Über 700 Menschen ertrinken im Mittelmeer beim Versuch Italien zu erreichen. Während die Medien über die Katastrophe berichten, denkt Adriana Sartori (55) ans Essen.
Die Chefin der Lega, SVP und Unabhängigen in der Gemeinde Balerna TI postet gestern zu einem Artikel des italienischen «Il Giornale» auf Facebook: «Ihr könnt mich als makaber bezeichnen, aber habt Ihr schon mal dran gedacht, wo von sich die Fische ernähren, die wir dann essen???» Dann geht es munter weiter im Text: «Ich bin Realistin, keine Rassistin...«
Das freilich ist selbst für einige ihrer Partei-Kollegen zu viel. Lega-Politiker Boris Bignasca (29), Sohn des 2013 verstorbenen Partei-Gründers Giuliano Bignasca, lässt im «Giornale del Popolo» Dampf ab: «Solche Äusserungen sind unmenschlich. Auch mein Vater hätte sie verurteilt. Manchen Pseudo-Legisten sollte der Zugang zu Facebook verwehrt werden.»
Adriana Sartori rudert unterdessen zurück - und macht alles schlimmer. «Es war nicht meine Absicht respektlos zu sein«, schreibt sie weiter auf Facebook, «wie kommt es, dass nach dem vielen Geld aus EU und der Schweiz, das für die Flüchtlinge ausgegeben wird, man die Bootsüberfahrten dieser armen Menschen nicht stoppen kann, die zu Hunderten ertrinken.»Sonst findet die füllige Lega-Dame ihr Post völlig in Ordnung: «Man muss provozieren, um die Leute wachzurütteln.»
Mehr als geschmacklos findet Abgeordneter Germano Mattei (63) von MontagnaViva die Posts und antwortet der Gemeinderätin von Balerna: «Sie konnten sich nicht schlimmer äussern. Entschuldigen Sie sich und wenn möglich löschen Sie alles.»
«Ich werde keine Ruhe finden», sagt unterdessen FDP-Politikerin Natalia Ferrara Micocci (33), «solange diese Worte des Hasses und der Ignoranz nicht ausradiert werden. Solche Kommentare scheinen von Robotern gemacht. Ohne Ehre. Ohne Herz. Ohne Würde.»
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