Der französisch-schweizerische Spitzenkoch Benoît Violier (†44) setzte seinem Leben heute ein Ende. Der Chefkoch des Sterne-Restaurants «L'Hôtel de Ville» in Crissier VD habe sich in seiner Wohnung mit einer Schusswaffe getötet, teilte die Kantonspolizei gestern Abend mit.
Beamte hatten die Leiche am späten Nachmittag gefunden. Die Staatsanwaltschaft habe eine Untersuchung eingeleitet, um die genauen Todesumstände zu klären, heisst es in einem Communiqué der Behörden.
Dies entspricht dem üblichen Vorgehen im Falle eines Suizids. Aus Respekt gegenüber der Familie mache man keine weiteren Angaben zum Tod Violiers. Violier hinterlässt neben Gattin Brigitte auch Sohn Romain (12).
Violier lebte seit zwanzig Jahren in der Schweiz und hatte sich vor zwei Jahren einbürgern lassen. Er war seit 2012 Chef des Restaurants «L'Hôtel de Ville» in Crissier VD. Er hatte den Posten zusammen mit seiner Frau Brigitte von Spitzenkoch Philippe Rochat übernommen, der im Sommer vergangenen Jahres nach einem Schwächeanfall bei einer Velotour starb.
Violier war von Gault-Millau mit 19 Punkten ausgezeichnet und zum «Koch des Jahres 2013» gekrönt worden. Michelin verlieh dem «L'Hôtel de Ville» drei Sterne. Zudem landete das Restaurant 2015 auf Platz eins der internationalen Liste «Milles tables d’exception» und gilt deshalb derzeit als die beste Gaststätte der Welt. Seine Arbeitsphilosophie lautete: «Ich koche mit ganzem Herzen und nur, was ich selber gerne essen würde.»
Gemäss mehrerer Quellen hätte Benoît Violier am Montag in Paris der Veröffentlichung des Guide Michelin 2016 beiwohnen sollen.
Freunde und bekannte trauern um den Koch
Unternehmer und Investor des «L'Hôtel de Ville», André Kudelski, ist «sprachlos», wie er gegenüber «24heures» sagt. «Wir sprachen über künftige Projekte, tolle Sachen.» Er wollte beispielsweise «Labo24» ausbauen. Ein Projekt, bei dem Jugendliche die Kunst des Kochens und Geschmacks näher gebracht werden sollte.
Sein Vor-Vorgänger im «L'Hôtel de Ville», Koch-Legende Fredy Girardet, zeigt sich ebenfalls schockiert: «Ich weiss nicht, was ich sagen soll. Er war ein Schüler, ich mochte ihn sehr. Ich bin fassungslos. Ich sehe keinen Grund für eine solche Tat. Er war ein brillanter Junge. Er hatte ein grosses Talent und ein wahnsinniges Potenzial. Er machte immer einen perfekten Eindruck.»
«Das ist eine Katastrophe für seine Familie», sagte der Waadtländer Regierungsrat Pascal Broulis nach der Todesnachricht. Violier sei eine «sehr geschätzte» Persönlichkeit gewesen. Der Name Violier stehe neben Girardet und Rochat für die Erfolgsgeschichte des «L'Hôtel de Ville» in Crissier, sagte er. «Benoît Violier hatte noch 20 Jahre vor sich, um Aussergewöhnliches zu vollbringen.»
Paul Bocuse schreibt auf Twitter: «Grosser Koch, grosser Mann, riesiges Talent.»
Auch Anne-Sophie Pic, Chefin im Beau-Rivage in Lausanne, bekundet auf Twitter ihre Trauer: «Schrecklich traurig über den brutalen Verlust von Benoît Violier. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und seiner Equipe. Mir fehlen die Worte», schreibt sie.
Auch Marc Veyrat teilt seine Trauer:
(any/lha/SDA)