Sie wollte mit Flüchtlingen in die Schweiz
SP-Grossrätin als Schlepperin verhaftet

Lisa Bosia Mirra (43) versuchte vier minderjährige Flüchtlinge mit dem Lieferwagen in die Schweiz zu schleusen. Eine Provokation der SP-Politikerin? Oder wollte sie helfen? Sicher ist: Jetzt kümmert sich die Staatsanwaltschaft um den Fall.
Publiziert: 01.09.2016 um 12:25 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 16:40 Uhr
SP-Grossrätin Bosia Mirra soll Flüchtlingen beim illegalen Grenzübertritt geholfen haben.
Foto: KEY
Myrte Müller

Ihr Kampf für die Flüchtlinge von Como (I) eskaliert. Noch am Mittwoch wetterte Lisa Bosia Mirra (43) auf einer Pressekonferenz gegen die Feindseligkeit der Tessiner Grenzwacht. Unbegleitete Minderjährige, die Familie in der Schweiz hätten, würden schutzlos abgewiesen, so einer der Vorwürfe.

Heute nahm die SP-Abgeordnete aus Mendrisio TI die Sache selbst in die Hand. Gegen neun Uhr passiert Lisa Bosia Mirra mit ihrem Privatauto die Grenze in Stabio TI. Gleich hinterher folgt ein Lieferwagen mit Berner Kennzeichen. An Bord vier minderjährige Nordafrikaner.

Von der Grenzwacht geschnappt

Doch Bosia und ihr Deutschschweizer Kollege kommen nicht weit. Sie werden gleich am Grenzübergang San Pietro von der Grenzwacht geschnappt. Und verhaftet! Aus der Rettungsaktion wird ein Verbrechen, aus den engagierten Helfern Schlepper.

Das ganze Flüchtlingselend aus Como I hatte die Tessiner Politikerin von Anfang an hautnah miterlebt. Das von ihr gegründete Hilfswerk Firdaus stellte die ersten Wochen am Bahnhof San Giovanni eine Suppenküche für die Gestrandeten. Damit nicht genug. Lisa Bosia Mirra kümmerte sich persönlich um unbegleitete Minderjährige, die zu ihren Angehörigen in die Schweiz wollten.

Das ist unrecht, sagt die Tessinerin

Sie legte Akten an. Alle schön sortiert in einem Ringbuch. «Ich habe 80 Fälle zusammengetragen. In 44 wurden Minderjährige, die Verwandtschaft in der Schweiz hatten, wieder nach Italien überstellt, ohne dass sie die Möglichkeiten hatten, Asyl zu beantragen.»

Unrecht sei dies, findet die Tessinerin. War die versuchte Schleusung ein Akt der Menschlichkeit? Eine Verzweiflungstat? Oder gar eine Provokation, damit das Unrecht nicht vergessen wird und im Gespräch bleibt?

Jetzt kümmert sich Staatsanwältin Margherita Lanzillo um den Fall.

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