Es sollte wie ein Suizid aussehen
Feuerwehrmann beichtet seinen Mord

Der Tessiner Feuerwehrmann Giuseppe B. (49) tötet seine Frau Sabrina (†48) – und gesteht die Tat zwei Jahre später dem Pfarrer.
Publiziert: 19.07.2018 um 09:54 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 12:52 Uhr
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Giuseppe B. (49) beichtete die Tat zwei Jahre später einem Pfarrer.
Foto: Zvg
Myrte Müller

Alles läuft wie geplant. Giuseppe B.* (49) besucht im Juli 2016 seine Ex-Frau in ihrer Wohnung in Monte Carasso TI. Es kommt zum Streit. Der Tessiner stranguliert Sabrina B.* (48) mit seinen Händen bis zur Bewusstlosigkeit. Dann schneidet er ihr die Pulsadern auf. Dank zahlreicher Einsätze als Feuerwehrmann bei Suizid-Situationen weiss Giuseppe B., wie das geht. Sabrina verblutet. Ihm gelingt es mit Erfolg, einen Selbstmord vorzutäuschen.

Als die Kantonspolizei kurz darauf den leblosen Körper der Frau in der Wohnung findet, scheint die Lage eindeutig: Sabrina B. hat sich das Leben genommen. So glauben die Beamten. Die Ermittlungen werden eingestellt, der Fall ad acta gelegt. 

Priester überredet Mörder, sich zu stellen

Zwei Jahre nach der Tat plagen den Katholiken Giuseppe B. schlimme Schuldgefühle. Im Mai beichtet er einem Priester das Verbrechen. Dieser überredet ihn, sich den Behörden zu stellen. Giuseppe B. folgt dem Rat. Er geht ins Locarneser Polizeirevier, gesteht im Verhör den Mord an Sabrina. Nun sitzt er in U-Haft.

Vor wenigen Tagen wird auch seine zweite Frau, die Russin Anastasia B.* (39) verhaftet. Hat sie ihren Schweizer Gönner zur Bluttat angestiftet? Die Polizei ermittelt gegen sie. Doch Anastasia B. streitet jede Mittäterschaft am Mord ihrer Vorgängerin ab. 

Voraus ging ein Familiendrama. Über 20 Jahren sind Giuseppe und Sabrina B. verheiratet. Sie haben eine Tochter (22) und einen Sohn (19). Lange Zeit leben sie harmonisch in ihrem Eigenheim in Cadenazzo TI. «Sie waren eine ganz normale Familie», erinnern sich damalige Nachbarn. «Er arbeitete bei der Feuerwehr, war fleissig und zuverlässig, ein guter Familienvater und Ehemann.» Auch Sabrina hing an Giuseppe, widmete sich ganz ihm, den Kindern und dem Haushalt. Sie war glücklich.

Schöne Russin im Internet kennengelernt

Dann verkauft das Paar sein Haus in Cadenazzo, zieht ins Leventinatal, wo Giuseppe B. Vize-Kommandant der Feuerwehr wird. Er beginnt im Internet zu chatten – dort lernt er eine blonde Russin kennen. Er verliebt sich in sie, holt seine neue Flamme in die Schweiz, berichtet «Ticinonline». Die langjährige Ehe mit Sabrina zerbricht. Giuseppe B. lässt sich scheiden und heiratet 2015 die Russin.  Giuseppe B. muss fortan Unterhalt an seine Ex-Frau zahlen. Doch auch die neue Liebe kostet Geld. Sie habe immerzu shoppen und sich in den Beauty-Salons pflegen wollen, heisst es.

«Sabrina suchte damals einen Job, doch sie fand keinen. Sie war abhängig von den Alimenten ihres Ex», sagt eine Freundin. Und weiter: «Privat ging es langsam besser. Sie hatte einen neuen Freund und neuen Lebensmut geschöpft. Ihr angeblicher Selbstmord im Sommer 2016 hatte mich verwundert.» Ein «Selbstmord», der fast zum perfekten Verbrechen wurde. Wenn da nicht die Gewissensbisse gewesen wären.

*Namen geändert

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