Im Juni machte SonntagsBlick öffentlich: Trotz klarer Vorschriften zum Einsatz von Pestiziden kommt ein breiter Mix von giftigen Substanzen zum Einsatz. Sogar per Helikopter werden die Mittel über Bächen, Wäldern und Wiesen versprüht. Insgesamt 2’000 Tonnen Pestizide – darunter auch Stoffe, die Krebs auslösen – gelangen so jährlich in die Umwelt und bedrohen unser Trinkwasser.
Unabhängige Zulassungsstelle gefordert
Jetzt fordert eine breite Allianz aus Wasserversorgern, Konsumentenschützern und Umweltverbänden eine unabhängige Zulassungsstelle für Pestizide. Im Schreiben, das letzten Donnerstag an den zuständigen Bundesrat Johann Schneider-Ammann (65, FDP) ging und SonntagsBlick exklusiv vorliegt, bezweifeln die Verbände die Unabhängigkeit des heute für die Pestizidzulassung zuständigen Bundesamts für Landwirtschaft (BLW).
Die Verbände kritisieren das BLW, weil es bei seiner Risikoabwägung entgegen seines Auftrags «die Ertragssicherheit höher gewichtet als den Schutz des Trinkwassers». Die Autoren zweifeln daran, dass das Amt die Risiken für die Gewässer durch die eingesetzten Pestizide richtig einschätze.
Wiederholt hätten die Vertreter des BLW öffentlich dargelegt, dass sie die Ertragssicherheit und damit die Interessen der Landwirtschaft höher gewichteten als den Schutz der Umwelt und des Trinkwassers.
«Reduktion des Pestizideinsatzes ist zwingend»
Auch der Schweizerische Verein des Gas- und Wasserfaches (SVGW) hat das Schreiben mit unterzeichnet. «Aus Sicht der Trinkwasserversorger brauchen wir mittelfristig zwingend eine deutliche Reduktion des Pestizideinsatzes», sagt Paul Sicher vom SVGW.
Um dies zu erreichen, unterstütze der SVGW die Forderung nach einer unabhängigen Zulassungsstelle. Zwar habe man heute noch natürliches und gutes Trinkwasser, 70 Prozent des Grundwassers könnten ohne Aufbereitung direkt als Trinkwasser genutzt werden, so Sicher. «Doch dieses Privileg ist bedroht und wir wollen es für kommende Generationen erhalten.»