Nervös, abgelenkt oder am Telefon
So versperren Autofahrer Ambulanzen den Weg

Was tun, wenn auf der Autobahn im rollenden Verkehr ein Ambulanzwagen von hinten naht? Viele Lenker sind mit dieser Frage offenbar überfordert – und stehlen den Rettungskräften wertvolle Sekunden.
Publiziert: 22.08.2018 um 11:02 Uhr
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Aktualisiert: 10.10.2018 um 15:39 Uhr
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Ein Ambulanzwagen will durch, doch die Autos machen die linke Spur nicht frei.
Foto: Zvg

Autofahrer machen Sanitätern auf Autobahnen oft das Leben schwer. Denn viele Lenker wissen nicht, was sie tun müssen, wenn sich ein Ambulanzwagen von hinten nähert. Statt bei fliessendem Verkehr auf den rechten Fahrstreifen zu wechseln, blockieren sie damit die linke Überholspur. «Wir erleben das leider tagtäglich. Die Leute fahren seelenruhig auf der linken Seite weiter», sagt Rettungssanitäter und Mediensprecher des Projekts Rettungsgasse Schweiz, Jan Tisato (36), zu BLICK.

Auch bei Schutz und Rettung Zürich kennt man das Problem. «Es kommt immer wieder vor, dass unsere Rettungskräfte während einer Einsatzfahrt mit Sondersignal im Strassenverkehr blockiert werden», sagt Sprecherin Eliane Schlegel zu BLICK. «Dies kann damit zusammenhängen, dass die Verkehrsteilnehmer unaufmerksam sind und gar nicht bemerken, wenn sich ein Rettungsfahrzeug mit Blaulicht und Sirene von hinten nähert. Teilweise werden die Automobilisten auch nervös und reagieren insofern falsch, dass sie an Ort und Stelle stehen bleiben», sagt sie.

«80 Prozent der Fahrer am Telefon»

Dabei gibt es klare Regeln: «Die Autofahrer müssen unverzüglich den Weg frei machen und auf die rechte Freibahn wechseln», sagt Jan Tisato. Viele Verkehrsteilnehmer würden die Ambulanz gar nicht oder erst zu spät wahrnehmen. «Meine Erfahrung zeigt, dass 80 Prozent der Fahrer, die den Weg nicht freimachen, am Telefon sind. Es fällt ihnen nicht auf, dass wir hinter ihnen sind, auch weil sie die Sirene teils gar nicht so gut hören», sagt Tisato.

Auto fährt an Ambulanz zu nah ran
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Sind das 100 Meter Abstand?Auto fährt an Ambulanz zu nah ran

Das ist allerdings nicht das einzige Problem auf der Autobahn. «Wenn wir zur Unfallstelle fahren, haben wir häufig viele Leute im Schlepptau, die nicht die notwendigen 100 Meter Abstand halten. Wenn wir abrupt bremsen müssen, kann es schnell gefährlich werden», sagt Tisato.

10 Jahre hinter Österreich

Eine höhere Sensibilisierung der Fahrer sei diesbezüglich aber keine geplant. Denn das Hauptproblem besteht immer noch beim Bilden der Rettungsgasse, wenn es auf der Autobahn zu Stau kommt. Im Oktober 2017 lancierte der Verein Helfen helfen zusammen mit der Kantonspolizei Bern, der Feuerwehr Biel und Astra Schweiz die Kampagne «Rettungsgasse Schweiz».

Fast ein Jahr später sieht Sanitäter Tisato aber nach wie vor Nachholbedarf. «Es hat sich zwar was bewegt und die Wahrnehmung in der Bevölkerung ist gewachsen, aber wenn wir uns mit Österreich vergleichen, hinken wir zehn Jahren hinterher.» Dort hagelt es für Autofahrer Bussen, wenn sie die Rettungsgasse nicht bilden. (man)

Das Problem Rettungsgasse

Die Schweizer sind keine Rettungsgassen-Musterschüler. Unsere Einsatzkräfte ärgern sich «täglich» über zu langsam gebildete oder «nicht vorhandene» Rettungsgassen, heisst es in einer Mitteilung des Vereins Helfen helfen. Die Retter wollen damit Autofahrer sensibilisieren - und lancieren heute darum eine schweizweite Kampagne.

Sie sind auf gesunden Menschenverstand angewiesen. Die gesetzlichen Grundlagen sind in der Schweiz weniger streng als anderswo. Im Strassenverkehrsgesetz heisst es zwar, dass man die Strasse den Feuerwehr-, Sanitäts-, Polizei- und Zollfahrzeugen beim Wahrnehmen der besonderen Warnsignale die Strasse sofort freizugeben hat. Eine Rettungsgasse ist aber nicht explizit erwähnt. Gebüsst werden nur die ganz Dreisten: Immer wieder hängen sich Autofahrer an Ambulanzen - und donnern mit ihnen durch die Rettungsgasse.

Informationen zum korrekten Bilden einer Rettungsgasse finden sich unter: www.rettungs-gasse.ch

 

Die Schweizer sind keine Rettungsgassen-Musterschüler. Unsere Einsatzkräfte ärgern sich «täglich» über zu langsam gebildete oder «nicht vorhandene» Rettungsgassen, heisst es in einer Mitteilung des Vereins Helfen helfen. Die Retter wollen damit Autofahrer sensibilisieren - und lancieren heute darum eine schweizweite Kampagne.

Sie sind auf gesunden Menschenverstand angewiesen. Die gesetzlichen Grundlagen sind in der Schweiz weniger streng als anderswo. Im Strassenverkehrsgesetz heisst es zwar, dass man die Strasse den Feuerwehr-, Sanitäts-, Polizei- und Zollfahrzeugen beim Wahrnehmen der besonderen Warnsignale die Strasse sofort freizugeben hat. Eine Rettungsgasse ist aber nicht explizit erwähnt. Gebüsst werden nur die ganz Dreisten: Immer wieder hängen sich Autofahrer an Ambulanzen - und donnern mit ihnen durch die Rettungsgasse.

Informationen zum korrekten Bilden einer Rettungsgasse finden sich unter: www.rettungs-gasse.ch

 

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