Loredana umringt von bewaffneten Frauen in Uniform
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Musikvideo-Dreh in Pristina:Loredana umringt von bewaffneten Frauen in Uniform

Trotz Vorwürfen: Loredana geniesst den Rummel um ihre Person
Ihr Netzwerk, ihr Aufstieg, ihre Machenschaften

Loredana Zefi wird in der Schweiz Betrug vorgeworfen. In der Hauptstadt des Kosovo stellte sich die Rapperin den Medien. Viel Inszenierung und
 wenig Klarheit.
Publiziert: 11.05.2019 um 23:46 Uhr
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Aktualisiert: 12.05.2019 um 19:20 Uhr
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Loredana geniesst die Aufmerksamkeit für ihre Pressekonferenz in Pristina.
Foto: Visar Kryeziu
Dafina Eshrefi

Es lief eigentlich alles perfekt. Loredana (23) aus Luzern war die Deutsch-Rap-Sensation schlechthin. Ihre erste Single «Sonnenbrille» wurde in 24 Stunden allein auf Youtube mehr als zwei Millionen Mal aufgerufen – für Newcomer ein Riesenerfolg. Auch privat konnte sie sich nicht beklagen. Mit ihrem Ehemann Mozzik (23) gab sie das Bild eines Traum-Powerpaars ab. Das Glück schien mit der Geburt von Tochter Hana letzten Dezember perfekt.

Doch vor ein paar Tagen wurde die Rapperin und Instagram-Influencerin von ihrer kriminellen Vergangenheit eingeholt – so scheint es. Die Luzerner Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung ein. Der Vorwurf: Loredana soll ein Schweizer Ehepaar um 700'000 Franken betrogen haben. Sie habe sich als uneheliche Tochter des Zürcher Anwalts Valentin Landmann ausgegeben und die Geschädigten fortgesetzt genötigt, erpresst und bedroht.

«Ich habe das Geld aus freien Stücken erhalten»
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Loredana äussert sich:«Ich habe das Geld aus freien Stücken erhalten»

Zuvor hatte ­einer ihrer Brüder das Opfer Petra Z.* (52) über eine Datingplattform kennengelernt, ihr Vertrauen gewonnen und nach zwei Monaten insgesamt 200 '000 Franken von ihr geliehen bekommen. Sein Vorwand: Er brauche das Geld für eine dringende Nierentransplantation seiner kranken Mutter.

Loredana habe sich bei der Frau als Anwältin «Anna Landmann» gemeldet und Hilfe versprochen, die geschuldete Summe zurückzuerhalten. So soll der Betrug seinen Lauf genommen und Loredana jene 700'000 Franken mutmasslich ergaunert haben.

Viel Instagram, viel Luxus

Wer sich Loredanas Instagram-Account anschaut, stellt fest: In der Zeit, da sich der mutmassliche Betrug abspielte, stellte Loredana ein immer luxuriöseres Leben zur Schau. Ausserdem angelte sie sich in dieser Zeit ihren heutigen Rapper-Ehemann.

Die bis dahin noch gänzlich unbekannte Loredana soll eine von Mozziks zahlreichen Verehrerinnen gewesen sein, die auf Instagram Kontakt mit ihm suchten, als er ein aufgehender Stern am albanischen Rap-Himmel war.

In seinem Song «Madam» singt Mozzik, er könne sich nicht erklären, wie sie es geschafft habe, in sein Leben zu treten. Nach eigenen Angaben hat sie keine Lehre abgeschlossen, nach der Oberstufe hätte sie direkt mit der Arbeit in den zahlreichen Firmen ihrer sieben Brüder beginnen können.

Doch Loredana hatte andere Pläne. Sie wollte ganz nach oben, strebte nach Geld und Ruhm, koste es, was es wolle.

Auf Anfrage von SonntagsBlick bestätigte Simon Kopp, Sprecher der Luzerner Staatsanwaltschaft, dass die Sängerin bereits zwei Mal von der Polizei verhört und eine Hausdurchsuchung bei ihr durchgeführt wurde. Man habe dabei das Nötige beschlagnahmen können. Es werde noch zu vielen weiteren Befragungen kommen. Man könne einstweilen nichts Konkretes sagen, da man noch ganz am Anfang der Ermittlungen stünde.

Die Kesb ist noch nicht eingeschaltet worden

Auf die Frage, ob nach der polizeilichen Einvernahme die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) eingeschaltet worden sei, liess die Staatsanwaltschaft verlauten, dies sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht erfolgt. Ob und wann dies geschehe, hänge von den weiteren Untersuchungen ab. Sollte sich abzeichnen, dass das Wohl von Loredanas Tochter gefährdet sei, würde die Kesb aktiv werden.

An einer Medienkonferenz in Pristina, der Hauptstadt des Kosovo, trat Loredana vor die Medien und stellte sich den Vorwürfen. Neben ihrem Ehemann wurde sie von zwei Anwälten unterstützt. Nach SonntagsBlick-Recherchen ist ihr Rechtsvertreter selber bereits einige Male mit dem Gesetz in Konflikt geraten, unter anderem wegen häuslicher Gewalt. Laut einem ­Polizeirapport, den das lokale Newsportal insajderi.com veröffentlichte, soll er seine Ehefrau geschlagen haben.

Loredanas Aufritt in Pristina wirkte gleichermassen durchinszeniert wie unprofessionell. Man lachte und überschüttete sich mit Komplimenten. Es schien, als habe Loredana auf diesen Auftritt nur gewartet. Endlich hatte sie die Aufmerksamkeit, die sie schon immer herbeigesehnt hatte.

Mit einer überdimensionalen schwarzen Sonnenbrille, die ihr Gesicht weitgehend verbarg, trat sie vor die Journalisten und erklärte, man habe ihr die 700'000 Franken freiwillig gegeben. Einer der Anwälte meinte, die Summe sei für Schweizer Verhältnisse nicht sehr hoch. Dann stand Loredana abrupt auf. Sie müsse weiter zum Videodreh.

Die PK in voller Länge:Loredana nimmt Stellung zu den Betrugsvorwürfen

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