Die Spannung liegt in der Luft. Ganz Genf wartet auf den Ehrengast: Papst Franziskus (81) ist im Anflug. Der Pontifex beehrt die Schweiz. Ein Kurzbesuch als Grossanlass, der Gläubige aus ganz Europa anzieht. Auch im Pressezentrum des Ökumenischen Zentrums in Genf ist die Anspannung spürbar. Spanisch, Französisch, Englisch, Italienisch – alle Sprachen sind wild durcheinander zu hören. Die Erwartungshaltung ist hoch: Schliesslich ist es 14 Jahre, seit das höchste Oberhaupt der katholischen Kirche in der Schweiz war.
Der Papst ist gelandet. Überpünktlich setzt seine Alitalia-Maschine auf dem Flughafen Genf auf. Auf dem Rollfeld wird Papst Franziskus von Bundespräsident Alain Berset empfangen. Im Hintergrund: ein Heer an Soldaten und Musikanten, die zu seinen Ehren aufspielen.
Enger Takt
Das Programm ist eng getaktet – im grossen Saal des Ökumenischen Zentrums hält der Papst wenig später schon seine erste Messe. Alles soll perfekt sein: Zuvor wurden im Saal sogar noch die Lieder eingeübt und die Etikette während der Messe durchgegeben. «Damit wir alle ein gutes Bild abgeben», meinte ein Abgesandter des Zentrums.
Als der Papst eintrifft, brandet Jubel auf. Der Pontifex betritt den beschaulichen Saal. Die Messe ist feierlich, voll von Gesängen aus allen Herren Ländern - nur im Gesicht des Papstes zeichnet sich während seiner Gebete keine grosse Regung ab.
Zum Mittagessen geht es nach Bossey. Auf ein Gut des Ökumenischen Zentrums. Dort gibt es ein Drei-Gänge-Menü, das dem Papst geschmeckt haben dürfte. Zur Vorspeise: Gemüsetatar mit Gartensalat. Zum Hauptgang gab es gegrillten Fisch an Weisser Buttersauce mit Reis und sautiertem Gemüse. Zum Dessert bereitete der Koch für den Heiligen Vater ein Zitronentörtchen mit frischem Obst zu. Selbstverständlich waren sämtliche Zutaten bio.
Warten in brütender Hitze
Zu dieser Zeit standen vor den Palexpo-Hallen die Gläubigen schon Schlange. Unter der gleissenden Sonne warteten sie auf Einlass in die Halle. 41'000 Menschen hatten sich für die grosse Messe des Papstes den Eintritt gesichert. Entsprechend glücklich sind die Gesichter als es schliesslich in die Hallen geht.
Sie kommen aus allen Kantonen, viele tragen stolz ihre Kantonswappen. Andere tragen ihre Landesfahnen hoch über den Köpfen. «Wir sind stolze Katholiken und freuen uns, die Messe mit dem Heiligen Vater zu feiern», meinte eine Frau aus Wohlen AG. «Es ist ein Privileg hier zu sein. Der Papst ist ein grosses Vorbild», meint ein Katholik aus Wetzikon ZH.
Kein Wasser, der Kreislauf streikt
Ärgernis: Trotz der unbarmherzigen Hitze müssen die Gläubigen am Eingang ihre Wasserflaschen zurücklassen. Ein kurzer Aufschrei hallt durch die Wartenden. Denn: Auch in der Halle ist es nicht viel kühler. Kein Wunder müssen Zuschauer schon vor Beginn der Heiligen Messe von der Sanität aus der Halle transportiert werden. Der Kreislauf spielt bei den Temperaturen nicht mehr mit.
Nach stundenlangem Warten ist es dann aber soweit. Gegen 17.30 jubiliert die Masse – der Heilige Vater fährt mit seinem Papa-Mobil in die Halle ein. Die Gläubigen feiern ausgelassen – sogar Tränen fliessen. Nach 90 Minuten ist die Messe gelesen, der Papst verabschiedet sich. An den Ausgängen tummeln sich beseelte Gesichter, jeder Besucher ist stolz und froh, dabei gewesen zu sein.
Der Papst ist da schon wieder auf dem Weg zu seinem Flieger nach Rom. Um kurz vor 20 Uhr verlässt er die Schweiz. Gerade rechtzeitig zum Anpfiff des WM-Spiels seiner Argentinier gegen Kroatien. Ob, der glühende Fussball-Fan über den Wolken das Match schaute, weiss wohl nur der liebe Gott.
Vom Chaos auf Erden bekommt er nichts mehr mit. In Genf strandeten hunderte Gläubige am Hauptbahnhof. Der irdische Grund: Ein Streckenunterbruch.
Papst Franziskus besucht am 21. Juni die Schweiz. Die wichtigsten Fragen zum Papst und seinem Besuch in Genf werden im grossen Q&A beantwortet.
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