Selten Fleisch essen.
Nach der Trennung von ihrem Mann stand Campillo-Leo ohne Beruf da. «Das war eine schlimme Zeit», erinnert sie sich. «Doch jetzt sehe ich ein Ziel und gebe alles, damit ich diese Lehre erfolgreich abschliessen kann.» Sie jammert nicht, macht niemandem einen Vorwurf – und will nicht vom Sozialamt abhängig sein. «Wir sind sehr froh über die Unterstützung meiner Eltern, von Bekannten und Institutionen.»
Froh über einen Babysitter
Joshuas Götti hat ihm den sehnlichen Wunsch erfüllt, in den Fussballclub gehen zu dürfen. Der von Alina half, dass sie Flötenunterricht nehmen kann. Und, so die Mutter: «Wir konnten mit der Hilfe der Organisation Kovive (Box) eine Woche nach Luzern in die Ferien. Und in diesem Jahr dank meiner Eltern sogar ans Meer.»
Ob sie nie den Mut verliert? «Doch. Diese Momente gibt es. Aber mir geben die kleinen Dinge im Alltag Kraft, mich wiederaufzurappeln.» Ein Bad mit Kerzenlicht, wenn die Kinder schlafen. Eine Tafel Schokolade oder die Freude über schöne Erlebnisse mit den Kindern.
Was sie sich wünscht? «Froh wäre ich manchmal über einen Babysitter, sodass ich mal eine Stunde für mich hätte zu einem Spaziergang oder so», sagt sie. «Aber manchmal habe ich keine Kraft und keinen Mut, jemanden zu suchen und zu fragen.»
Luxus kennen die Kinder nicht. «Ich würde gern mehr mit ihnen unternehmen.» Mal in den Zoo, in den Säntispark oder ins Kino. «Aber das liegt nicht drin. Wenn ich rechne, was ein Ausflug für uns vier ins Kino kostet – für das Geld gibts ein paar Mal Znacht», sagt Campillo-Leo. Doch sie lässt sich nicht unterkriegen. «Wenn ich die Ausbildung fertig habe, werde ich weiterarbeiten müssen», sagt sie. Doch zuerst droht ein Problem: Alina braucht eine Zahnspange. «Die Kinder müssen zwar auf vieles verzichten. Aber solche Sachen brauchen sie. Und dafür finde ich hoffentlich einen Weg.»
Der Schritt, ihre Situation öffentlich zu machen, fällt ihr nicht leicht. «Ich hoffe, es ermutigt andere, in einer ähnlichen Situation ebenfalls zu kämpfen.»
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