Tod nach Polizeigewalt in Lausanne
Auch die Schweiz hat einen «George Floyd»-Fall

Auch in der Schweiz sterben Schwarze bei Polizeieinsätzen. Das zeigt der Fall des Nigerianers Mike Ben Peter, der 2018 in Lausanne ähnlich wie George Floyd am Boden fixiert wird – und einen Herzstillstand erleidet.
Publiziert: 04.06.2020 um 13:02 Uhr
1/8
Der Schwarze Mike Ben Peter starb, nachdem er von sechs Polizisten in Lausanne zu Boden gedrückt wurde.
Foto: Keystone

Sechs Minuten liegt der Nigerianer Mike Ben Peter (†40) nahe des Lausanner Bahnhofs mit dem Gesicht nach unten auf dem Asphalt. Auf ihm das Gewicht von sechs Polizisten, die ihn zu Boden drücken. Zuvor sollen die Beamten ihn solange in die Genitalien getreten haben, bis sie ihn überwältigen konnten. Mike Ben Peter erleidet vor Ort im Beisein der Polizisten einen Zusammenbruch. Zwölf Stunden später stirbt er im Universitätsspital an einem Herzstillstand.

Geschehen ist das am 28. Februar 2018 – mitten in der Schweiz. Der Fall weist frappierende Ähnlichkeit zum Tod von George Floyd (†46) in Minnesota (USA) auf, der in der ganzen Welt zu Massenprotesten führt. In der Schweiz dagegen sind im Jahr 2018 rund 500 Menschen wegen des Tods von Mike Ben Peter auf die Strasse gegangen.

Polizisten hielten den Druck mit den Knien aufrecht

Grund des Polizeieinsatzes in Lausanne war laut Waadtländer Polizei eine «Präventivkontrolle gegen den Strassendeal». Mike Ben Peter habe sich verdächtig verhalten. Laut Polizei habe er sich nicht kooperativ gezeigt. «Sechs Polizisten drückten Mike Ben Peter auf dem Bauch zu Boden und legten seine Hände hinter den Rücken. Sie hielten den Druck mit den Knien aufrecht, während sie seine Beine anhoben», erklärt Anwalt Simon Ntah, der die Familie des Toten vertritt.

Als der Nigerianer daraufhin zusammenbricht, habe die Polizei eine Herzmassage durchgeführt und den Rettungsdienst alarmiert. In der Polizeimeldung zum Fall heisst es, dass man bei der Erstversorgung Kokainkügelchen neben seinem Gesicht und in seinem Mund entdeckt habe. Eine toxikologische Analyse nach Mike Ben Peters Tod zeigt jedoch, dass im Blut des Opfers keine Spuren von Drogen gefunden worden. Bei der Untersuchung der Leiche wurden jedoch massive Blutergüsse im Genitalbereich festgestellt.

Lausanner Polizisten nie suspendiert, Untersuchung läuft

Der Waadtländer Staatsanwalt eröffnet gegen die sechs Polizisten eine Strafuntersuchung wegen fahrlässiger Tötung. Die Polizisten wurden laut «Berner Zeitung» allerdings nie suspendiert. Die Untersuchung läuft zwei Jahre und drei Monate nach dem Tod des Nigerianers immer noch.

Vor einer Woche – kurz nach dem Beginn der Proteste wegen George Floyds Tod – gab es eine Anhörung. Der Zeitpunkt sei allerdings ein Zufall. Eine erneute Anhörung stehe im Sommer an.

Mike Ben Peter ist in der Schweiz kein Einzelfall

In den letzten vier Jahren sind drei Schwarze bei Polizeieinsätzen in der Schweiz ums Leben gekommen. Der Kongolese Hervé Mandundu (27) wurde am 11. November 2016 bei einem Polizeieinsatz in Bex VD erschossen. Er soll mit einem Küchenmesser in der Hand auf die Polizisten im Treppenhaus zugelaufen sein und wurde daraufhin erschossen.

Der gambische Asylsuchende Lamine Fatty (23) ist am 24. Oktober 2017 in seiner Zelle in Lausanne verstorben. Wegen einer Namensverwechslung wurde er verhaftet und kam ins Gefängnis. Die Beamten sollen laut «24heures» nicht bemerkt haben, dass Fatty aufgrund seiner Epilepsie-Erkrankung kurz vor seiner Verhaftung am Gehirn operiert worden war. (euc)

Der brutale Tod von George Floyd (†46)

Am Montagabend, 25. Mai, rückt die Polizei von Minneapolis aus, um den Afroamerikaner George Floyd (†46) festzunehmen. Der Grund: Ein mutmassliches Fälschungsdelikt. Während der brutalen Verhaftung wird Floyd tödlich verletzt. Er stirbt kurz darauf im Spital.

Die letzten schmerzhaften Minuten seines Lebens wurden auf Video festgehalten. Der Clip verbreitete sich in den sozialen Netzwerken wie ein Lauffeuer. Entsetzen und Ausschreitungen in zahlreichen Städten der USA sind die Folge.

Die Aufnahmen zeigen, wie ein weisser Polizist sein Knie an den Hals des Afroamerikaners drückt. Minutenlang. Floyd fleht wiederholt um Hilfe, versprach, widerstandslos mitzukommen. «Ich kann nicht atmen», sagt er zuletzt. Dann bleibt er still, verliert sein Bewusstsein.

Passanten schreien die Polizisten an. Doch der Beamte Derek Chauvin presst mit seinem Knie Floyds Kehlkopf weiterhin auf den Asphalt. Erbarmungslos. Später rufen die Beamten die Ambulanz. Im Spital wird der Festgenommene für tot erklärt.

Nach der Verbreitung des Videos werden die vier beteiligten Polizisten aus dem Dienst entlassen. Derek Chauvin wird am Freitag, 29. Mai festgenommen. Er steht unter Mordverdacht.

Floyds Tod treibt in den ganzen USA die Menschen auf die Strasse. Sie demonstrieren gegen Polizeigewalt, insbesondere an dunkelhäutigen Menschen. Die Proteste eskalieren teils in heftigen Ausschreitungen und Verwüstungen.


Am Montagabend, 25. Mai, rückt die Polizei von Minneapolis aus, um den Afroamerikaner George Floyd (†46) festzunehmen. Der Grund: Ein mutmassliches Fälschungsdelikt. Während der brutalen Verhaftung wird Floyd tödlich verletzt. Er stirbt kurz darauf im Spital.

Die letzten schmerzhaften Minuten seines Lebens wurden auf Video festgehalten. Der Clip verbreitete sich in den sozialen Netzwerken wie ein Lauffeuer. Entsetzen und Ausschreitungen in zahlreichen Städten der USA sind die Folge.

Die Aufnahmen zeigen, wie ein weisser Polizist sein Knie an den Hals des Afroamerikaners drückt. Minutenlang. Floyd fleht wiederholt um Hilfe, versprach, widerstandslos mitzukommen. «Ich kann nicht atmen», sagt er zuletzt. Dann bleibt er still, verliert sein Bewusstsein.

Passanten schreien die Polizisten an. Doch der Beamte Derek Chauvin presst mit seinem Knie Floyds Kehlkopf weiterhin auf den Asphalt. Erbarmungslos. Später rufen die Beamten die Ambulanz. Im Spital wird der Festgenommene für tot erklärt.

Nach der Verbreitung des Videos werden die vier beteiligten Polizisten aus dem Dienst entlassen. Derek Chauvin wird am Freitag, 29. Mai festgenommen. Er steht unter Mordverdacht.

Floyds Tod treibt in den ganzen USA die Menschen auf die Strasse. Sie demonstrieren gegen Polizeigewalt, insbesondere an dunkelhäutigen Menschen. Die Proteste eskalieren teils in heftigen Ausschreitungen und Verwüstungen.


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?