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Tessiner Spitaldirektor widerspricht dem Bundesamt für Gesundheit
«Wir haben genügend Intensivbetten»

Genügend Betten, die Spitäler sind für den Peak gerüstet: Der Tessiner Spitaldirektor Paolo Ferrari vom Kantonsspital Bellinzona widerspricht Daniel Koch vom BAG. Er glaubt sogar, dass die Kantone auf der Alpennordseite grössere Probleme bekommen werden.
Publiziert: 21.03.2020 um 19:27 Uhr
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Aktualisiert: 22.03.2020 um 01:30 Uhr
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Spitaldirektor Paolo Ferrari sagt, dass das Tessin für die schweren Covid-19-Fälle gerüstet ist.
Foto: Zvg

«Punkto Intensivbetten sind wir im Tessin besser ausgerüstet als der Rest der Schweiz», sagt der Tessiner Spitaldirektor Paolo Ferrari vom Kantonsspital in Bellinzona in einem Interview mit der NZZ.

Daniel Koch vom Bundesamt für Gesundheit bezeichnete an der Pressekonferenz vom Freitag die Coronavirus-Lage im Tessin als «dramatisch». Ferrari widerspricht: «Die Tessiner Kantonsspitäler haben sich frühzeitig auf diese Epidemie vorbereitet.» So habe etwa das Locarner Spital La Carità ausschliesslich auf die Behandlung von Coronavirus-Patienten umgerüstet und auch die private Clinica Moncucco in Lugano habe extra für diese Patienten aufgestockt.

Rund die Hälfte der Intensivstations-Betten von Corona-Patienten belegt

«Zurzeit sind 161 Corona-Patienten auf der normalen Abteilung und 33 Patienten auf der Intensivstation hospitalisiert.» Derzeit würden die Tessiner Spitäler über 452 normale Betten und 60 Intensivstation-Betten für Covid-19-Patienten verfügen. Und Ferrari ergänzt: «Nächste Woche werden wir auf 462 reguläre Betten und 99 Intensivstation-Betten aufgestockt haben. Wir sind also bereit.»

Vermutlich sei Koch vom BAG nicht über die neusten Zahlen informiert gewesen. Auch ein Wenig Panikmache unterstellt Ferrari Koch zwischen den Zeilen: «Ich kann mir vorstellen, dass Herr Koch eine Alarmglocke für alle Schweizer Bürger läuten möchte, wenn er die Situation im Tessin als äusserst kritisch ­beschreibt.»

«Der Rest der Schweiz wird alle Hände voll zu tun haben»

Dennoch warnt Ferrari, die Lage zu verharmlosen. Derzeit gibt es schweizweit 82 Intensivstationen mit insgesamt 1000 Betten. Doch: «Schon im Laufe der nächsten Woche könnten in der Schweiz rund 1400 neue Intensivstation-Betten für die Betreuung von Covid-19-Patienten nötig werden. Da wird also der Rest der Schweiz alle Hände voll zu tun haben.»

«Werden sie Patienten zu uns ins Tessin schicken?», fragt sich Ferrari sogar. Denn in der Entwicklung der Coronavirus-Epidemie ist das Tessin etwa zehn Tage weiter als der Rest der Schweiz. Und: «Punkto Verteilung der Intensivbetten pro Kopf sind wir im Tessin sogar besser ausgerüstet.»

Peak wird im Tessin in sieben bis zehn Tagen erwartet

Auf dem Höhepunkt der Epidemie müssten im Tessin etwa zwischen 400 bis 600 Patienten behandelt werden, davon rund 80 auf der Intensivstation. Dieser Peak werde im Südkanton in sieben bis zehn Tagen erwartet.

Damit es nicht schlimmer komme, müsse jetzt die soziale Distanz streng eingehalten werden. «So stecken sich nicht zu viele Personen auf einmal mit dem Virus an, und die Spitäler ­werden nicht überlastet – wenn es nicht bereits zu spät ist.»

Im Schlimmsten Fall keine Intensiv-Betten mehr für Alte

Das schlimmste Szenario für das Tessin wäre laut Ferrari eine schnelle und unkontrollierte Ausbreitung der Epidemie. «Das würde zu einer zu grossen Anzahl von Patienten führen, die innert kurzer Zeit ins Krankenhaus eingeliefert werden müssten. Wenn die Zahl der Erkrankten während der ganzen Epidemieperiode auf über 3000 steigt, dann wären wir natürlich überlastet.»

Im schlimmsten Fall müsste man dann Massnahmen ergreifen wie in Italien. Über 65-Jährige haben dort nicht mehr zwingend Anrecht auf ein Bett auf der Intensivstation. Ferrari: «Ähnliche Überlegungen stellen übrigens zurzeit auch die Fachspezialisten in der Schweiz an.» Allerdings würde eine viel höhere Altersgrenze angestrebt.


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