Wenn die schönsten Orte der Welt überrannt werden
Der Instagram-Fluch

Das Appenzeller Berggasthaus Äscher ziert so manchen Instagram-Account. Aber auch andere Orte in der Schweiz werden für ein Foto gestürmt. Das bringt neben Touristen auch Probleme mit sich.
Publiziert: 21.08.2018 um 17:32 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 15:49 Uhr
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Der Blausee bei Mitholz im Berner Oberland ist ein beliebtes Ziel für Fotojäger.
Foto: Shutterstock
Nicole Bruhin

Das Berggasthaus Äscher im Appenzellischen gehört zu den beliebtesten Touristenzielen der Schweiz. Nun hören die aktuellen Pächter auf. Sie haben genug vom Touristen-Wahnsinn: denn zig Menschen überrollen das Restaurant täglich. Davon posieren dann auch noch die meisten für das perfekte Instagram-Bild.

Nicht nur der Äscher leidet unter der Popularität. Derzeit pilgern Tausende Touristen auf der Welt an populäre Destinationen – oft nur für das perfekte Bild auf Instagram. In der Schweiz sind laut dem Reisemagazin «True Routes» Orte wie der Blausee (über 50'000 Einträge), der Caumasee (knapp 30'000 Einträge), der Titlis (über 80'000 Einträge) oder der Gornergrat (über 44'000 Einträge) perfekt für einen Instagram-Eintrag. Unter dem Hashtag «Interlaken» reihen sich bereits über eine halbe Million Bilder meist von der Bergkette aneinander.

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«Schweiz ist zu klein für den Massentourismus»

Bei Schweiz Tourismus ist die Verbreitung der Aushängeschilder über soziale Medien Gold wert. «Gerade Instagram ermöglich uns ein Fenster in andere Communitys. Die Schweiz ist so auf dem Radar von Reiseinteressierten», sagt Mediensprecher André Aschwanden. Das sei eine einzigartige Möglichkeit. So ist der Instagram-Account von Schweiz Tourismus innert eines Jahres von 198'000 auf 367'000 Follower gewachsen. 

Dass es «Opfer» des Instagram-Hypes gebe – wie jüngst die Pächter des Äscher – sei aber nicht das Ziel. Aschwanden sagt: «Die Schweiz ist zu klein für den Massentourismus.» Die Lösung laute Crowd-Management. Bereits jetzt müssten Touristen auf dem Stanserhorn einen Time-Slot im Internet kaufen und könnten so zu einer bestimmten Uhrzeit hoch. So könnten die Touristenströme reguliert werden.

Buchungen dank Bloggerin

2016 erlebte die Villa Honegg ob Ennetbürgen NW durch Instagram einen regelrechten Hype. Damals postete die brasilianische Reisebloggerin Fabiana Gama auf Instagram ein Video aus dem Hotelpool. Danach explodierten die Buchungen des Nidwaldner Hotels. 

Die Hauptstrasse bei den Felswänden bei Sundlauenen am Thunersee ist ebenfalls ein äusserst beliebter Fotostopp für Instagrammer. Die Szenerie mit der scharfen Kurve, die sich unter einem überhängenden Felsblock hindurchschlängelt, ist mittlerweile weltberühmt. Die Schattenseite: Auf der engen Fahrbahn kommt es nun dauernd zu Stau oder stockendem Verkehr.

Massenschlägerei wegen Selfie in Rom

Auf der Jagd nach dem besten Instagram-Bild kann die Situation auch mal eskalieren: So hat eine Fotografenschar am letzten Juli-Wochenende die Sonnenblumenfarm Bogle Seeds im Osten Kanadas gestürmt. Dabei haben sie offenbar ein derart grosses Chaos angerichtet, dass die örtliche Polizei die Betreiber dazu nötigte, die Farm zu schliessen. Zeitweise seien 7000 Autos auf der Farm gestanden. «Ich kann es nur wie eine Zombie-Apokalypse beschreiben», sagt der Sohn der Farmerfamilie zu einer kanadischen Tageszeitung. Inspiriert wurden die Fotojäger von der reichweitenstarken Influencerin fruitypoppin. Über 200'000 Likes erhielt das Bild auf Instagram.

Rauferei am Trevi-Brunnen in Rom
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Wegen einem Selfie:Rauferei am Trevi-Brunnen in Rom

Anfang August kam es sogar zu einer wüsten Massenschlägerei. Schauplatz war eine berühmte Sehenswürdigkeit der italienischen Hauptstadt: Der Trevi-Brunnen. Dabei eskalierte offenbar der Kampf zweier Touristinnen um den Platz für das perfekte Selfie. Offenbar gerieten eine 19-jährige Niederländerin und eine 44-jährige US-Amerikanerin aneinander. Beide wollten sich am selben Ort niederlassen, um ein Foto von sich vor dem Denkmal zu schiessen. Was als Wortgefecht begann, eskalierte und endete in einer wilden Prügelei.

Tod wegen Selfie

Das perfekte Ferienbild kann auch den Tod bringen. Die Touristin Colleen Burns wollte sich perfekt am Grand Canyon inszenieren. Nur Minuten später stürzte sie 122 Meter tief in die Schlucht, weil sie einem Mann Platz machte, der ein Selfie schiessen wollte.

Ein deutscher Tourist kletterte bereits 2016 über eine Sicherheitsabsperrung, um ein Selfie vor den peruanischen Inka-Ruinen in Machu Picchu zu machen. Dann bat er andere, ein Foto von ihm zu schiessen, während er hochsprang. Dabei verlor der Mann das Gleichgewicht und stürzte einen hundert Meter tiefen Hang hinab.

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