Der Countdown für das neue Zentrum an der Burgfelderstrasse 215 in Basel läuft. Am 25. April öffnet der Scientology-Mega-Tempel Ideal Org seine Pforten. Er ist der erste in der Schweiz. In Europa gibt es nur elf davon. Das Repräsentationsgebäude der Psycho-sekte soll neue Mitglieder anziehen, denn es gibt immer weniger.
Bisher war Zürich mit 120 hauptamtlichen Mitgliedern das Schweizer Zentrum der Sekte. Mit dem Ideal Org wird es Basel. 150 Menschen sollen dort arbeiten. Mit 4600 Quadratmetern ist das Gebäude beinahe doppelt so gross wie jenes in Zürich. Die Scientologen sind im Iselin-Quartier nicht willkommen. «Mir ist es unheimlich, wenn die Menschenfänger hier unterwegs sind, wo unsere Kinder zur Schule gehen», sagt eine Anwohnerin.
Unter dem Motto «Alles, was Krach macht» organisieren zwei Quartier-Originale eine Anti-Scientology-Party. «Wir werden die Eröffnung stören, so gut wir halt können», sagt Thomas Erlemann (50), Anführer der Basler Scientology-Gegner. Er ist Gründer der Organisa-tion «Gewaltfreie Aktion gegen eine Scientology-Zentrale in Basel». Ihn unterstützt der Informatiker Manfred Harrer (63), zuständig für die Aktualisierung der Internetseite. Harrer baut nebenbei eine Datenbank auf, die alle Basler Scientologen aufführt. «Damit sie nicht Firmen und Ämter infiltrieren können», sagt Harrer.
Erlemann und Harrer geniessen breite Unterstützung. Etwa von Physiker Andreas Aste, Präsident der CVP-Sektion Grossbasel West und Privatdozent an der Basler Universität. Aste wohnt ebenfalls im Quartier: «Die Sekte hat einen Ruf, da läuten bei mir alle Alarmglocken. Sie beutet wehrlose Menschen aus.»
Laut Aussteigern werden Mitglieder psychisch abhängig gemacht und finanziell ausgebeutet. Georg Otto Schmid (48), Leiter der evangelischen Infostelle Relinfo, sieht im neuen Tempel eine Offensive: «Scientology kämpft mit happigem Mitgliederschwund. Die Ideal Org sind Teil der aktuellen Kampagne, den Trend umzukehren. Grosse Bauten sollen neue Mitglieder anlocken.» Es werden zwar stets weniger, aber ein paar reiche Schweizer finanzieren Scientology nach wie vor.
«Die verbleibenden Mitglieder stehen unter enormem Druck», sagt Susanne Schaaf (50), Geschäftsführerin der Zürcher Beratungsstelle Infosekta. «Sie arbeiten bis zur Selbstausbeutung, um die Vorgaben zu erfüllen.»
Schlechtes Omen für das Basler Zentrum? «Der Ideal Org in Berlin war ein Flop», sagt Schmid: «Das Gebäude steht so gut wie immer leer.» Scientology Schweiz versteht den Widerstand nicht: «Die Anwohner werden uns gar nicht wahrnehmen, beteuert Sprecher Jürg Stettler. «Wir arbeiten da nur, missioniert wird woanders.»