Als «lebende Legende» und als «harten Kerl» bezeichnete ihn «L'Illustré»: Den Walliser Jäger und bekennenden Wilderer Lini Paccolat (90).
In einem Beitrag, den die Westschweizer Zeitschrift Ende März veröffentlicht hatte, prahlte der greise Waidmann mit seinen Abenteuern. Und erzählte brühwarm, wie er bereits mit 17 Jahren begonnen hatte, Tiere illegal zu töten.
Luchse in Falle gefangen
Er schätze, so Paccolat, er habe im Laufe der Jahre rund 350 Gämsen erlegt – davon «vielleicht 100» widerrechtlich. Auch mehrere Luchse will er gewildert haben. «Ich habe etwa zehn Luchse mit einer Falle gefangen. Dazu lege ich Schlingen aus, in denen sie sich mit dem Kopf verfangen und dann ersticken», schilderte er sein Vorgehen.
Zudem räumte Paccolat in dem Artikel ein, er habe Jugendlichen die Wilderei beigebracht. Und er behauptete, er kenne mehrere Personen, die im Wallis auch Wölfe geschossen hätten.
Geschützte Tierarten
Umweltschützern stösst diese öffentliche Beichte Paccolats sauer auf. Denn Luchs und Wolf gehören in der Schweiz zu den geschützen Tierarten. Es ist strengstens verboten, Jagd auf die Tiere zu machen.
Der WWF und Pro Natura haben deshalb heute bei der Staatsanwaltschaft des Kantons Wallis Anzeige gegen den betagten Wildfrevler und mögliche Mittäter eingereicht - wegen Verstössen gegen das Bundesgesetz über die die Jagd und den Schutz wildlebender Säugetiere und Vögel sowie gegen das Walliser Jagdgesetz.
Nicht die erste Anzeige
Es ist nicht das erste Mal, dass die «Jägerlegende» ins Visier der Tierschützer gerät. Bereits 1996 hat sich der WWF an das Strafuntersuchungsgericht gewandt, nachdem sich Paccolat in der Lokalpresse damit gebrüstet hatte, mehrere Luchse getötet zu haben. Konsequenzen für den Wilderer hatte das damals offenbar keine.
«Unseres Wissens wurde nie eine Strafe gegen Lini Paccolat ausgesprochen. Dabei ist die Wilderei eine der grössten Gefahren für die Grossraubtiere in der Schweiz», erklärt Marie-Thérèse Sangra, Regionalsekretärin des WWF im Wallis.
Überleben nicht gesichert
Für die Tierschützer ist Wilderei alles andere als ein Kavaliersdelikt. Der Fall sei ernst zu nehmen. Die Populationen der Grossraubtiere in der Schweiz hätten noch nicht die Grösse erreicht, mit der das Überleben dieser Arten langfristig gesichert sei, schreiben WWF und Pro Natura in einer gemeinsamen Medienmitteilung.
Mirjam Ballmer, Projektleiterin Naturschutzpolitik bei Pro Natura: «Wir können die Wilderei in unserem Land nicht einfach hinnehmen. Es liegt auch im Interesse aller seriösen Jäger, dass die wenigen Wilderer bestraft werden.»
Herr Scheibler*, ist die Wilderei ein grosses Problem im Wallis?
Peter Scheibler: Wir haben damit nicht mehr Probleme als andere Regionen, in denen es viele Wildtiere gibt und in denen die Jagd eine gewisse Rolle spielt. Aus den vergangenen 20 Jahren sind mir nur drei grössere Fälle bekannt. Herr Lini Paccolat ist einer davon.
Es ist keine Zunahme zu verzeichnen?
Ich kann keine Häufung von kommerzieller Wilderei feststellen. Aber natürlich gibt es gerade bei der Gelegenheitswilderei eine gewisse Dunkelziffer, die eine präzise Schätzung schwierig macht.
Konkrete Zahlen gibt es demnach nicht?
Nein, das Ausmass an Wilderei ist – im Gegensatz etwa zu Unfallwild – zu unbedeutend, als dass wir es in der Statistik gesondert ausweisen müssten.
Was tun Sie konkret gegen die Wilderei?
Wir haben 26 Berufswildhüter, die täglich unterwegs sind und zu deren Pflichten es selbstverständlich auch gehört, die Wilderei zu bekämpfen. Auch die Bevölkerung hat eine gewisse Aufsichtsfunktion und meldet sich mit Informationen zu möglicher Wilderei, denen wir auch nachgehen. (bau)
Herr Scheibler*, ist die Wilderei ein grosses Problem im Wallis?
Peter Scheibler: Wir haben damit nicht mehr Probleme als andere Regionen, in denen es viele Wildtiere gibt und in denen die Jagd eine gewisse Rolle spielt. Aus den vergangenen 20 Jahren sind mir nur drei grössere Fälle bekannt. Herr Lini Paccolat ist einer davon.
Es ist keine Zunahme zu verzeichnen?
Ich kann keine Häufung von kommerzieller Wilderei feststellen. Aber natürlich gibt es gerade bei der Gelegenheitswilderei eine gewisse Dunkelziffer, die eine präzise Schätzung schwierig macht.
Konkrete Zahlen gibt es demnach nicht?
Nein, das Ausmass an Wilderei ist – im Gegensatz etwa zu Unfallwild – zu unbedeutend, als dass wir es in der Statistik gesondert ausweisen müssten.
Was tun Sie konkret gegen die Wilderei?
Wir haben 26 Berufswildhüter, die täglich unterwegs sind und zu deren Pflichten es selbstverständlich auch gehört, die Wilderei zu bekämpfen. Auch die Bevölkerung hat eine gewisse Aufsichtsfunktion und meldet sich mit Informationen zu möglicher Wilderei, denen wir auch nachgehen. (bau)