Die Forderungen der Demonstranten
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Klima-Demo in Zürich:Die Forderungen der Demonstranten

BLICK sprach mit Gretas (16) Vater
«Das ist eine seltsame Erfahrung hier»

Auch diesen Freitag gehen in der Schweiz Schüler fürs Klima auf die Strasse. Heute mit dabei: die 16-jährige Klimaaktivistin Greta Thunberg. BLICK berichtet live – und beantwortet die wichtigsten Fragen zu den Klimastreiks.
Publiziert: 25.01.2019 um 11:02 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2019 um 16:12 Uhr
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Greta Thunberg (16) reiste mit dem Zug ans WEF. Über 30 Stunden dauerte die Fahrt.
Foto: Keystone
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Lea HartmannRedaktorin Politik

Wie kam es zu den Klimastreiks?

Begonnen hat alles am 20. August 2018. An diesem Montag schwänzte die damals 15-jährige Schwedin Greta Thunberg zum ersten Mal die Schule, um vor dem Reichstag, dem schwedischen Parlament, fürs Klima in den Sitzstreik zu treten. Drei Wochen – bis zu den Parlamentswahlen – streikte Greta täglich. Seither noch jeden Freitag. 

Was will Greta erreichen?

Sie fordert, dass Schweden die Treibhausgasemissionen jedes Jahr um 15 Prozent senkt, um so die im Pariser Klimaabkommen festgehaltenen Ziele zu erreichen. Dabei handelt es sich um das erste rechtlich verbindliche Klimaabkommen, das 2015 in Paris verabschiedet worden ist. Was den Klimaschutz anbelangt, ist Schweden zwar ganz weit vorne. Doch für Greta steht ihr Heimatland gerade deshalb in der Verantwortung, als Vorbild voranzugehen. 

Wie kommt ein Teenager dazu, sich so fürs Klima zu engagieren?

Greta war acht Jahre alt, als sie in der Schule zum ersten Mal von der Klimaerwärmung und ihren Konsequenzen hörte. Seither gibt es für sie praktisch kein anderes Thema mehr. Als erste Massnahmen löschte sie zu Hause das Licht, später wurde sie Veganerin und beschloss, nicht mehr zu fliegen. Ihre ganze Familie hat sich inzwischen ihrem Kampf fürs Klima angeschlossen. Dass sich Greta so sehr in ein Thema verschossen hat, hat auch mit ihrer Persönlichkeit zu tun. Sie hat Asperger, eine Form von Autismus. Typisch für Betroffene ist, dass sie sich nicht gut in andere Menschen hineinversetzten können, dafür oftmals eine grosse Leidenschaft für ein ganz bestimmtes Thema entwickeln.

Wie kam der Protest in die Schweiz?

Demonstrierte Greta anfangs noch alleine, schlossen sich ihr mit der Zeit in ganz Schweden Schüler an, um vor den lokalen Rathäusern zu protestieren. Die Proteste schwappten in andere Länder über, beispielsweise nach Deutschland, Finnland, Belgien, die Niederlanden, Österreich, ja sogar in Kanada, den USA und Australien gingen Schüler auf die Strasse. In der Schweiz fand am 14. Dezember in Zürich der erste Klimastreik statt. Einige Hundert Schüler nahmen daran teil. In Anlehnung an Gretas Klimastreik finden die Demonstrationen jeweils freitags statt.

Wie ging es weiter?

In der Schweiz weitete sich der Protest auch auf andere Städte aus. Am 21. Dezember gingen laut Angaben der Organisatoren 4000 Schüler, Studenten und Stifte in Basel, Bern, St. Gallen und Zürich auf die Strasse. Ein weiterer Streik folgte am 11. Januar. Eine Woche später protestierten über 22'000 Schüler in insgesamt 16 Städten – der bisherige Streikrekord. 

Wer sind die Köpfe hinter der Schweizer Klimastreik-Bewegung?

Eine «Schweizer Greta» gibt es nicht. Die Organisatoren der Schweizer Klimastreikbewegung wollen keine Einzelpersonen in den Vordergrund stellen, sondern betonen, dass sie sehr basisdemokratisch organisiert sind. Eine Hauptleitung oder ein Organisationskomitee, das gegen aussen auftritt, gibt es nicht. Im Januar fand aber eine Versammlung statt, an der laut eigenen Angaben «interne Strukturen» gebildet und gemeinsame Forderungen aufgestellt wurden.

Was sind ihre Forderungen?

Die Schweizer Klimastreikbewegung hat zwei Hauptforderungen. Einerseits will sie, dass in der Schweiz der «Klimanotstand» ausgerufen wird. Das bedeutet: Die Schweiz soll die Klimaerwärmung als zu bewältigende Krise anerkennen und darauf reagieren, schreibt die Bewegung auf ihrer Homepage. Zweitens fordern die Schweizer Klimastreikenden dass die Schweiz die Treibhausgasemissionen bis 2030 auf netto null reduziert. Das CO2-Gesetz, das derzeit im Parlament debattiert wird, sieht eine Reduktion von 50 Prozent bis 2030 vor.

Wie geht der Protest weiter?

Heute wird Greta anlässlich des WEF in Davos ihren Sitzstreik abhalten. Wegen der Sicherheitsvorkehrungen am WEF verzichten die Schweizer Klimastreik-Schüler darauf, sie vor Ort zu unterstützen. Stattdessen finden in anderen Städten Solidaritätsdemos für Greta statt. Der nächste grosse Klimastreik in der Schweiz findet dann am 2. Februar statt – erstmals an einem Samstag. Denn die Demos während der Schulzeit sind für die Schüler nicht ohne Konsequenzen. 

Wie reagieren die Schulen auf die Klimastreiks?

Das ist von Kanton zu Kanton, teilweise von Schule zu Schule unterschiedlich. Beim ersten Streik waren die Schulen generell noch tolerant. Beim zweiten Streik dann hatten beispielsweise die St. Galler Kantonsschulen eine Unterschrift von den Eltern und eine schriftliche Stellungnahme gefordert. Beim dritten Streik drohte den Teilnehmenden in mehreren Kantonen eine unentschuldigte Absenz. Die Klimastreikenden wollen das nicht akzeptieren. In Basel haben sie dem Bildungsdepartement vorgeschlagen, gemeinnützige Arbeit zu leisten oder an Lesungen teilzunehmen, um den verpassten Unterricht zu kompensieren und die unentschuldigte in eine entschuldigte Absenz zu verwandeln. Noch ist in dieser Sache nicht entschieden.

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