Im Herbst 2014 kursierten die Vorwürfe im 4500-Einwohner-Dorf hinter vorgehaltener Hand. Heute stehen sie in der Anklageschrift. Punkt für Punkt. Mauro B.* (61) soll am 23. Oktober 2014 drei achtjährige Schülerinnen während des Unterrichts an ihren Stuhl gefesselt haben.
Er habe zudem einem Schüler den Stuhl, auf dem er sass, von hinten weggekickt. Der Bub stürzte und verletzte sich am Rücken. Schon 2010 und 2011 sei Mauro B. gewalttätig vorgegangen.
Der Richter fragt nach den Schlägen mit dem Lineal auf die Finger, nach den Kniffen in den Nacken, Stichen mit dem frisch gespitzten Bleistift in den Hinterkopf eines Buben. Alles nicht wahr, sagt Mauro B. «Ich habe mit dem Lineal nur die Hände berührt.»
Gefesselt, weil sie nicht gerade auf dem Stuhl sassen
Zum Vorwurf, er habe im Unterricht grobe Schimpfworte gebrüllt, gepfiffen und Radiergummis und Schlüsselbünde nach Schülern geworfen, sagt der Ex-Gemeindepräsident von Montagnola TI: «Das war nötig, um Ruhe zu schaffen. Schliesslich haben die anderen Kinder ein Recht auf ordentlichen Unterricht.»
Bei den Fesselungen wiegelt der Pädagoge ab: «Ich habe lediglich einen Woll- und Bindfaden einmal um die Mädchen herumgebunden und mit einer Schleife zugezogen. Das war doch nur Spass.» Die Mädchen, so Mauro B., hätten nicht gerade auf den Stühlen gesessen.
«Ich wollte ihm doch nicht wehtun»
Auch den nächsten Anklagepunkt dementiert der Tessiner. Er habe den Stuhl des Buben nicht mit dem Fuss weggetreten, sondern ihn nach vorne schieben wollen. Dabei sei der Schüler vom Sitz gerutscht. «Ich wollte ihm doch nicht wehtun.»
Im Juli 2017 verurteilte der Staatsanwalt Mauro B. wegen Nötigung und Verletzung der Fürsorgepflicht zu 75 Tagessätzen à 190 Franken, ausgesetzt auf zwei Jahre Bewährung, und einer Busse von 2000 Franken. Zu hart, fand der Lehrer und rekurrierte. Am kommenden Montag fällt der Richterspruch.
* Name der Redaktion bekannt
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