Heisse Spuren aus dem Jenseits, telepathische Ermittlungen bei einem Verdächtigen: Für Umberto Pajarola (37) sind das taugliche Einsatzmittel bei der Aufklärung von Verbrechen. Das ist emerkenswert. Denn Pajarola schreibt keine Esoterikkolumnen oder B-Movie-Drehbücher. Sondern Anklageschriften und Plädoyers.
Pajarola ist Staatsanwalt bei der auf Betäubungsmitteldelikte und organisierte Kriminalität spezialisierten Staatsanwaltschaft II des Kantons Zürich. Am 27. September hat das Obergericht des Kantons Zürich beschlossen, eine Strafuntersuchung gegen Pajarola grundsätzlich zuzulassen. Dies, nachdem der Zürcher Kantonsrat Claudio Schmid (41, SVP) den Staatsanwalt unter anderem wegen versuchter Nötigung und Amtsmissbrauchs angezeigt hatte. Eine weitere juristische Episode im Sog der Affäre Hildebrand.
Die «NZZ am Sonntag» machte den Beschluss publik. Im Artikel ist auch Pajarolas Dissertation erwähnt, erschienen 2007. Sie behandelt «Gewalt im Verhör zur Rettung von Menschen» – und befasst sich dazu mit «gewaltlosen Alternativen».
BLICK hat sich die Dissertation angeschaut: Knapp 20 Seiten widmet Pajarola den Alternativen. Konkret: paranormalen, also übersinnlichen Fähigkeiten. Darunter versteht er «Telepathie, Hellsehen, Psychometrie, Medialität und Pendeln». Aus wissenschaftlicher und kriminalistischer Sicht eher unorthodoxe Ansätze.
Umberto Pajarolas Ausführungen gleichen einem Plädoyer fürs Übersinnliche: Es erscheine «beinahe zynisch, paranormale Fähigkeiten nicht einzusetzen, weil ihr Nutzen wissenschaftlich nicht bewiesen ist», schreibt er etwa. Zumindest «ergänzend zur üblichen Polizeiarbeit». Denn: «Wer fragt schon nach der Wissenschaftlichkeit einer Methode, die Leben retten kann, ohne die Rechte des Störers zu verletzen?»
«Ausbildung von Polizisten in paranormalen Fähigkeiten»
Der Jurist macht sich in seiner Arbeit sogar konkrete Gedanken über eine Hellsichtigen-Spezialeinheit, die der Polizei zur Verfügung stehen könnte.
«Im Zentrum steht der Aufbau einer festen Partnerschaft, in welcher ein Medium oder ein Team von Medien der Polizei ständig zur Verfügung steht, durch diese rekrutiert, getestet und ausgebildet wird.»
Selbst «Eignungstests» hat Pajarola zu Ende gedacht, etwa mit gelösten Fällen. «Prüfungsexperten» dürften die Lösung aber ebenso wenig kennen wie die «Medien», so Pajarola. «Um auszuschliessen, dass sie die Informationen lediglich durch telepathische Fähigkeiten von den Polizisten gewinnen.»
Er geht noch weiter, empfiehlt auch «eine Ausbildung von Polizisten in paranormalen Fähigkeiten». Oder sogar von Richtern und Staatsanwälten.
Letzteres ist Pajarola inzwischen selber. «Aber eine paranormale Schulung habe ich im Zusammenhang mit meiner beruflichen Tätigkeit nicht gemacht», sagt er zu BLICK. Der Grund: «Als Staatsanwalt brauche ich Beweise, paranormale Fähigkeiten sind für Polizisten nützlicher.» Zu seiner Dissertation stehe er auch heute noch – sie beziehe sich aber auf «ganz spezielle Fälle, in denen unmittelbar Menschenleben gerettet werden können. Etwa bei einer tickenden Bombe oder einem Fall von Kindsentführung».