Eklat vor dem Ski-Weltcuprennen der Frauen am Wochenende – die Bergbahnen in Crans-Montana VS haben quasi über Nacht ein totales Foto-Verbot verhängt. Dabei will die Firma des umstrittenen Milliardärs Radovan Vitek (49) nicht nur das Fotografieren auf den Bahnanlagen und in den eigenen Restaurants unterbinden, sondern auch auf sämtlichen Skipisten.
Ausdrückliche Erlaubnis nötig
Betroffen vom Verbot sind explizit professionelle Fotografen, das bestätigt Bergbahnen-CEO Philippe Magistretti (64). Wer mit Fotoausrüstung die Bahn betreten will, wird daran gehindert. «Erst müssen sie einen Vertrag unterschreiben, in welchem sie deklarieren, keine Fotos und Videos im Skigebiet zu machen, wenn sie dafür keine ausdrückliche Erlaubnis bekommen», sagt Magistretti. Auch BLICK liegt ein solcher Vertrag vor.
Das Verbot hat unter anderem die Journalisten-Gewerkschaft Impressum auf den Plan gerufen, wie der «Nouvelliste», schreibt. Sie befürchtet eine Einschränkung der Pressefreiheit. Die Organisatoren des Ski-Weltcups versichern den Sportjournalisten eiligst, ohne Probleme am Weltcup fotografieren zu dürfen. «Bei uns sind nach wie vor alle akkreditierten Journalisten willkommen», sagt OK-Präsident Marius Robyr (71) zu BLICK.
Fotografen sind selber verantwortlich
Magistretti ist überzeugt, dass das gesamte Skigebiet unter Kontrolle der Bergbahnen stehe – öffentliche Zonen gibt es keine mehr. Darum hätten sie auch das Recht, ein solches Verbot über das ganze Gebiet zu erlassen.
Dem widerspricht der Gemeindepräsident Nicolas Féroud (48) vehement: «Das ist Schwachsinn! Die Berge gehören uns allen. Ein solches Verbot kann man auf der Skipiste darum ignorieren. Zumal die Bergbahnen den Berg nicht gekauft, sondern nur gepachtet haben.»
Warum aber wollen die Bergbahnen die Fotografen verbannen? Magistretti rechtfertigt das mit der neuen Europäischen Datenschutzverordnung. «Wir sind ein internationales Unternehmen und müssen die Verordnung umsetzen. Um das zu können, müssen wir reglementieren, wie Fotografen auf dem Berg arbeiten», sagt er. Bloss: Nicht die Bergbahnen sind für die Einhaltung des Datenschutzes verantwortlich sind, sondern die Fotografen selber.
Kleinkrieg wegen Schönheitsklinik?
Egal wer in Crans-Montana gefragt wird: Alle glauben zu wissen, was wirklich hinter diesem Gaga-Verbot steckt: «Ein Kleinkrieg zwischen einer Person der Bergbahnen und einem einzelnen Fotografen», wie der OK-Präsident des Ski-Weltcups, Marius Robyr, sagt. Davon spricht auch der Gemeindepräsident – will das aber nicht weiter kommentieren.
Konkret geht es um einen Zwist zwischen Magistretti und einem lokalen Fotografen. Magistretti ist nämlich auch Chef der Schönheitsklinik Summit in Crans-Montana. Und teilt sich ein Gebäude mit dem Fotografen, der viele Aufträge für Shootings im Skigebiet hat.
Die Klinik will sich vergrössern und würde dafür gerne die ganze Liegenschaft übernehmen. Der Fotograf lehnte das aber ab. Seither herrsche Krieg, wie Bewohner von Crans-Montana zu BLICK sagen. Der Verdacht: Das Foto-Verbot dürfte eine Retourkutsche sein.
Fotograf hat Berg-Foto-Verbot
Der Fotograf will sich nicht zum Fall äussern. Philippe Magistretti streitet diesen Zusammenhang ab: «Das ist dummes Gerede!». Tatsächlich weigerte sich der Fotograf aber als erster, die Fotoverzichts-Erklärung der Bergbahnen zu unterschreiben. Er ist darum der einzige Fotograf, der derzeit nicht mehr auf den Berg darf.
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