Tiere sterben im Stau
Ross-Rettung will mit Blaulicht fahren

Der Grosstier-Rettungsdienst will als Blaulicht-Organisation anerkannt werden. Oft würden die Tiere auf dem Weg ins Spital sterben.
Publiziert: 08.06.2014 um 13:25 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:54 Uhr
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Dieses Pferd ist in Ennetmoos NW in eine Mistgrube gestürzt.
Foto: www.gtrd.ch
Von Leo Ferraro

Einsatz für den Grosstier-Rettungsdienst (GTRD): In Ennetmoos NW ist ein Pferd in eine Mistgrube gefallen. Die Zeit drängt. Doch die Retter können das Schlimmste verhindern. Mit ihrem Spezialgerät und einem Feuerwehrauto hieven sie das Ross aus der Grube.

Nicht immer gehen die Rettungen des GTRD so glimpflich aus. «Oft sterben uns die Tiere unnötig weg», sagt Ruedi Keller (44), Gründer und Leiter des Rettungsdienstes. «Wir bleiben häufig im Stadtverkehr stecken, weil wir nicht mit Blaulicht fahren dürfen.»

«Wir fordern eine Ausnahmebewilligung»

Das soll sich nun ändern: Der Grosstier-Rettungsdienst, der von Polizei, Feuerwehr und Rega immer dann aufgeboten wird, wenn Ross & Co. in Not sind, kämpft um die Anerkennung als Blaulicht-Organisation. «Wir fordern vom Bundesamt für Strassen eine Ausnahmebewilligung für Dringlichkeitsfahrten, inklusive Blaulicht und Martinshorn», sagt Ruedi Keller.

Derzeit sammelt die Organisation Unterschriften für ihre Petition an Bundesrätin Doris Leuthard. In der ersten Woche sind 900 Unterschriften zusammengekommen. Am Ende sollen es gegen 10 000 sein. «Uns geht es nicht darum, gefährlich zu Einsätzen zu rasen», sagt Keller. «Aber viele Tiere hätten überlebt, wenn wir nicht im Stau stecken geblieben wären.»

120 Stundenkilometer auf der Autobahn

Auch die Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h für Wagen mit Anhänger auf Autobahnen bremst die Retter aus und lässt sie zu spät zum Einsatzort kommen. «Wir sind darauf angewiesen, dass unsere Tierambulanz im Einsatz auf der Autobahn auch 120 km/h fahren darf.»

Seit 17 Jahren betreibt Keller seinen weltweit einzigartigen Tierrettungsdienst – auf der Basis von Freiwilligenarbeit und Spenden. «Wir werden inzwischen regelmässig von Feuerwehr und Polizei aufgeboten», sagt Ruedi Keller.

Über die Jahre hat er spezielle Rettungsgeräte und ein professionelles Ausbildungskonzept entwickelt. Sechs Stützpunkte hat der GTRD in der Schweiz, zwei weitere sind in Planung – in der Westschweiz und im Engadin.

Bei Knochenbrüchen wird nicht gerast

«In einigen Kantonen kann man uns bereits über die Notfallnummern 114 und 118 aufbieten», sagt Keller. Und das ist inzwischen fast täglich der Fall. «Für Pferde mit Knochenbrüchen oder Kühe mit Schürfungen würden wir natürlich nicht dringlich fahren», sagt Keller.

Am häufigsten seien jedoch Pferde mit Koliken und Rettungen aus Jauchegruben. «Das sind die Einsätze, bei denen wir Blaulicht brauchen – weil jede Minute zählt.»

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