Testament für einen guten Zweck
Greenpeace erbt viel Geld – und eine Hündin

Barbara Martens will ihr Vermögen an die Umweltorganisation vererben. Sie ist nicht die Einzige: Immer mehr Schweizer berücksichtigen in ihrem Testament gemeinnützige Gruppen.
Publiziert: 09.12.2017 um 23:30 Uhr
|
Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:10 Uhr
1/2
Die Rheinfelderin Barbara Martens mit der zehnjährigen Hündin Bonita.
Foto: ANJA WURM
Thomas Schlittler (Text) und Anja Wurm (Foto)

Sie ist eigentlich zu jung, um sich mit ihrem Nachlass zu beschäftigen. Doch für Barbara Martens (60) ist es keine Frage des Alters. «Bereits mit 24 habe ich mein erstes Testament geschrieben», sagt sie lachend.

SonntagsBlick besucht die studierte Chemikerin zu Hause in Rheinfelden AG. Die Kratzbäume in der kleinen Stube erinnern an Katzen, mit denen sie bis vor einem Jahr die Wohnung teilte. «Jetzt kommt täglich noch der Nachbarskater vorbei», sagt die Tierliebhaberin.

Martens stammt aus dem deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz, genauer gesagt aus der geschichtsträchtigen Stadt Worms. Sie lebt aber seit 30 Jahren in der Schweiz. Ihre neueste Mitbewohnerin heisst Bonita. Martens hat die zehnjährige Hündin nach dem Tod ihrer Katzen bei sich aufgenommen. «Bonita sollte eingeschläfert werden, das konnte ich nicht zulassen.»

Alle paar Jahre passt sie das Testament an

Martens war früher verheiratet, Kinder hat sie keine. Ihre Eltern, 85 und 88 Jahre alt, wohnen in der alten Heimat. Der Kontakt zur Schwester ist fast abgebrochen. «Mein Vermögen soll deshalb an gemeinnützige Organisationen gehen, wenn ich einmal nicht mehr hier bin.»

Alle paar Jahre passt Martens ihr Testament an: «Einige Hilfswerke fliegen raus, weil ich mit ihrer Arbeit nicht mehr vollständig einverstanden bin. Andere kommen dazu.»

Seit Jahren dabei ist Greenpeace. Die Umweltorganisation ist Martens’ offizielle Erbin und darf bei ihrem Tod mit mehr als hunderttausend Franken rechnen. Greenpeace erbt allerdings nicht nur Geld, sondern auch Pflichten: «Die Organisation muss sich um meine Haustiere kümmern.» Damit will Martens sicherstellen, dass es ihre Hündin Bonita – oder künftige Haustiere – auch nach ihrem Ableben gut haben. Deutlich mehr Menschen als noch vor zehn Jahren machen heute ihr Testament für einen guten Zweck. Schweizer Hilfsorganisationen erhalten mehr Gelder aus Erbschaften denn je.

Spendenanstieg

2016 wurde ein neuer Höchststand von 170 Millionen Franken erreicht. Das zeigt die Spendenstatistik der Stiftung Zewo, die rund 500 spendensammelnde Organisationen zertifiziert.

Der Anstieg hat verschiedene Gründe. Hauptursache dürfte die allgemeine Zunahme des Schweizer Erbschaftsvolumens sein. Offizielle Zahlen gibt es nicht. Gemäss Schätzungen wurden im Jahr 2015 rund 63 Milliarden Franken vererbt. In den vergangenen 20 Jahren soll sich das Volumen in der Schweiz verdoppelt haben. «Es findet gerade eine Vererbung von der reichen Nach-kriegsgenera­tion auf die nächste statt, die selbst gut situiert ist», sagt Georg von Schnurbein (40), Direktor des Center for Philanthropy Studies (CEPS) an der Universität Basel. Das sei ein gutes Umfeld für Hilfswerke: «Da wird häufig ein Teil für andere abgegeben.»

Gemäss dem Spendenbaro­meter von Swissfundraising berücksichtigt mittlerweile jedes elfte Testament eine gemeinnützige Organisation. Und von denen, die noch kein Testament geschrieben haben, kann sich jede vierte Person vorstellen, eine gemeinnützige Organisa­tion zu unterstützen.

Erbrecht wird revidiert

Die Hilfswerke haben aktiv dazu beigetragen, die Gesellschaft für das Thema zu sensibilisieren. Von Schnurbein: «Die Organisationen sind heute professioneller im Umgang mit Legaten und werben aktiv dafür.» Das bestätigt auch Peter Burri Follath, Kommunikationschef bei Pro Senectute: «Wir stellen fest, dass sich viele Organisationen besonders auf die Gewinnung von Legaten spezialisieren.»
Namhafte Non-Profit-Organisationen wie Greenpeace, Heilsarmee, Internationales Komitee vom Roten Kreuz, Schweizer Paraplegiker-Stiftung und SOS Kinderdorf haben vor acht Jahren gemeinsam den Verein My Happy End gegründet. Dieser soll die Menschen in der Schweiz dazu bewegen, vermehrt ein Testament zu verfassen und darin gemeinnützige Organisationen zu berücksichtigen. My Happy End schaltet dazu TV-Spots und druckt Inserate.
Derzeit wird das Erbrecht revidiert, in Kürze dürfte der Bundesrat mit der Vorlage ins Parlament gehen. Geplant ist eine Reduktion der Pflichtteile von Ehegatten und Nachkommen – was den Hilfswerken zusätzliche Beträge aus Erbschaften bescheren könnte.

Das beliebteste Quiz der Schweiz ist zurück.
Jetzt im Blick Live Quiz abräumen

Beim Blick Live Quiz spielst du dienstags und donnerstags (ab 19.30 Uhr) um bis zu 1'000 Franken aus dem Jackpot. Mitmachen ist ganz einfach. Du brauchst dazu lediglich ein iPhone oder ein Android-Handy. 

  • Suche im App-Store (für iOS) oder im Google Play Store (für Android) nach «Blick Live Quiz».
  • Lade die «Blick Live Quiz»-App kostenlos runter und registriere dich.
  • Wichtig: Aktiviere die Pushnachrichten, sodass du keine Sendung verpasst.
  • Jetzt kannst du dein Wissen mit anderen Usern und Userinnen messen.
Das beliebteste Quiz der Schweiz ist zurück.

Beim Blick Live Quiz spielst du dienstags und donnerstags (ab 19.30 Uhr) um bis zu 1'000 Franken aus dem Jackpot. Mitmachen ist ganz einfach. Du brauchst dazu lediglich ein iPhone oder ein Android-Handy. 

  • Suche im App-Store (für iOS) oder im Google Play Store (für Android) nach «Blick Live Quiz».
  • Lade die «Blick Live Quiz»-App kostenlos runter und registriere dich.
  • Wichtig: Aktiviere die Pushnachrichten, sodass du keine Sendung verpasst.
  • Jetzt kannst du dein Wissen mit anderen Usern und Userinnen messen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?