Die Terrasse ist verwaist. Chiuso steht am Eingang. Die Küche bleibt kalt. Das Coronavirus verbietet jeden gastronomischen Betrieb. Und das nun schon seit gut fünf Wochen. Dennoch: Im Grotto Cà Nostra in Orselina TI wird nicht Trübsal geblasen und werden auch nicht die Hände in den Schoss gelegt. «Das Virus nimmt uns nicht den Schnauf», sagt Wirt Gianluca Cuppone (40).
Der Tessiner und seine Frau Claudia (39) bereiten sich auf die Zeit nach dem Shutdown vor. Wirtschaftsminister Guy Parmelin (60) macht ihnen am Wochenende in Interviews neue Hoffnung. Das Lokal am Hang mit Terrasse und Seeblick steht in den Startlöchern. «Wir könnten schon in einer Woche loslegen», sagt Gianluca Cuppone voller Tatendrang. Doch das vom Virus gezeichnete Tessin zögert noch mit Lockerungen.
Corona-Konzept für Grotto steht
«Nur noch jeder zweite Tisch wird gedeckt», erklärt der Grotto-Wirt sein Corona-Konzept. Und: «Die Tische dazwischen werden mit Blumenbouquets dekoriert, dienen als Schutzwand und als Ablage für die Gerichte.» So sitzen die Gäste zukünftig mit Abstand und auch die Kellner müssen sich ihnen nicht nähern. Diese würden nicht mit hässlichem Mundschutzmasken abschrecken, sondern gläserne Visiere und elegante weisse Handschuhe tragen, so der Wirt. «Wer von den Gästen keinen Platz findet, kann unsere Gerichte im Take-away mitnehmen.»
Auch Massimo Suter (49) hofft auf eine baldige Lockerung für die Tessiner Gastrobetriebe. «Schon heute ist jedes zehnte Lokal vom Bankrott bedroht», sagt der Präsident von Gastro Ticino. «Vor allem die Grotti haben Mühe. Ihr Betrieb beschränkt sich auf die wenigen Sommermonate.» Doch gerade die würden die Anti-Corona-Bedingungen am besten erfüllen, da sie meist im Freien servieren. «Man könnte», so Suter, «Terrassenlokale öffnen und jene Restaurants finanziell unterstützen, die kein Social Distancing garantieren und somit nicht öffnen können.»
Es gibt auch Optimismus in der Hotelbranche
Geradezu optimistisch schaut Lorenzo Pianezzi (39) auf die Sommersaison. Der Präsident der Tessiner Sektion von Hotellerie Suisse fordert vom kantonalen Staatsrat grünes Licht für die Tessiner Hotels. «Wir könnten in zwei Wochen loslegen», sagt Pianezzi. «Viele Schweizer würden gern in die Sonnenstube kommen. Ihr Anteil an unseren Gästen könnte in diesem Sommer von den üblichen 60 Prozent auf mehr als 80 Prozent ansteigen.»
Grund dafür sieht der Besitzer des Hotel Zurigo Downtown in Lugano TI in der internationalen Tourismuskrise. Die Reisekultur würde sich zurzeit radikal ändern, so Pianezzi. «Die Menschen wollen keinen Massentourismus mehr, nicht zusammengepfercht in irgendwelchen Low-Cost-Fliegern sitzen.» Auch die Kurztrips würden abnehmen. «Die Menschen buchen lieber für längere Zeiträume», sagt Pianezzi. Das Ausland sei zurzeit out. Jetzt buhlen die Schweizer Hotels um ihre heimischen Gäste.
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