Eigenwilliger Walliser Jean-Marie Lovey
Bischof Lesben-Liebling

Können Schwule und Lesben ihren Platz in der Kirche finden? Der Walliser Bischof Jean-Marie Lovey (65) ist davon überzeugt. Er unterstützt sogar die Gründung einer Selbsthilfegruppe für homosexuelle Katholiken.
Publiziert: 27.03.2015 um 14:24 Uhr
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Aktualisiert: 09.09.2018 um 20:25 Uhr
Bischof Lovey will nicht, dass man sich über das Leiden von Homosexuellen lustig macht.
Foto: RDB/Illustré/Julie De Tribolet

Die katholische Kirche und die homosexuelle Liebe vertragen sich nicht – das wurde spätestens mit der Affäre um den Urner Lesben-Segner Wendelin Bucheli wieder klar (Blick.ch berichtete). Doch im Wallis gibt es einen Bischof, dessen Name Programm ist: Jean-Marie Lovey (65).

Er setzt sich für die homosexuelle Jugend in Sion ein, indem er die 20-jährige Clémentine Dubuis und die Gründung ihrer Selbsthilfegruppe für schwule und lesbische Katholiken unterstützt. Ein Priester habe sie und den Bischof Ende Januar für ein Gespräch an den gleichen Tisch gebracht. Dabei habe sie Lovey sehr offen erlebt, erzählt die Walliserin dem «Tages Anzeiger».

Unterstützung, aber keine Segnungen

Lovey habe ihr versichert, dass ihre sexuelle Orientierung kein Hindernis für den Glauben sei und dass auch sie ihren spezifischen Platz in der Kirche finden könne. Die Selbsthilfegruppe wird laut dem Generalvikar Richard Lehner von einem Priester begleitet – gesegnet würden homosexuelle Paare allerdings nicht.

Wie Dubuis dem Kirchenportal «cath.ch» sagt, stehe die Gruppe noch ganz am Anfang. «Wir sind noch nicht viele – drei oder vier – aber wir wissen, dass noch mehr mitmachen werden.» Sie sei sich sicher, dass sich die katholische Kirche der Realität des 21. Jahrhunderts öffnen werde, das sei nur eine Frage der Zeit.

Gay Pride verspottet Schwule und Lesben

Zumindest Bischof Lovey scheint ihr Recht zu geben. Laut dem «Tages-Anzeiger» hat er sich auch mit den Organisatoren der Gay Pride getroffen, die am 13. Juni in Sion stattfinden wird. Er glaube, dass «die Pride diesmal mehr der Bewusstwerdung einer sexuellen Minderheit diene als ihrer demonstrativen Zurschaustellung».

Ein Fan der Parade ist Lovey trotzdem nicht. Auf Radio Rhône FM äussert er Verständnis dafür, irritiert oder schockiert auf die Pride zu reagieren. Der karnevaleske Charakter verspotte das Leiden der Homosexuellen. (lex)

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