«Homoerotik-Klima» in Pfarrei
Belästigungs-Vorwürfe gegen Westschweizer Pfarrer

Ein Westschweizer Priester wirft einem anderen Glaubensmann aus der Westschweiz vor, ihn vor ein paar Jahren sexuell belästigt zu haben. Das hat auch Auswirkungen auf die Bischofs-Wahl von Chur.
Publiziert: 28.12.2019 um 18:40 Uhr
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Die Geschichte wirft Wellen, die bis nach Rom reichen.
Foto: keystone-sda.ch

Von den Kreisen der Geistlichen hierzulande, bis in die Kurie von Rom ist die Fehde bekannt. Der Westschweizer Priester Malik Alieu* wirft zwei Geistlichen, vor allem aber dem Pfarrer Paul Frochaux vor, ihn sexuell belästigt zu haben. Ganz allgemein habe in diesem Waadtländer Pfarrhaus ein homoerotisches Klima geherrscht.

Bischof Morerod bestätigt, dass der Priester solche Vorwürfe erhebt. Als ein Polizist den Priester gefragt habe, ob er Zeuge gewesen sei von sexuellen Handlungen, habe der Mann aber verneint.

Innerkirchliche Intimität

Dennoch sei Alieu Zeuge von verschiedenen Beziehungen des Pfarrers gewesen. Unter anderem soll der damalige Kaplan der Schweizer Garde, Alain de Raemy, ein regelmässiger Gast beim Pfarrer gewesen sein. Brisant: De Raemy wird heute als angeblicher Favorit auf den Churer Bischofsstuhl gehandelt.

Der Pfarrer weist die Vorwürfe zurück: Alieu «habe sich nach der Weihe verändert», sagt Frochaux. Vor allem aber habe es Alieu ihm nachgetragen, dass ihm der Pfarrer verboten habe, mit seiner angeblichen Cousine zusammen zu wohnen.

Er selber, so Morerod, habe den Priester, der die Vorwürfe erhebt, aufgefordert, zur Polizei zu gehen. Das habe dieser aber nicht getan. In der Folge habe er getreu den neuen Richtlinien der Bischofskonferenz selbst die Polizei kontaktiert, so Morerod.

Die Polizei habe bereits Alieu und den Bischof verhört. Zudem will der Bischof gemäss den Vorschriften eine kirchliche Voruntersuchung gegen Pfarrer Frochaux einleiten, sobald die Polizei ihre Arbeit erledigt hat. Dafür will er einen externen Juristen anstellen, da er selbst «zu nahe dran ist», sagt der Bischof.

Altes Dossier aufgetaucht

Die Vorwürfe gegen Pfarrer Frochaux reichen aber weiter zurück als bisher gedacht. Wie die «Zürisee-Zeitung» schreibt, ist ein Dossier aufgetaucht, dass seit 2001 Frochauxs Verhalten dokumentiert. Denn das Dossier wurde angelegt, weil damals Vorwürfe gegen den Pfarrer erhoben wurden, er habe einen 17-Jährigen sexuell belästigt.

Das Dossier wurde dem Bischof 2011 übergeben. Morerod sagt aber, er habe das Dossier erst im Zuge der Recherche für die «Zürisee-Zeitung» gefunden. Der Bischof hat das Dossier aber bereits der Polizei übergeben. Morerod machte Frochaux 2012 zum Pfarrer und Domherrn. (spr)

* Name geändert

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