Bischof hatte Dossier seit 2011
Freiburger Pfarrer soll 17-Jährigen sexuell missbraucht haben

Der Freiburger Pfarrer Paul F. wurde vom Dienst suspendiert. Er soll 1998 einen 17-Jährigen sexuell missbraucht haben. Der zuständige Bischof soll bereits seit 2011 davon gewusst, aber erst Ende 2019 die Polizei informiert haben.
Publiziert: 05.02.2020 um 12:33 Uhr
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Aktualisiert: 05.02.2020 um 13:25 Uhr
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Pierre E. soll vom Freiburger Pfarrer Paul F. sexuell missbraucht worden sein.
Foto: Screenshot SRf

Der Westschweizer Pfarrer Paul F.* (67) soll vor über 20 Jahren den damals 17-jährigen Ministranten Pierre E. sexuell missbraucht haben. Heute ist dieser 39-Jährig und redet mit der «SRF-Rundschau».

Der Jugendliche habe eine enge Beziehung zum Domherr und Pfarrer der Kathedrale von Freiburg gepflegt. Er sei «Autoritäts-, Vaterfigur und Arbeitgeber» gewesen. «Ich fühlte mich wohl in dieser Rolle als petit Chouchou. Ich war im Pfarrhaus eingeladen, nahm an Pfarreiausflügen nach Rom und Paris teil», sagt E, der nun an einer Westschweizer Uni doziert.

«Plötzlich Penis im Mund gehabt»

So reiste er auch mit Paul F. – damals noch Pfarrer von Morges – übers Wochenende in sein Chalet nach Torgon VS. Der damals 46-Jährige habe den Teenager zuerst auf den Mund geküsst und ihn dann im Intimbereich angefasst. Plötzlich habe E. auch den Penis des Pfarrers in seinem Mund gehabt. Er habe sich danach geschämt und das Gefühl gehabt, «vergewaltigt worden zu sein».

Im Jahr 2000 erfährt die Mutter vom Missbrauch und schreibt dem Pfarrer einen Brief. «Ich denke, es ist meine Pflicht, Leute zu warnen, die ihre Kinder in Ihre Verantwortung geben.»

«Du warst provokativ»

F. reagiert und schreibt Pierre E. eine Antwort. Darin ist von einem «einmaligen Fehlverhalten» die Rede. «Ich habe vor dir meine Schwäche anerkannt und dich um Vergebung gebeten», schreibt der Pfarrer weiter. Gleichzeitig gibt er dem Jungen eine Mitschuld. «Du warst sehr provokativ», und «zum Zeitpunkt der Ereignisse warst du viel näher an deinem 18. Geburtstag als an deinem 16.»

2011 landet das Dossier zum Fall von Pierre E. beim Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Charles Morerod. Die Opferkommission hatte die Dokumente übergeben. Doch erst acht Jahre später übergibt Morerod die Beweise der Polizei, allerdings nur eine Seite aus der gesamten Mappe. Pierre E. fragt sich nun, «Wo ist der Rest des Dossiers geblieben? Wo das Gesprächsprotokoll, wo mein Brief? Wurde das Dossier vernichtet?»

Pfarrer suspendiert

Ebenfalls 2019 meldet sich ein weiteres mutmassliches Opfer von Paul F. zu Wort. Der Priester Malik Alieu** wirft ihm vor, ihn zwischen 2008 und 2011 sexuell belästigt zu haben (BLICK berichtete). F. dementiert im Dezember und spricht von «purer Diffamation». Der Bischof musste allerdings eine kirchliche Voruntersuchung einleiten.

Mittlerweile wurde Paul F. von seinem Dienst suspendiert. «Anhand Ihrer Fragen müssen wir mit Bestürzung von Fakten ausgehen, die uns bis anhin unbekannt waren», sagt Bischof Morerod zur «Rundschau». (man)

* Name bekannt

** Name geändert

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