Toni Inderbitzin (64) trauert um seinen Bruder Franz (†58), den Silberen-Schäfer
«Er kehrte zurück zu seinem Hirten»

Das Herz von Franz Inderbitzin (†58) schlug vor allem für seine Schafe. Doch Knie und Rückenprobleme machten ihm immer stärker zu schaffen. Zuletzt wählte er den Freitod als Ausweg. Sein Bruder ist in tiefer Trauer.
Publiziert: 25.09.2017 um 00:04 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 16:48 Uhr
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Toni Inderbitzin (64) trauert um seinen Bruder Franz (†59). Der Schafhirt nahm sich vor einer Woche das Leben.
Foto: ANIAN HEIERLI
Anian Heierli (Text und Fotos)

Viel harte Arbeit, wenig Lohn, immer mehr Bürokratie. Die Zahl der Suizide in der Landwirtschaft nimmt zu (BLICK berichtete). Viele Bauern zerbrechen unter der Belastung. Eines der jüngsten Opfer ist Schafhirt Franz Inderbitzin (†58) aus Muotathal SZ. Am vorletzten Samstag um sieben Uhr nahm er sich das Leben. Keiner seiner Freunde rechnete damit. Kurz zuvor hatte er seinem Nachbarn noch einen schönen Tag gewünscht.

Freitod geht dem Bruder nahe

Der tragische Vorfall hat das Dorf erschüttert. Schäfer Franz war beliebt im Ort. Man schätzte seinen Humor, seine Ehrlichkeit und seine direkte Art. «Die Anteilnahme ist gross», sagt sein älterer Bruder Toni Inderbitzin zu BLICK. Seine Augen sind wässrig, wenn er von Franz spricht. Der Freitod geht ihm nahe, die beiden pflegten ein enges Verhältnis.

Über das Warum lässt sich nur spekulieren. Doch Franz hatte Knie- und Rückenprobleme, die immer schlimmer wurden. «Seine Schritte wurden kürzer, die Verschnaufpausen länger», so der Bruder. «Das Ende seiner Schäferkarriere war absehbar. Das machte ihm zu schaffen. Er wollte keine andere Arbeit.»

«Sein Herz schlug für die Schafe»

Franz kannte nur das Alpleben, liebte seinen Beruf, war stolz darauf – und tat dies vergangenes Jahr auch in der SRF-«Rundschau» kund. Im Alter von 20 Jahren wurde er – benannt nach der Karstlandschaft am Pragelpass – zum Silberen-Schäfer. In diesem Jahr trat er bereits den 40. Alpsommer an. Er kümmerte sich um rund 800 Schafe von mehreren Bauern aus dem Tal. «Es war seine Lebensaufgabe», sagt Bruder Toni. «Sein Herz schlug für seine Tiere.» Für sie war ihm kein Fussmarsch zu lang, kein Hang zu steil. Bei Wind und Regen kümmerte er sich um seine Tiere auf der Alp.

Andere Älpler suchen jetzt, nach Franz' Ableben, in den Bergen nach den zurückgebliebenen Schafen. Dafür ist Bruder Toni dankbar: «Im Muotatal leben die Bauern noch Solidarität. Die gegenseitige Unterstützung ist gross.» Am Mittwoch nehmen Familie, Freunde und Bekannte an der Beerdigung Abschied.

«Er kehrt zurück zu seinem Hirten»

Bruder Toni ist sicher, dass es eine würdige Feier gibt: «Franz bleibt uns als bodenständiger Mensch in Erinnerung.» Auch sein Schwyzerörgeli-Spiel wird man im Tal nie vergessen. Für ihn ist klar: «Franz hat einen Platz im Himmel. Er kehrt nun zurück zu seinem Hirten.»

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Adressen für Menschen, die einen Menschen verloren haben: www.verein-refugium.ch

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