Am Samstag präsentierte der Triftgletscher oberhalb von Saas-Grund VS seine Gefahr: An der Gletscherzunge waren seit Wochenbeginn vermehrt Bewegungen festgestellt worden. Die Behörden hatten umgehend die sofortige Evakuierung eines Dorfteils veranlasst.
220 Bewohner mussten ihr Zuhause verlassen. Sie hatten bis 17 Uhr Zeit, Kleider für die kommenden drei Tage zu packen. Übernachten konnten sie bei Freunden oder in Hotels. Der Grund für die Hektik: Experten rechneten mit dem gewaltigen Abbruch der Gletscherzunge in den folgenden 24 Stunden.
Abbruch in der Nacht
René Bolli (67) musste seine Pension ebenfalls verlassen. «Ich habe in einem Wohnwagen auf einem Campingplatz übernachtet.»
Am Sonntagmorgen aber konnte er in sein Haus zurückkehren. «Uns wurde mitgeteilt, dass in der Nacht ein Teil des Gletschers abgebrochen sei und nun keine Gefahr mehr bestehe.» Der Eisabbruch erfolgte auf einer Höhe von fast 3000 Metern. Das Eis erreichte das Tal nicht, das Dorf blieb verschont.
Keine Schäden im Dorf
Simon Bumann vom regionalen Führungsstab bestätigte gegenüber BLICK: «Das Eis ist um etwa fünf Uhr morgens abgebrochen, die Gefahr ist vorüber.» Das Die 300'000 bis 400'000 Kubikmeter Eis wurden von einem weiter unten liegenden Gletscher aufgefangen.
So entkam Saas-Grund dem Gletscher-DramaWährend der Nacht sei es zu keinen Schäden im Dorf gekommen. «Wir müssen den Rest nun noch überwachen. Da es zum Abbruch von zwei Dritteln des Gletschers kam, ist ein Teil noch oben. Deshalb bleibt das Gebiet rund um den Gletscher noch gesperrt. Auch der Betrieb der Hohsaasbahn bleibt vorerst noch eingestellt», erklärt Bumann. Eine Gefahr fürs Dorf bestehen aber nicht mehr.
Der gesamte Triftgletscher war intensiv mit einem sensiblen Radargerät und Kameras überwacht worden. Die Fliessgeschwindigkeit der instabilen Gletscherzunge hatte seit Samstagmorgen von 1,2 Meter auf auf 5 Meter pro Tag zugenommen.
Im Dorf hatte man vom Abbruch gar nichts mitbekommen. Bolli: «Ich habe nichts gehört, das war so weit oben.»
Seit Jahren eine Gefahr
Dass vom Gletscher eine Gefahr droht, wussten die Gemeindebehörden bereits seit Jahren. In Absprache mit Fachleuten haben sie deshalb Massnahmen ergriffen. So steht der Gletscher seit 2014 unter Beobachtung – bereits im Oktober 2014 war eine Sperrung ausgesprochen worden.
Diese Woche stieg die Gefahr: Wegen der jüngsten Bewegungen an der Gletscherzunge wurde am Donnerstagabend zunächst eine Radarüberwachung installiert. Dabei stellte sich heraus, dass der Gletscher aktuell mit einer Fliessgeschwindigkeit von bis zu 130 Zentimetern pro Tag unterwegs ist. (gf/pma)