Greta (17) widerspricht am WEF Deutschland-Greta Luisa Neubauer (23)
Zoff bei den Klima-Ikonen?

Uneinigkeit bei den bekanntesten Gesichtern von Fridays for Future. Auf einer Pressekonferenz am WEF in Davos kommt es zu einer angespannten Szene zwischen Greta Thunberg und Luisa Neubauer.
Publiziert: 24.01.2020 um 18:03 Uhr
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Aktualisiert: 07.01.2021 um 22:22 Uhr
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Unangenehmer Moment: Greta Thunberg schüttelt den Kopf über Neubauers Worte.
Foto: STEFAN BOHRER
Fabienne Kinzelmann

Sie demonstrieren in Einigkeit und sind es trotzdem nicht immer. Beim diesjährigen WEF in Davos waren gleich mehrere Klima-Ikonen vertreten. Neben Greta Thunberg (17) war auch ihr deutsches Pendant Luisa Neubauer (23) vor Ort. Ausgerechnet zwischen den beiden war die Stimmung bei einer Pressekonferenz merklich angespannt.

Die Studentin Neubauer ist als Gesicht der deutschen Fridays-for-Future-Bewegung vor allem in Deutschland extrem bekannt. Zuletzt machte die Nachricht Schlagzeilen, dass Siemens-Chef Joe Kaeser ihr einen Aufsichtsratsposten angeboten habe – den sie wiederum medienträchtig ablehnte.

Thunberg und Neubauer beenden das WEF auf ihre Weise

Nach Davos sind Thunberg, Neubauer und ihre Mistreiter mit einer klaren Botschaft an die Superreichen, die Wirtschaftsbosse, Spitzenpolitiker und Staatenlenker gereist: Stoppt Investments in Kohle, Öl und Gas – und zwar sofort! Ein Greenpeace-Bericht unterstreicht ihre Botschaft. 24 Banken, die regelmässig beim WEF vertreten sind, haben allein seit dem Pariser Klimaabkommen 1,4 Billionen US-Dollar in die klimaschädlichen fossile Energien gesteckt.

Ein cleverer Schachzug der Klimaaktivisten: Sie setzten beim WEF, das offiziell am Mittag endet, mit einer Pressekonferenz und dem anschliessenden Klimastreik den inoffiziellen Schlusspunkt in Davos. Neben Thunberg und Neubauer sind dies die Schwedin Isabelle Axelsson (18), die Schweizerin Loukina Tille (18) und Vanessa Nakate (23) aus Uganda. Der Reihe nach stellen alle sich und ihr Anliegen vor. Obwohl sie noch mit ihrer Grippe kämpft, findet Greta Thunberg gewohnt klare Worte: «Die Welt- und Wirtschaftsführer am WEF ignorierten unsere Forderungen komplett.»

Die beiden Klima-Ikonen sind sich uneinig

Doch dann kippt die Stimmung auf der Bühne fast: Greta Thunberg schüttelt deutlich den Kopf, als ihre Mitstreiterin Luisa Neubauer behauptet hat, dies wäre das letzte Jahr, in dem man die Klimakatastrophe noch verhindern könnte.

«Während dem Jahr 2020 müssen die Verantwortlichen ihre Investments in fossile Energien stoppen. Das ist unsere einzige Chance, das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, das 1,5-Grad-Ziel zu schaffen und sicherzustellen, dass diese Katastrophe sich in etwas verwandelt, das wir uns noch nicht mal vorstellen können. Das ist eine der entscheidenden Aufgaben für dieses Jahr», sagt Neubauer in ihrem vorbereiteten Eröffnungsstatement. Thunberg hört an dieser Stelle noch entspannt zu, bei Neubauers nächsten Worten wird sie jedoch deutlich unruhig.

Neubauer sagt nämlich: «Wir reden nicht von einer weit entfernten Zukunft, nicht von 2030, sondern von heute. Weil, wie der Klimabericht IPCC sehr deutlich sagt: 2020 ist das Jahr – das einzige Jahr, das uns bleibt –, um sicherzustellen, dass wir das 1,5-Grad-Ziel nicht überschreiten.»

Neubauer lässt Thunberg nicht zu Wort kommen

Greta Thunberg hebt das Mikrofon an, doch Neubauer steigert sich weiter rein, während Greta deutlich den Kopf schüttelt. «Dies ist das Jahr, in dem das passieren muss. Und wir haben vor, weiter umgehende Handlungen zu fordern – notwendige Massnahmen während dieses Jahres, weil es nach dem IPCC-Bericht das letzte ist für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels.»

Kaum hat Neubauer ihren alarmierenden Monolog beendet, greift Thunberg zum Mikro. Sie wolle nur ergänzen: «Natürlich ist das nicht das letzte Jahr, das wir haben!» Die Korrektur ist ihr offensichtlich ein wichtiges Anliegen, sie spricht jedoch wie immer ruhig. Ein peinlicher Moment für ihre deutsche Mitstreiterin.

«Ja, es ist nicht das letzte Jahr für Klimaschutz», beeilt sich Neubauer nun klarzustellen. «Bitte schreiben Sie das nicht. Wir brauchen immer Klimaschutz. Es ist nur so, dass die Wege, die wir jetzt einschlagen, darüber entscheiden, wie weit wir in der Zukunft kommen.» Doch die eilig nachgeschobene Erklärung verpufft etwas, auch Greta sagt dazu nichts mehr.

Angela Merkel stellt sich hinter Fridays for Future

Später führen die beiden Klima-Ikonen gemeinsam einen Klimastreik mit knapp 30 Personen durch Davos an. Das gemeinsame Ziel – der Klimaschutz – ist klar. Doch die angespannte Szene bei der Pressekonferenz zeigt, wie unterschiedlich die beiden Klima-Ikonen ihr Engagement leben und kommunizieren. Thunberg hält sich streng an die Wissenschaft, zitiert den Weltklimabericht stets präzise. Neubauer gibt sich deutlich pessimistischer, warnt auch in der Pressekonferenz emotional vor der «Klima-Apokalypse».

US-Präsident Donald Trump (73) hatte den Pessimismus der Klimaaktivisten in seiner WEF-Eröffnungsrede am Dienstagmittag verurteilt. Er nannte sie «Weltuntergangspropheten mit apokalyptischen Prophezeiungen».

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (65) hingegen hatte sich mit deutlichen Worten hinter die Klimaschutzbewegung gestellt. «Wir, die Älteren, müssen aufpassen, dass wir die Ungeduld der Jugend positiv aufnehmen», sagte sie bei ihrer Rede in Davos am Mittwoch.

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