Es ist das Muster eines Serientäters. Seine Opfer: die Madonna oder die Heilige Bernadette. Er sucht gezielt kleine Kapellen in abgelegenen Strassen, wo er ungestört ans Werk gehen kann. Er stiehlt und zertrümmert Heiligenfiguren.
Insgesamt 13 Mal schlug der Madonnenhasser seit Ostern im Südtessin zu. Melide, Fescoggia, Lugano, Castel San Pietro, Sagno. Die Attacken erfolgen in immer kürzeren Abständen. Nie hinterlässt der Täter eine Spur (BLICK berichtete).
Jetzt wurden wieder zwei Madonnenfiguren gestohlen. Die Raubzüge fanden innerhalb von nur einer Woche statt. Nur knapp fünf Kilometer voneinander entfernt.
Das Gitter wurde gewaltsam aufgebrochen
Sonntag, der 4. November, 10.30 Uhr. Eine Frau ruft aufgeregt in der Pfarrgemeinde an. Die Madonna von Lourdes, nahe dem Schiessstand von Morbio Superiore, fehle. Das Gitter, hinter dem die Heiligenfigur stand, wurde aufgebrochen, die Madonna geraubt. Es ist die dritte Attacke in der Pfarrgemeinde von Don Orlando (54): «Wir machen uns grosse Sorgen», sagt der Priester. Er hat einmal mehr Anzeige erstattet.
Am Samstag entdeckt ein weiterer Bürger, dass auch in Pedrinate bei Chiasso die Madonna von Lourdes nicht mehr in ihrer Grotte steht. Auch hier wurde das Tor zur Figur geknackt und die Figur entwendet. Fast 40 Jahre stand die Statuette da. Jetzt ist sie weg.
«Es ist eine Zeit der Arroganz, Verachtung und Verrohung»
Don Gianfranco Feliciani (66), Pfarrer von Chiasso, warnt: «Diese Schändungen sind die Spitze eines Eisbergs. In unserer heutigen Zeit gibt es keinen Respekt mehr gegenüber Dingen und Menschen.»
Doch es gebe auch noch Menschen, die angesichts der Gewalt an den Heiligenfiguren ihre Hilfe anböten. «Viele wollen für die Anschaffung einer neuen Madonna spenden», sagt der katholische Priester. Mittlerweile nimmt auch die Polizei die Diebstähle ernst. Auch wenn sie keine Angaben zum Stand der Ermittlungen macht, bestätigt man BLICK: «Es gibt eine einzige Ermittlung für alle Fälle.»
Angst vor weiteren Attacken
Selbst die Kurie meldet sich zu Wort. Man verfolge mit Sorge und Aufmerksamkeit die Diebstähle und Vandalenakte, so Luca Montagner (28) zu BLICK. «Es ist kein Angriff auf die Kirche, sondern auf Privatpersonen, denen der Glaube und die Tradition der Madonna von Lourdes wichtig ist, die ihre Heiligenfiguren, die Grotten und Kapellen mit Herzblut pflegen», sagt der Sprecher der Tessiner Diözese in Lugano. Die bange Frage im ganzen Tessin: Wann schlägt der Madonnenhasser wieder zu?